Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.

Bild:
<< vorherige Seite

Aber Schindler polterte, was denn Ottomar hätte thun sollen, als sich die Gräfin in Mannskleidern zu ihm setzte und statt die Rechte "vom Rechten" mit ihm studiren wollte?

Gott im Himmel! schlug der Vater die Hände zusammen. Aber seine weißen Locken lagen dann doch auf den Schultern des Sohnes.

Alle standen jetzt mit ihren Gläsern auf und beglückwünschten einander. Fünf erprobte deutsche Männer, Kernnaturen, Jeder fest und bewährt in seiner Art! Schindler trotz eines aus wohlmeinender Absicht gespielten Jugendstreiches wie aus Eichenholz geschnitten, charakterfest! Wolny, der Vielgeprüfte, der Mann der sittlichen Selbstbeherrschung, der Gesetzgebung, der wir aus freiem Triebe gehorchen; sein in Amerika gefundener Freund Holl, der ein Spielball des Geschicks, jetzt ein Günstling Fortunens geworden durch die "Glückliche Mary"; - der alte Bildhauer, sein aufstrebender Sohn - fünf Männer der Wahrheit, der Treue, der Gerechtigkeit, der Liebe -! Wie klagte Ottomar, daß unter ihnen Graf Udo fehlte!

Wolny sagte: Unser Leben ist meist die Verarbeitung irgend einer Thorheit in's Vernünftige! Aus dem täglichen Vergnügungskalender wird unser Dasein nicht zusammengesetzt!

Aber Schindler polterte, was denn Ottomar hätte thun sollen, als sich die Gräfin in Mannskleidern zu ihm setzte und statt die Rechte „vom Rechten“ mit ihm studiren wollte?

Gott im Himmel! schlug der Vater die Hände zusammen. Aber seine weißen Locken lagen dann doch auf den Schultern des Sohnes.

Alle standen jetzt mit ihren Gläsern auf und beglückwünschten einander. Fünf erprobte deutsche Männer, Kernnaturen, Jeder fest und bewährt in seiner Art! Schindler trotz eines aus wohlmeinender Absicht gespielten Jugendstreiches wie aus Eichenholz geschnitten, charakterfest! Wolny, der Vielgeprüfte, der Mann der sittlichen Selbstbeherrschung, der Gesetzgebung, der wir aus freiem Triebe gehorchen; sein in Amerika gefundener Freund Holl, der ein Spielball des Geschicks, jetzt ein Günstling Fortunens geworden durch die „Glückliche Mary“; – der alte Bildhauer, sein aufstrebender Sohn – fünf Männer der Wahrheit, der Treue, der Gerechtigkeit, der Liebe –! Wie klagte Ottomar, daß unter ihnen Graf Udo fehlte!

Wolny sagte: Unser Leben ist meist die Verarbeitung irgend einer Thorheit in’s Vernünftige! Aus dem täglichen Vergnügungskalender wird unser Dasein nicht zusammengesetzt!

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0207" n="201"/>
        <p> Aber Schindler polterte, was denn Ottomar hätte thun sollen, als sich die Gräfin in Mannskleidern zu ihm setzte und statt die Rechte &#x201E;vom Rechten&#x201C; mit ihm studiren wollte?</p>
        <p>Gott im Himmel! schlug der Vater die Hände zusammen. Aber seine weißen Locken lagen dann doch auf den Schultern des Sohnes.</p>
        <p>Alle standen jetzt mit ihren Gläsern auf und beglückwünschten einander. Fünf erprobte deutsche Männer, Kernnaturen, Jeder fest und bewährt in seiner Art! Schindler trotz eines aus wohlmeinender Absicht gespielten Jugendstreiches wie aus Eichenholz geschnitten, charakterfest! Wolny, der Vielgeprüfte, der Mann der sittlichen Selbstbeherrschung, der Gesetzgebung, der wir aus freiem Triebe gehorchen; sein in Amerika gefundener Freund Holl, der ein Spielball des Geschicks, jetzt ein Günstling Fortunens geworden durch die &#x201E;Glückliche Mary&#x201C;; &#x2013; der alte Bildhauer, sein aufstrebender Sohn &#x2013; fünf Männer der Wahrheit, der Treue, der Gerechtigkeit, der Liebe &#x2013;! Wie klagte Ottomar, daß unter ihnen Graf Udo fehlte!</p>
        <p>Wolny sagte: Unser Leben ist meist die Verarbeitung irgend einer Thorheit in&#x2019;s Vernünftige! Aus dem täglichen Vergnügungskalender wird unser Dasein nicht zusammengesetzt!</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[201/0207] Aber Schindler polterte, was denn Ottomar hätte thun sollen, als sich die Gräfin in Mannskleidern zu ihm setzte und statt die Rechte „vom Rechten“ mit ihm studiren wollte? Gott im Himmel! schlug der Vater die Hände zusammen. Aber seine weißen Locken lagen dann doch auf den Schultern des Sohnes. Alle standen jetzt mit ihren Gläsern auf und beglückwünschten einander. Fünf erprobte deutsche Männer, Kernnaturen, Jeder fest und bewährt in seiner Art! Schindler trotz eines aus wohlmeinender Absicht gespielten Jugendstreiches wie aus Eichenholz geschnitten, charakterfest! Wolny, der Vielgeprüfte, der Mann der sittlichen Selbstbeherrschung, der Gesetzgebung, der wir aus freiem Triebe gehorchen; sein in Amerika gefundener Freund Holl, der ein Spielball des Geschicks, jetzt ein Günstling Fortunens geworden durch die „Glückliche Mary“; – der alte Bildhauer, sein aufstrebender Sohn – fünf Männer der Wahrheit, der Treue, der Gerechtigkeit, der Liebe –! Wie klagte Ottomar, daß unter ihnen Graf Udo fehlte! Wolny sagte: Unser Leben ist meist die Verarbeitung irgend einer Thorheit in’s Vernünftige! Aus dem täglichen Vergnügungskalender wird unser Dasein nicht zusammengesetzt!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-02-19T11:57:26Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2014-02-19T11:57:26Z)
Staatsbibliothek zu Berlin: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Sign. Yx 17781-3<a>) (2014-02-19T11:57:26Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet
  • Druckfehler: dokumentiert
  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet
  • Kustoden: nicht gekennzeichnet
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder03_1877
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder03_1877/207
Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder03_1877/207>, abgerufen am 23.11.2024.