Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.für die Servirung bei einem Kaffeebesuch besondere Freude machen. Bah! der Frau Pfarrerin! wiederholte der Graf fast ärgerlich. Auch wohl dem Herrn Pfarrer! sagte Helene, die harmlose Unterhaltung forcirend. Die Männer wissen jede geschenkte Mehrung des Hausstandes zu schätzen! Sie that, als wenn sie das Staunen und den Verdruß über diese Unterhaltung nicht verstünde, nicht die Spottrede des Grafen über den Pfarrer. Früher oder später, fuhr sie in ihrem Gedankengange fort, kommt die Hausfrau und begehrt dergleichen als nothwendig. Fräulein Althing, wie schade, daß Sie Goethe noch nicht gekannt hat! sagte der Graf über dies Ausweichen aufwallend. Wie so? Ich spreche Ihnen zu sehr wie ein Buch? Oder wie eine alte Haushälterin? Ich würde ihm keine bessere Vorstellung von den Frauen beigebracht haben, als er gehabt zu haben scheint! Goethe dachte gar nicht gut von uns! Schon mußte sich die Bedrängte eine andere Lage geben, da ihr Hütchen in Gefahr kam, zerdrückt zu werden. Der Shawl glitt allmälig nieder, weil er ihr zu heiß machte und die schöngeformte Gestalt trat immer deutlicher in ihren Umrissen hervor. Die Landstraße für die Servirung bei einem Kaffeebesuch besondere Freude machen. Bah! der Frau Pfarrerin! wiederholte der Graf fast ärgerlich. Auch wohl dem Herrn Pfarrer! sagte Helene, die harmlose Unterhaltung forcirend. Die Männer wissen jede geschenkte Mehrung des Hausstandes zu schätzen! Sie that, als wenn sie das Staunen und den Verdruß über diese Unterhaltung nicht verstünde, nicht die Spottrede des Grafen über den Pfarrer. Früher oder später, fuhr sie in ihrem Gedankengange fort, kommt die Hausfrau und begehrt dergleichen als nothwendig. Fräulein Althing, wie schade, daß Sie Goethe noch nicht gekannt hat! sagte der Graf über dies Ausweichen aufwallend. Wie so? Ich spreche Ihnen zu sehr wie ein Buch? Oder wie eine alte Haushälterin? Ich würde ihm keine bessere Vorstellung von den Frauen beigebracht haben, als er gehabt zu haben scheint! Goethe dachte gar nicht gut von uns! Schon mußte sich die Bedrängte eine andere Lage geben, da ihr Hütchen in Gefahr kam, zerdrückt zu werden. Der Shawl glitt allmälig nieder, weil er ihr zu heiß machte und die schöngeformte Gestalt trat immer deutlicher in ihren Umrissen hervor. Die Landstraße <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0020" n="14"/> für die Servirung bei einem Kaffeebesuch besondere Freude machen.</p> <p>Bah! der Frau Pfarrerin! wiederholte der Graf fast ärgerlich.</p> <p>Auch wohl dem Herrn Pfarrer! sagte Helene, die harmlose Unterhaltung forcirend. Die Männer wissen jede geschenkte Mehrung des Hausstandes zu schätzen! Sie that, als wenn sie das Staunen und den Verdruß über diese Unterhaltung nicht verstünde, nicht die Spottrede des Grafen über den Pfarrer. Früher oder später, fuhr sie in ihrem Gedankengange fort, kommt die Hausfrau und begehrt dergleichen als nothwendig.</p> <p>Fräulein Althing, wie schade, daß Sie Goethe noch nicht gekannt hat! sagte der Graf über dies Ausweichen aufwallend.</p> <p>Wie so? Ich spreche Ihnen zu sehr wie ein Buch? Oder wie eine alte Haushälterin? Ich würde ihm keine bessere Vorstellung von den Frauen beigebracht haben, als er gehabt zu haben scheint! Goethe dachte gar nicht gut von uns!</p> <p>Schon mußte sich die Bedrängte eine andere Lage geben, da ihr Hütchen in Gefahr kam, zerdrückt zu werden. Der Shawl glitt allmälig nieder, weil er ihr zu heiß machte und die schöngeformte Gestalt trat immer deutlicher in ihren Umrissen hervor. Die Landstraße </p> </div> </body> </text> </TEI> [14/0020]
für die Servirung bei einem Kaffeebesuch besondere Freude machen.
Bah! der Frau Pfarrerin! wiederholte der Graf fast ärgerlich.
Auch wohl dem Herrn Pfarrer! sagte Helene, die harmlose Unterhaltung forcirend. Die Männer wissen jede geschenkte Mehrung des Hausstandes zu schätzen! Sie that, als wenn sie das Staunen und den Verdruß über diese Unterhaltung nicht verstünde, nicht die Spottrede des Grafen über den Pfarrer. Früher oder später, fuhr sie in ihrem Gedankengange fort, kommt die Hausfrau und begehrt dergleichen als nothwendig.
Fräulein Althing, wie schade, daß Sie Goethe noch nicht gekannt hat! sagte der Graf über dies Ausweichen aufwallend.
Wie so? Ich spreche Ihnen zu sehr wie ein Buch? Oder wie eine alte Haushälterin? Ich würde ihm keine bessere Vorstellung von den Frauen beigebracht haben, als er gehabt zu haben scheint! Goethe dachte gar nicht gut von uns!
Schon mußte sich die Bedrängte eine andere Lage geben, da ihr Hütchen in Gefahr kam, zerdrückt zu werden. Der Shawl glitt allmälig nieder, weil er ihr zu heiß machte und die schöngeformte Gestalt trat immer deutlicher in ihren Umrissen hervor. Die Landstraße
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder03_1877/20>, abgerufen am 16.07.2024. |