Leibes, dessen Seele mich stets umhauchen wird. Aber -- o Gott!" --
"Was ist? Cäsar! sprich! fordre! Alles, Alles!"
Cäsar sann und war wie von einem unbe¬ kannten Gefühle ergriffen. Er strich mit der Hand über seine Stirne und sagte dann leise mit sanften und zärtlichen Worten zu Wally: "Sie werden reisen: ich auch. Wir werden uns in vielen Jahren nicht wieder sehen. Da gibt es ein reizendes Gedicht des deutschen Mittel¬ alters, der Titurel, in welchem eine bezaubernde Sage erzählt wird. Tschionatulander und Si¬ gune beten sich an. Sie sind fast noch Kinder: ihre Liebe besitzt die ganze Naivetät ihrer ju¬ gendlichen Thorheit. Ich spreche nicht von Tschionatulander's Tod, weder vom treuen Hun¬ de, der aus der Schlacht die tragische Botschaft bringt, nicht von Sigunens Klage, wie sie den Leichnam des Geliebten im Arme haltend un¬ ter'm Baume sitzt, wo Parzifal an ihr vorüber¬
Leibes, deſſen Seele mich ſtets umhauchen wird. Aber — o Gott!“ —
„Was iſt? Cäſar! ſprich! fordre! Alles, Alles!“
Cäſar ſann und war wie von einem unbe¬ kannten Gefühle ergriffen. Er ſtrich mit der Hand über ſeine Stirne und ſagte dann leiſe mit ſanften und zärtlichen Worten zu Wally: „Sie werden reiſen: ich auch. Wir werden uns in vielen Jahren nicht wieder ſehen. Da gibt es ein reizendes Gedicht des deutſchen Mittel¬ alters, der Titurel, in welchem eine bezaubernde Sage erzählt wird. Tſchionatulander und Si¬ gune beten ſich an. Sie ſind faſt noch Kinder: ihre Liebe beſitzt die ganze Naivetät ihrer ju¬ gendlichen Thorheit. Ich ſpreche nicht von Tſchionatulander's Tod, weder vom treuen Hun¬ de, der aus der Schlacht die tragiſche Botſchaft bringt, nicht von Sigunens Klage, wie ſie den Leichnam des Geliebten im Arme haltend un¬ ter'm Baume ſitzt, wo Parzifal an ihr vorüber¬
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Leibes, deſſen Seele mich ſtets umhauchen wird.
Aber — o Gott!“ —
„Was iſt? Cäſar! ſprich! fordre! Alles, Alles!“
Cäſar ſann und war wie von einem unbe¬
kannten Gefühle ergriffen. Er ſtrich mit der
Hand über ſeine Stirne und ſagte dann leiſe
mit ſanften und zärtlichen Worten zu Wally:
„Sie werden reiſen: ich auch. Wir werden uns
in vielen Jahren nicht wieder ſehen. Da gibt
es ein reizendes Gedicht des deutſchen Mittel¬
alters, der Titurel, in welchem eine bezaubernde
Sage erzählt wird. Tſchionatulander und Si¬
gune beten ſich an. Sie ſind faſt noch Kinder:
ihre Liebe beſitzt die ganze Naivetät ihrer ju¬
gendlichen Thorheit. Ich ſpreche nicht von
Tſchionatulander's Tod, weder vom treuen Hun¬
de, der aus der Schlacht die tragiſche Botſchaft
bringt, nicht von Sigunens Klage, wie ſie den
Leichnam des Geliebten im Arme haltend un¬
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Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/128>, abgerufen am 18.05.2024.
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