Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835.

Bild:
<< vorherige Seite

gungen und der Hagelwetter werden, welche
mein Vermögen ruiniren konnten. Dein Geiz
sah alles vorher. Ein teuflisches Spiel hast du
mit mir getrieben. Zu den Beleidigungen füg¬
test du noch meine Entnervung, meine Unfähig¬
keit, mich für sie zu rächen, hinzu!"

Und das sagte Jeronimo mit Recht. Denn
wie richtig er auch das Benehmen seines Bru¬
ders, diese Manier, ihn zu beobachten und in
der Hand zu haben, durchschaute, so war er
doch in seiner Willenskraft wie gelähmt. Eine
unerwiederte Neigung hatte ihn zu Boden gewor¬
fen. Er war keines Entschlusses fähig, wenn
sein Bruder so schlecht handelte, ihm wieder
eine neue Hoffnung zu machen. So lächelte
Luigi auch hier, nahm die Geldrollen und ließ,
indem er sie einsteckte, wie zufällig die Schleife
eines blauen Damenkleides aus ihr herausfallen.
Jeronimo fieng sie auf und preßte sie an seine
Lippen. Sie war von Wally, ein Raub in

Gutzkow's Wally. 12

gungen und der Hagelwetter werden, welche
mein Vermögen ruiniren konnten. Dein Geiz
ſah alles vorher. Ein teufliſches Spiel haſt du
mit mir getrieben. Zu den Beleidigungen füg¬
teſt du noch meine Entnervung, meine Unfähig¬
keit, mich für ſie zu rächen, hinzu!“

Und das ſagte Jeronimo mit Recht. Denn
wie richtig er auch das Benehmen ſeines Bru¬
ders, dieſe Manier, ihn zu beobachten und in
der Hand zu haben, durchſchaute, ſo war er
doch in ſeiner Willenskraft wie gelähmt. Eine
unerwiederte Neigung hatte ihn zu Boden gewor¬
fen. Er war keines Entſchluſſes fähig, wenn
ſein Bruder ſo ſchlecht handelte, ihm wieder
eine neue Hoffnung zu machen. So lächelte
Luigi auch hier, nahm die Geldrollen und ließ,
indem er ſie einſteckte, wie zufällig die Schleife
eines blauen Damenkleides aus ihr herausfallen.
Jeronimo fieng ſie auf und preßte ſie an ſeine
Lippen. Sie war von Wally, ein Raub in

Gutzkow's Wally. 12
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0186" n="177"/>
gungen und der Hagelwetter werden, welche<lb/>
mein Vermögen ruiniren konnten. Dein Geiz<lb/>
&#x017F;ah alles vorher. Ein teufli&#x017F;ches Spiel ha&#x017F;t du<lb/>
mit mir getrieben. Zu den Beleidigungen füg¬<lb/>
te&#x017F;t du noch meine Entnervung, meine Unfähig¬<lb/>
keit, mich für &#x017F;ie zu rächen, hinzu!&#x201C;</p><lb/>
          <p>Und das &#x017F;agte Jeronimo mit Recht. Denn<lb/>
wie richtig er auch das Benehmen &#x017F;eines Bru¬<lb/>
ders, die&#x017F;e Manier, ihn zu beobachten und in<lb/>
der Hand zu haben, durch&#x017F;chaute, &#x017F;o war er<lb/>
doch in &#x017F;einer Willenskraft wie gelähmt. Eine<lb/>
unerwiederte Neigung hatte ihn zu Boden gewor¬<lb/>
fen. Er war keines Ent&#x017F;chlu&#x017F;&#x017F;es fähig, wenn<lb/>
&#x017F;ein Bruder &#x017F;o &#x017F;chlecht handelte, ihm wieder<lb/>
eine neue Hoffnung zu machen. So lächelte<lb/>
Luigi auch hier, nahm die Geldrollen und ließ,<lb/>
indem er &#x017F;ie ein&#x017F;teckte, wie zufällig die Schleife<lb/>
eines blauen Damenkleides aus ihr herausfallen.<lb/>
Jeronimo fieng &#x017F;ie auf und preßte &#x017F;ie an &#x017F;eine<lb/>
Lippen. Sie war von Wally, ein Raub in<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Gutzkow's Wally. 12<lb/></fw>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[177/0186] gungen und der Hagelwetter werden, welche mein Vermögen ruiniren konnten. Dein Geiz ſah alles vorher. Ein teufliſches Spiel haſt du mit mir getrieben. Zu den Beleidigungen füg¬ teſt du noch meine Entnervung, meine Unfähig¬ keit, mich für ſie zu rächen, hinzu!“ Und das ſagte Jeronimo mit Recht. Denn wie richtig er auch das Benehmen ſeines Bru¬ ders, dieſe Manier, ihn zu beobachten und in der Hand zu haben, durchſchaute, ſo war er doch in ſeiner Willenskraft wie gelähmt. Eine unerwiederte Neigung hatte ihn zu Boden gewor¬ fen. Er war keines Entſchluſſes fähig, wenn ſein Bruder ſo ſchlecht handelte, ihm wieder eine neue Hoffnung zu machen. So lächelte Luigi auch hier, nahm die Geldrollen und ließ, indem er ſie einſteckte, wie zufällig die Schleife eines blauen Damenkleides aus ihr herausfallen. Jeronimo fieng ſie auf und preßte ſie an ſeine Lippen. Sie war von Wally, ein Raub in Gutzkow's Wally. 12

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/186
Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/186>, abgerufen am 18.05.2024.