Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.er sich, Nichts mehr vom Persönlichen. Nur sage mir: Glaubst Du an eine Weltordnung, die uns zu sittlichen Handlungen bestimmen soll? Nein, entgegnete Ottomar fest und bestimmt. Merkus mag daran glauben! Sittliche Weltordnung ist eine Phrase, die nur zur Beschönigung von Lüge und Heuchelei dient! Wo bleibt bei "sittlicher Weltordnung" die verrathene Gerechtigkeit? Wo ist die überall gestörte Harmonie? Harmonie ist da - durch unsre Vernichtung! Unsre Ignorirung! Sind nicht Tausende der herrlichsten Schöpfungen untergegangen? Die schönsten Standbilder, die herrlichsten Tragödien? Wo ist Alcäus? Wo Phrynichus? Wer rettete das stille Bewußtsein einer edlen That? Wo stehen die Retter angeschrieben verborgenen, ewig, ewig dunkel bleibenden Verdienstes? Nein, Freund, dem chaotischen, bösen Zufall, der diese Welt regiert, gegenüber, dem ungeheuren Gesetze der Regelmäßigkeit und Unerbittlichkeit, bleibt uns Nichts übrig, als Trotz, Standhalten, Widerpart mit den ehrlichen Waffen der Bildung und der Waffe eines richtig organisirten Herzens! Das ist die Errungenschaft der Zeit und da ist der Pessimismus dem grausamen Welträthsel gegenüber berechtigt! Der Graf war noch erfüllt von den Gedankenreihen, die Edwinas trauriges Ende in ihm geweckt hatte. Er er sich, Nichts mehr vom Persönlichen. Nur sage mir: Glaubst Du an eine Weltordnung, die uns zu sittlichen Handlungen bestimmen soll? Nein, entgegnete Ottomar fest und bestimmt. Merkus mag daran glauben! Sittliche Weltordnung ist eine Phrase, die nur zur Beschönigung von Lüge und Heuchelei dient! Wo bleibt bei „sittlicher Weltordnung“ die verrathene Gerechtigkeit? Wo ist die überall gestörte Harmonie? Harmonie ist da – durch unsre Vernichtung! Unsre Ignorirung! Sind nicht Tausende der herrlichsten Schöpfungen untergegangen? Die schönsten Standbilder, die herrlichsten Tragödien? Wo ist Alcäus? Wo Phrynichus? Wer rettete das stille Bewußtsein einer edlen That? Wo stehen die Retter angeschrieben verborgenen, ewig, ewig dunkel bleibenden Verdienstes? Nein, Freund, dem chaotischen, bösen Zufall, der diese Welt regiert, gegenüber, dem ungeheuren Gesetze der Regelmäßigkeit und Unerbittlichkeit, bleibt uns Nichts übrig, als Trotz, Standhalten, Widerpart mit den ehrlichen Waffen der Bildung und der Waffe eines richtig organisirten Herzens! Das ist die Errungenschaft der Zeit und da ist der Pessimismus dem grausamen Welträthsel gegenüber berechtigt! Der Graf war noch erfüllt von den Gedankenreihen, die Edwinas trauriges Ende in ihm geweckt hatte. Er <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0298" n="292"/> er sich, Nichts mehr vom Persönlichen. Nur sage mir: Glaubst Du an eine Weltordnung, die uns zu sittlichen Handlungen bestimmen soll?</p> <p>Nein, entgegnete Ottomar fest und bestimmt. Merkus mag daran glauben! Sittliche Weltordnung ist eine Phrase, die nur zur Beschönigung von Lüge und Heuchelei dient! Wo bleibt bei „sittlicher Weltordnung“ die verrathene Gerechtigkeit? Wo ist die überall gestörte Harmonie? Harmonie ist da – durch unsre Vernichtung! Unsre Ignorirung! Sind nicht Tausende der herrlichsten Schöpfungen untergegangen? Die schönsten Standbilder, die herrlichsten Tragödien? Wo ist Alcäus? Wo Phrynichus? Wer rettete das stille Bewußtsein einer edlen That? Wo stehen die Retter angeschrieben verborgenen, ewig, ewig dunkel bleibenden Verdienstes? Nein, Freund, dem chaotischen, bösen Zufall, der diese Welt regiert, gegenüber, dem ungeheuren Gesetze der Regelmäßigkeit und Unerbittlichkeit, bleibt uns Nichts übrig, als Trotz, Standhalten, Widerpart mit den ehrlichen Waffen der Bildung und der Waffe eines richtig organisirten Herzens! Das ist die Errungenschaft der Zeit und da ist der Pessimismus dem grausamen Welträthsel gegenüber berechtigt!</p> <p>Der Graf war noch erfüllt von den Gedankenreihen, die Edwinas trauriges Ende in ihm geweckt hatte. Er </p> </div> </body> </text> </TEI> [292/0298]
er sich, Nichts mehr vom Persönlichen. Nur sage mir: Glaubst Du an eine Weltordnung, die uns zu sittlichen Handlungen bestimmen soll?
Nein, entgegnete Ottomar fest und bestimmt. Merkus mag daran glauben! Sittliche Weltordnung ist eine Phrase, die nur zur Beschönigung von Lüge und Heuchelei dient! Wo bleibt bei „sittlicher Weltordnung“ die verrathene Gerechtigkeit? Wo ist die überall gestörte Harmonie? Harmonie ist da – durch unsre Vernichtung! Unsre Ignorirung! Sind nicht Tausende der herrlichsten Schöpfungen untergegangen? Die schönsten Standbilder, die herrlichsten Tragödien? Wo ist Alcäus? Wo Phrynichus? Wer rettete das stille Bewußtsein einer edlen That? Wo stehen die Retter angeschrieben verborgenen, ewig, ewig dunkel bleibenden Verdienstes? Nein, Freund, dem chaotischen, bösen Zufall, der diese Welt regiert, gegenüber, dem ungeheuren Gesetze der Regelmäßigkeit und Unerbittlichkeit, bleibt uns Nichts übrig, als Trotz, Standhalten, Widerpart mit den ehrlichen Waffen der Bildung und der Waffe eines richtig organisirten Herzens! Das ist die Errungenschaft der Zeit und da ist der Pessimismus dem grausamen Welträthsel gegenüber berechtigt!
Der Graf war noch erfüllt von den Gedankenreihen, die Edwinas trauriges Ende in ihm geweckt hatte. Er
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