Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.abgenommen. Die grobe Arbeit, das Kneipen, Brüllen, Ränkeschmieden widersteht mir jetzt. So bin ich zwischen zwei Stühle gerathen. Politische Carriere? Sie wissen ja, daß ich lateinische Sprachschnitzer mache . . . Nach einer langen Pause sagte er: Wie geht's Martha? Er unterbrach alle seine Gedankenreihen. Darf ich? Er hatte Wolnys Cigarrenportefeuille ergriffen. Die Ankunft des bestellten Frühstücks zwang zu einem harmloseren Gespräche und Wolny war gerührt von dem demüthigen Tone des einst so Hochfahrenden. Er reichte ihm köstliche Havanna-Cigarren. Dabei hatte sich Raimund noch immer nicht gesetzt. Er ging auf und ab und sprach nur wie träumerisch: Recht wohl! Recht wohl! Aber auf die Länge bemerkte Wolny, daß die Portweinflasche dem Unglücklichen eine gewisse Breitspurigkeit im Reden gab. Die Zunge wurde schwer, der Geist matter, wie es sonst dem jungen Manne, der nur Feuer und Elektricität sprühte, nicht eigen war. Sehen Sie, sagte der eigenthümlich Verwandelte, ich habe an der ganzen Rabefabrik-Angelegenheit nur ein Personalinteresse - Ich weiß es - ich weiß es - drängte Wolny. Der Gegenstand ist aber abgemacht - Mein glücklicher Instinkt, fuhr Raimund behaglich fort, brachte mich gleich im Anfang auf den Gedanken, abgenommen. Die grobe Arbeit, das Kneipen, Brüllen, Ränkeschmieden widersteht mir jetzt. So bin ich zwischen zwei Stühle gerathen. Politische Carrière? Sie wissen ja, daß ich lateinische Sprachschnitzer mache . . . Nach einer langen Pause sagte er: Wie geht’s Martha? Er unterbrach alle seine Gedankenreihen. Darf ich? Er hatte Wolnys Cigarrenportefeuille ergriffen. Die Ankunft des bestellten Frühstücks zwang zu einem harmloseren Gespräche und Wolny war gerührt von dem demüthigen Tone des einst so Hochfahrenden. Er reichte ihm köstliche Havanna-Cigarren. Dabei hatte sich Raimund noch immer nicht gesetzt. Er ging auf und ab und sprach nur wie träumerisch: Recht wohl! Recht wohl! Aber auf die Länge bemerkte Wolny, daß die Portweinflasche dem Unglücklichen eine gewisse Breitspurigkeit im Reden gab. Die Zunge wurde schwer, der Geist matter, wie es sonst dem jungen Manne, der nur Feuer und Elektricität sprühte, nicht eigen war. Sehen Sie, sagte der eigenthümlich Verwandelte, ich habe an der ganzen Rabefabrik-Angelegenheit nur ein Personalinteresse – Ich weiß es – ich weiß es – drängte Wolny. Der Gegenstand ist aber abgemacht – Mein glücklicher Instinkt, fuhr Raimund behaglich fort, brachte mich gleich im Anfang auf den Gedanken, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0225" n="219"/> abgenommen. Die grobe Arbeit, das Kneipen, Brüllen, Ränkeschmieden widersteht mir jetzt. So bin ich zwischen zwei Stühle gerathen. Politische Carrière? Sie wissen ja, daß ich lateinische Sprachschnitzer mache . . . Nach einer langen Pause sagte er: Wie geht’s Martha? Er unterbrach alle seine Gedankenreihen. Darf ich? Er hatte Wolnys Cigarrenportefeuille ergriffen.</p> <p>Die Ankunft des bestellten Frühstücks zwang zu einem harmloseren Gespräche und Wolny war gerührt von dem demüthigen Tone des einst so Hochfahrenden. Er reichte ihm köstliche Havanna-Cigarren. Dabei hatte sich Raimund noch immer nicht gesetzt. Er ging auf und ab und sprach nur wie träumerisch: Recht wohl! Recht wohl!</p> <p>Aber auf die Länge bemerkte Wolny, daß die Portweinflasche dem Unglücklichen eine gewisse Breitspurigkeit im Reden gab. Die Zunge wurde schwer, der Geist matter, wie es sonst dem jungen Manne, der nur Feuer und Elektricität sprühte, nicht eigen war.</p> <p>Sehen Sie, sagte der eigenthümlich Verwandelte, ich habe an der ganzen Rabefabrik-Angelegenheit nur ein Personalinteresse –</p> <p>Ich weiß es – ich weiß es – drängte Wolny. Der Gegenstand ist aber abgemacht –</p> <p>Mein glücklicher Instinkt, fuhr Raimund behaglich fort, brachte mich gleich im Anfang auf den Gedanken, </p> </div> </body> </text> </TEI> [219/0225]
abgenommen. Die grobe Arbeit, das Kneipen, Brüllen, Ränkeschmieden widersteht mir jetzt. So bin ich zwischen zwei Stühle gerathen. Politische Carrière? Sie wissen ja, daß ich lateinische Sprachschnitzer mache . . . Nach einer langen Pause sagte er: Wie geht’s Martha? Er unterbrach alle seine Gedankenreihen. Darf ich? Er hatte Wolnys Cigarrenportefeuille ergriffen.
Die Ankunft des bestellten Frühstücks zwang zu einem harmloseren Gespräche und Wolny war gerührt von dem demüthigen Tone des einst so Hochfahrenden. Er reichte ihm köstliche Havanna-Cigarren. Dabei hatte sich Raimund noch immer nicht gesetzt. Er ging auf und ab und sprach nur wie träumerisch: Recht wohl! Recht wohl!
Aber auf die Länge bemerkte Wolny, daß die Portweinflasche dem Unglücklichen eine gewisse Breitspurigkeit im Reden gab. Die Zunge wurde schwer, der Geist matter, wie es sonst dem jungen Manne, der nur Feuer und Elektricität sprühte, nicht eigen war.
Sehen Sie, sagte der eigenthümlich Verwandelte, ich habe an der ganzen Rabefabrik-Angelegenheit nur ein Personalinteresse –
Ich weiß es – ich weiß es – drängte Wolny. Der Gegenstand ist aber abgemacht –
Mein glücklicher Instinkt, fuhr Raimund behaglich fort, brachte mich gleich im Anfang auf den Gedanken,
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