mittelbar und zufällig war ihr ganzes Leben: nur im Religiösen stand sie oft, wie ein Wan¬ derer auf der Landstraße, der den Weg verfehlt zu haben glaubt, sich in der Gegend umblickt und mit seinem Ortssinne sich zu orientiren sucht. Es war ein ganz bewußtloses Sinnen, ein träumerisches Fühlen, dem sie sich tastend und anpochend hingab. Von einer Reflexion, einer zusammenhängenden Untersuchung konnte bei Wally nicht die Rede sein. Sie litt an einem religiösen Tik, an einer Krankheit, die sich mehr in hastiger Neugier, als in langem Schmerze äußerte. Sie war wie in einem Zimmer, das sich plötzlich mit Rauch füllt und wo man sich nicht anders helfen kann, als an das Fenster zu springen, es aufzureißen und mit einem unmäßigen Gestus nach frischer Luft zu haschen.
Wally wußte selbst nicht, was Alles zusam¬ mentraf, sie nachdenklicher als je zu machen.
mittelbar und zufällig war ihr ganzes Leben: nur im Religiöſen ſtand ſie oft, wie ein Wan¬ derer auf der Landſtraße, der den Weg verfehlt zu haben glaubt, ſich in der Gegend umblickt und mit ſeinem Ortsſinne ſich zu orientiren ſucht. Es war ein ganz bewußtloſes Sinnen, ein träumeriſches Fühlen, dem ſie ſich taſtend und anpochend hingab. Von einer Reflexion, einer zuſammenhängenden Unterſuchung konnte bei Wally nicht die Rede ſein. Sie litt an einem religiöſen Tik, an einer Krankheit, die ſich mehr in haſtiger Neugier, als in langem Schmerze äußerte. Sie war wie in einem Zimmer, das ſich plötzlich mit Rauch füllt und wo man ſich nicht anders helfen kann, als an das Fenſter zu ſpringen, es aufzureißen und mit einem unmäßigen Geſtus nach friſcher Luft zu haſchen.
Wally wußte ſelbſt nicht, was Alles zuſam¬ mentraf, ſie nachdenklicher als je zu machen.
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mittelbar und zufällig war ihr ganzes Leben:
nur im Religiöſen ſtand ſie oft, wie ein Wan¬
derer auf der Landſtraße, der den Weg verfehlt
zu haben glaubt, ſich in der Gegend umblickt
und mit ſeinem Ortsſinne ſich zu orientiren
ſucht. Es war ein ganz bewußtloſes Sinnen,
ein träumeriſches Fühlen, dem ſie ſich taſtend
und anpochend hingab. Von einer Reflexion,
einer zuſammenhängenden Unterſuchung konnte
bei Wally nicht die Rede ſein. Sie litt an
einem religiöſen Tik, an einer Krankheit,
die ſich mehr in haſtiger Neugier, als in
langem Schmerze äußerte. Sie war wie in
einem Zimmer, das ſich plötzlich mit Rauch
füllt und wo man ſich nicht anders helfen kann,
als an das Fenſter zu ſpringen, es aufzureißen
und mit einem unmäßigen Geſtus nach friſcher
Luft zu haſchen.
Wally wußte ſelbſt nicht, was Alles zuſam¬
mentraf, ſie nachdenklicher als je zu machen.
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Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/100>, abgerufen am 24.11.2024.
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