Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.

Bild:
<< vorherige Seite

verrieth am meisten seine Verzweiflung und schonte Niemand. Das Sitzensollen, der mögliche Adelsverlust brachten ihn außer sich. Ottomar hatte ihn mit einem geladenen Revolver von seiner Stube getrieben, als er ihn wegen Ada zur Rede stellen wollte, und Graf Treuenfels hatte streng verboten, dem Wüthenden und seiner Mutter ferner Zutritt im Palais zu gestatten.

In der That kam Forbeck. Von Toilette war keine Rede mehr bei ihm. Sonst war sie seine Hauptaufgabe. Jetzt war der Bart grau, das Haar ungeordnet, das Hemd schien einige Tage nicht gewechselt. Scharfe Einschnitte von der Nase bis zum Mundwinkel ließen ihn um zehn Jahre älter erscheinen, als er war. Nur seine Haltung war stramm, weil er alle seine Muskeln anspannte.

Forbeck wollte wissen, was Ehlerdt bei seinem künftigen Schwager Wolny ausgerichtet hätte. Aber unten hatte er schon die Schreckensbotschaft vernommen. Der Mann wurde eben in's Krankenhaus gebracht. Josefa weinte. Forbeck kam erstarrt die Treppe herauf, blickte Rabe stumm an und that gleichsam, als wenn der Dämon, der Raimund gepackt hätte, auch ihnen beiden nächstens auf den Leib springen könnte.

Diese Gebrochenheit, die sich in einfachem Hm! Hm! und ähnlichen Seufzern aussprach, gab Cohn

verrieth am meisten seine Verzweiflung und schonte Niemand. Das Sitzensollen, der mögliche Adelsverlust brachten ihn außer sich. Ottomar hatte ihn mit einem geladenen Revolver von seiner Stube getrieben, als er ihn wegen Ada zur Rede stellen wollte, und Graf Treuenfels hatte streng verboten, dem Wüthenden und seiner Mutter ferner Zutritt im Palais zu gestatten.

In der That kam Forbeck. Von Toilette war keine Rede mehr bei ihm. Sonst war sie seine Hauptaufgabe. Jetzt war der Bart grau, das Haar ungeordnet, das Hemd schien einige Tage nicht gewechselt. Scharfe Einschnitte von der Nase bis zum Mundwinkel ließen ihn um zehn Jahre älter erscheinen, als er war. Nur seine Haltung war stramm, weil er alle seine Muskeln anspannte.

Forbeck wollte wissen, was Ehlerdt bei seinem künftigen Schwager Wolny ausgerichtet hätte. Aber unten hatte er schon die Schreckensbotschaft vernommen. Der Mann wurde eben in’s Krankenhaus gebracht. Josefa weinte. Forbeck kam erstarrt die Treppe herauf, blickte Rabe stumm an und that gleichsam, als wenn der Dämon, der Raimund gepackt hätte, auch ihnen beiden nächstens auf den Leib springen könnte.

Diese Gebrochenheit, die sich in einfachem Hm! Hm! und ähnlichen Seufzern aussprach, gab Cohn

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0254" n="248"/>
verrieth am meisten seine Verzweiflung und schonte Niemand. Das Sitzensollen, der mögliche Adelsverlust brachten ihn außer sich. Ottomar hatte ihn mit einem geladenen Revolver von seiner Stube getrieben, als er ihn wegen Ada zur Rede stellen wollte, und Graf Treuenfels hatte streng verboten, dem Wüthenden und seiner Mutter ferner Zutritt im Palais zu gestatten.</p>
        <p>In der That kam Forbeck. Von Toilette war keine Rede mehr bei ihm. Sonst war sie seine Hauptaufgabe. Jetzt war der Bart grau, das Haar ungeordnet, das Hemd schien einige Tage nicht gewechselt. Scharfe Einschnitte von der Nase bis zum Mundwinkel ließen ihn um zehn Jahre älter erscheinen, als er war. Nur seine Haltung war stramm, weil er alle seine Muskeln anspannte.</p>
        <p>Forbeck wollte wissen, was Ehlerdt bei seinem künftigen Schwager Wolny ausgerichtet hätte. Aber unten hatte er schon die Schreckensbotschaft vernommen. Der Mann wurde eben in&#x2019;s Krankenhaus gebracht. Josefa weinte. Forbeck kam erstarrt die Treppe herauf, blickte Rabe stumm an und that gleichsam, als wenn der Dämon, der Raimund gepackt hätte, auch ihnen beiden nächstens auf den Leib springen könnte.</p>
        <p>Diese Gebrochenheit, die sich in einfachem Hm! Hm! und ähnlichen Seufzern aussprach, gab Cohn
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[248/0254] verrieth am meisten seine Verzweiflung und schonte Niemand. Das Sitzensollen, der mögliche Adelsverlust brachten ihn außer sich. Ottomar hatte ihn mit einem geladenen Revolver von seiner Stube getrieben, als er ihn wegen Ada zur Rede stellen wollte, und Graf Treuenfels hatte streng verboten, dem Wüthenden und seiner Mutter ferner Zutritt im Palais zu gestatten. In der That kam Forbeck. Von Toilette war keine Rede mehr bei ihm. Sonst war sie seine Hauptaufgabe. Jetzt war der Bart grau, das Haar ungeordnet, das Hemd schien einige Tage nicht gewechselt. Scharfe Einschnitte von der Nase bis zum Mundwinkel ließen ihn um zehn Jahre älter erscheinen, als er war. Nur seine Haltung war stramm, weil er alle seine Muskeln anspannte. Forbeck wollte wissen, was Ehlerdt bei seinem künftigen Schwager Wolny ausgerichtet hätte. Aber unten hatte er schon die Schreckensbotschaft vernommen. Der Mann wurde eben in’s Krankenhaus gebracht. Josefa weinte. Forbeck kam erstarrt die Treppe herauf, blickte Rabe stumm an und that gleichsam, als wenn der Dämon, der Raimund gepackt hätte, auch ihnen beiden nächstens auf den Leib springen könnte. Diese Gebrochenheit, die sich in einfachem Hm! Hm! und ähnlichen Seufzern aussprach, gab Cohn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-02-19T11:57:26Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2014-02-19T11:57:26Z)
Staatsbibliothek zu Berlin: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Sign. Yx 17781-3<a>) (2014-02-19T11:57:26Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet
  • Druckfehler: dokumentiert
  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet
  • Kustoden: nicht gekennzeichnet
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder03_1877
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder03_1877/254
Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder03_1877/254>, abgerufen am 03.05.2024.