Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.ab -! Die Scene, wie Beide, die seit der Spritzentaufe einander spinnefeind geworden waren, sich erst zu versöhnen hatten, dann in zwei Aepfel, die Ehe überhaupt, die ganz gegen ihren Geschmack war, beißen mußten, sich hierauf über ihren Geschmack orientiren und zuletzt doch entschlossen, durch das Loos zu entscheiden, wer um Sascha, wer um Zerline werben sollte, gehört der Feder des Lustspieldichters an. Die Karten: Hofrath Dieterici und Zerline Luzius, Kreisrichter Jean Vogler und Sascha Luzius, überraschten alle Welt. Solche und ähnliche Vorgänge gaben stets Stoff zur Unterhaltung und diese schloß mit dem immer gleichlautenden Geständniß Ottomars: Süßes - süßes Leben, wie hast du mein ganzes Sein ergriffen, wie mein Wollen und Streben miterfüllt! Eine Liebesthat hast du um mich gethan! Sie bindet mich auf immer! Man darf ein hochherziges Weib nicht im Stiche lassen. Und da Udo selbst um eine Andere warb, selbst seine ihm auferlegte süße, von ihm nicht verstandene Fessel brechen wollte, so spricht mich auch mein Gewissen von Freundesuntreue frei! Gewiß kommt noch einst eine Zeit, wo ich ihm wieder mit alter Freundschaft die Hand bieten kann! Nie hatte sonst Ottomar in Adas Augen andere Thränen als die der Ungeduld gesehen. Jetzt kam es zu Thränen der Freude, des Mitleids, die sie vergoß. ab –! Die Scene, wie Beide, die seit der Spritzentaufe einander spinnefeind geworden waren, sich erst zu versöhnen hatten, dann in zwei Aepfel, die Ehe überhaupt, die ganz gegen ihren Geschmack war, beißen mußten, sich hierauf über ihren Geschmack orientiren und zuletzt doch entschlossen, durch das Loos zu entscheiden, wer um Sascha, wer um Zerline werben sollte, gehört der Feder des Lustspieldichters an. Die Karten: Hofrath Dieterici und Zerline Luzius, Kreisrichter Jean Vogler und Sascha Luzius, überraschten alle Welt. Solche und ähnliche Vorgänge gaben stets Stoff zur Unterhaltung und diese schloß mit dem immer gleichlautenden Geständniß Ottomars: Süßes – süßes Leben, wie hast du mein ganzes Sein ergriffen, wie mein Wollen und Streben miterfüllt! Eine Liebesthat hast du um mich gethan! Sie bindet mich auf immer! Man darf ein hochherziges Weib nicht im Stiche lassen. Und da Udo selbst um eine Andere warb, selbst seine ihm auferlegte süße, von ihm nicht verstandene Fessel brechen wollte, so spricht mich auch mein Gewissen von Freundesuntreue frei! Gewiß kommt noch einst eine Zeit, wo ich ihm wieder mit alter Freundschaft die Hand bieten kann! Nie hatte sonst Ottomar in Adas Augen andere Thränen als die der Ungeduld gesehen. Jetzt kam es zu Thränen der Freude, des Mitleids, die sie vergoß. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0276" n="270"/> ab –! Die Scene, wie Beide, die seit der Spritzentaufe einander spinnefeind geworden waren, sich erst zu versöhnen hatten, dann in zwei Aepfel, die Ehe überhaupt, die ganz gegen ihren Geschmack war, beißen mußten, sich hierauf über ihren Geschmack orientiren und zuletzt doch entschlossen, durch das Loos zu entscheiden, wer um Sascha, wer um Zerline werben sollte, gehört der Feder des Lustspieldichters an. Die Karten: Hofrath Dieterici und Zerline Luzius, Kreisrichter Jean Vogler und Sascha Luzius, überraschten alle Welt.</p> <p>Solche und ähnliche Vorgänge gaben stets Stoff zur Unterhaltung und diese schloß mit dem immer gleichlautenden Geständniß Ottomars: Süßes – süßes Leben, wie hast du mein ganzes Sein ergriffen, wie mein Wollen und Streben miterfüllt! Eine Liebesthat hast du um mich gethan! Sie bindet mich auf immer! Man darf ein hochherziges Weib nicht im Stiche lassen. Und da Udo selbst um eine Andere warb, selbst seine ihm auferlegte süße, von ihm nicht verstandene Fessel brechen wollte, so spricht mich auch mein Gewissen von Freundesuntreue frei! Gewiß kommt noch einst eine Zeit, wo ich ihm wieder mit alter Freundschaft die Hand bieten kann!</p> <p>Nie hatte sonst Ottomar in Adas Augen andere Thränen als die der Ungeduld gesehen. Jetzt kam es zu Thränen der Freude, des Mitleids, die sie vergoß. </p> </div> </body> </text> </TEI> [270/0276]
ab –! Die Scene, wie Beide, die seit der Spritzentaufe einander spinnefeind geworden waren, sich erst zu versöhnen hatten, dann in zwei Aepfel, die Ehe überhaupt, die ganz gegen ihren Geschmack war, beißen mußten, sich hierauf über ihren Geschmack orientiren und zuletzt doch entschlossen, durch das Loos zu entscheiden, wer um Sascha, wer um Zerline werben sollte, gehört der Feder des Lustspieldichters an. Die Karten: Hofrath Dieterici und Zerline Luzius, Kreisrichter Jean Vogler und Sascha Luzius, überraschten alle Welt.
Solche und ähnliche Vorgänge gaben stets Stoff zur Unterhaltung und diese schloß mit dem immer gleichlautenden Geständniß Ottomars: Süßes – süßes Leben, wie hast du mein ganzes Sein ergriffen, wie mein Wollen und Streben miterfüllt! Eine Liebesthat hast du um mich gethan! Sie bindet mich auf immer! Man darf ein hochherziges Weib nicht im Stiche lassen. Und da Udo selbst um eine Andere warb, selbst seine ihm auferlegte süße, von ihm nicht verstandene Fessel brechen wollte, so spricht mich auch mein Gewissen von Freundesuntreue frei! Gewiß kommt noch einst eine Zeit, wo ich ihm wieder mit alter Freundschaft die Hand bieten kann!
Nie hatte sonst Ottomar in Adas Augen andere Thränen als die der Ungeduld gesehen. Jetzt kam es zu Thränen der Freude, des Mitleids, die sie vergoß.
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