Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.Neuntes Kapitel. Das war denn wohl ein trüber Montag, der nächste bei den Serapionsbrüdern! Tags zuvor hatten sich fast alle ständigen Gäste des grünen Tisches im Trauerhause eingefunden, um den, wie man sagte, in plötzliche Melancholie und Geistesstörung verfallenen Freund zur Ruhe zu geleiten. Die Reden im Hause und am Grabe hielt sonderbarerweise der nun wirklich in die Stadt versetzte Merkus, dem das Viertel von der Bäckerstraße zugefallen war. Die Rede war, wie diese Reden zumeist gehalten werden. Sie paßte wie die Faust auf's Auge. Das Wort der Milde, Schonung, Anerkennung fehlte an sich nicht, aber von dem eigentlichen Menschen kam keine Spur zur näheren Bezeichnung. Von diesem hätte auch nur Schindler ein Bild geben können. Und doch gab Merkus einen auffallenden Beweis von Freimuth. Er hielt es trotz seiner Orthodoxie für nützlich, hierorts Freimaurer zu sein und warb für diesen Neuntes Kapitel. Das war denn wohl ein trüber Montag, der nächste bei den Serapionsbrüdern! Tags zuvor hatten sich fast alle ständigen Gäste des grünen Tisches im Trauerhause eingefunden, um den, wie man sagte, in plötzliche Melancholie und Geistesstörung verfallenen Freund zur Ruhe zu geleiten. Die Reden im Hause und am Grabe hielt sonderbarerweise der nun wirklich in die Stadt versetzte Merkus, dem das Viertel von der Bäckerstraße zugefallen war. Die Rede war, wie diese Reden zumeist gehalten werden. Sie paßte wie die Faust auf’s Auge. Das Wort der Milde, Schonung, Anerkennung fehlte an sich nicht, aber von dem eigentlichen Menschen kam keine Spur zur näheren Bezeichnung. Von diesem hätte auch nur Schindler ein Bild geben können. Und doch gab Merkus einen auffallenden Beweis von Freimuth. Er hielt es trotz seiner Orthodoxie für nützlich, hierorts Freimaurer zu sein und warb für diesen <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0211" n="205"/> <div n="1"> <head>Neuntes Kapitel.</head><lb/> <p><hi rendition="#in">D</hi>as war denn wohl ein trüber Montag, der nächste bei den Serapionsbrüdern! Tags zuvor hatten sich fast alle ständigen Gäste des grünen Tisches im Trauerhause eingefunden, um den, wie man sagte, in plötzliche Melancholie und Geistesstörung verfallenen Freund zur Ruhe zu geleiten.</p> <p>Die Reden im Hause und am Grabe hielt sonderbarerweise der nun wirklich in die Stadt versetzte Merkus, dem das Viertel von der Bäckerstraße zugefallen war. Die Rede war, wie diese Reden zumeist gehalten werden. Sie paßte wie die Faust auf’s Auge. Das Wort der Milde, Schonung, Anerkennung fehlte an sich nicht, aber von dem eigentlichen Menschen kam keine Spur zur näheren Bezeichnung. Von diesem hätte auch nur Schindler ein Bild geben können.</p> <p>Und doch gab Merkus einen auffallenden Beweis von Freimuth. Er hielt es trotz seiner Orthodoxie für nützlich, hierorts Freimaurer zu sein und warb für diesen </p> </div> </body> </text> </TEI> [205/0211]
Neuntes Kapitel.
Das war denn wohl ein trüber Montag, der nächste bei den Serapionsbrüdern! Tags zuvor hatten sich fast alle ständigen Gäste des grünen Tisches im Trauerhause eingefunden, um den, wie man sagte, in plötzliche Melancholie und Geistesstörung verfallenen Freund zur Ruhe zu geleiten.
Die Reden im Hause und am Grabe hielt sonderbarerweise der nun wirklich in die Stadt versetzte Merkus, dem das Viertel von der Bäckerstraße zugefallen war. Die Rede war, wie diese Reden zumeist gehalten werden. Sie paßte wie die Faust auf’s Auge. Das Wort der Milde, Schonung, Anerkennung fehlte an sich nicht, aber von dem eigentlichen Menschen kam keine Spur zur näheren Bezeichnung. Von diesem hätte auch nur Schindler ein Bild geben können.
Und doch gab Merkus einen auffallenden Beweis von Freimuth. Er hielt es trotz seiner Orthodoxie für nützlich, hierorts Freimaurer zu sein und warb für diesen
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