Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.das bereits vorgesehene Haarwuchsgestell gedrückt. Der Cylinder machte sich leidlich. Nun fehlte nur noch Eines, die kecke trotzige Mannesstimme. Die Zuversicht und der Schein, da, wohin Ada gehen wollte, nicht aufzufallen -! Sie mußte sich setzen, sich erst ausathmen. Dann öffnete sie wieder die Thür. Alles war still. Man soupirte noch immer bei der alten Gräfin. Das oberkirchräthliche Christenthum war noch immer die Hauptsache in der Geschichte der Erde. Die Bedienung, die hin- und herlief, mit und ohne Schüsseln, berührte die Sphäre Adas nicht. Sie hatte einen weiten Pelz-Damenmantel über ihre ganze Erscheinung geschlungen. Auch das gelang, daß sie nochmals in ihr Zimmer schlich, weil sie vergessen hatte, ihr Portemonnaie mit hinreichendem Gelde zu füllen. Nun aber ging sie, kecken Schritts, als Dame (sie hatte den Cylinder unter'm Mantel) aus dem Palais. Sie würde dem Portier, wenn dieser sie bemerkt hätte, gerufen haben: Ich habe eine Commission! Schon breitete sie im Palais selbst den Regenschirm aus. So sehr verbarg sie der Mantel. Ihr glücklichen Armen, die Ihr nicht wißt, wie hoch Eure Freiheit zu schätzen! Jeden Eurer Einfälle, jede Unterbrechung der Regel Eures Vegetirens könnt Ihr ohne die mindeste Controle ausführen! Prinzen, das bereits vorgesehene Haarwuchsgestell gedrückt. Der Cylinder machte sich leidlich. Nun fehlte nur noch Eines, die kecke trotzige Mannesstimme. Die Zuversicht und der Schein, da, wohin Ada gehen wollte, nicht aufzufallen –! Sie mußte sich setzen, sich erst ausathmen. Dann öffnete sie wieder die Thür. Alles war still. Man soupirte noch immer bei der alten Gräfin. Das oberkirchräthliche Christenthum war noch immer die Hauptsache in der Geschichte der Erde. Die Bedienung, die hin- und herlief, mit und ohne Schüsseln, berührte die Sphäre Adas nicht. Sie hatte einen weiten Pelz-Damenmantel über ihre ganze Erscheinung geschlungen. Auch das gelang, daß sie nochmals in ihr Zimmer schlich, weil sie vergessen hatte, ihr Portemonnaie mit hinreichendem Gelde zu füllen. Nun aber ging sie, kecken Schritts, als Dame (sie hatte den Cylinder unter’m Mantel) aus dem Palais. Sie würde dem Portier, wenn dieser sie bemerkt hätte, gerufen haben: Ich habe eine Commission! Schon breitete sie im Palais selbst den Regenschirm aus. So sehr verbarg sie der Mantel. Ihr glücklichen Armen, die Ihr nicht wißt, wie hoch Eure Freiheit zu schätzen! Jeden Eurer Einfälle, jede Unterbrechung der Regel Eures Vegetirens könnt Ihr ohne die mindeste Controle ausführen! Prinzen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0177" n="171"/> das bereits vorgesehene Haarwuchsgestell gedrückt. Der Cylinder machte sich leidlich.</p> <p>Nun fehlte nur noch Eines, die kecke trotzige Mannesstimme. Die Zuversicht und der Schein, da, wohin Ada gehen wollte, nicht aufzufallen –!</p> <p>Sie mußte sich setzen, sich erst ausathmen.</p> <p>Dann öffnete sie wieder die Thür. Alles war still. Man soupirte noch immer bei der alten Gräfin. Das oberkirchräthliche Christenthum war noch immer die Hauptsache in der Geschichte der Erde. Die Bedienung, die hin- und herlief, mit und ohne Schüsseln, berührte die Sphäre Adas nicht. Sie hatte einen weiten Pelz-Damenmantel über ihre ganze Erscheinung geschlungen.</p> <p>Auch das gelang, daß sie nochmals in ihr Zimmer schlich, weil sie vergessen hatte, ihr Portemonnaie mit hinreichendem Gelde zu füllen. Nun aber ging sie, kecken Schritts, als Dame (sie hatte den Cylinder unter’m Mantel) aus dem Palais. Sie würde dem Portier, wenn dieser sie bemerkt hätte, gerufen haben: Ich habe eine Commission! Schon breitete sie im Palais selbst den Regenschirm aus. So sehr verbarg sie der Mantel.</p> <p>Ihr glücklichen Armen, die Ihr nicht wißt, wie hoch Eure Freiheit zu schätzen! Jeden Eurer Einfälle, jede Unterbrechung der Regel Eures Vegetirens könnt Ihr ohne die mindeste Controle ausführen! Prinzen, </p> </div> </body> </text> </TEI> [171/0177]
das bereits vorgesehene Haarwuchsgestell gedrückt. Der Cylinder machte sich leidlich.
Nun fehlte nur noch Eines, die kecke trotzige Mannesstimme. Die Zuversicht und der Schein, da, wohin Ada gehen wollte, nicht aufzufallen –!
Sie mußte sich setzen, sich erst ausathmen.
Dann öffnete sie wieder die Thür. Alles war still. Man soupirte noch immer bei der alten Gräfin. Das oberkirchräthliche Christenthum war noch immer die Hauptsache in der Geschichte der Erde. Die Bedienung, die hin- und herlief, mit und ohne Schüsseln, berührte die Sphäre Adas nicht. Sie hatte einen weiten Pelz-Damenmantel über ihre ganze Erscheinung geschlungen.
Auch das gelang, daß sie nochmals in ihr Zimmer schlich, weil sie vergessen hatte, ihr Portemonnaie mit hinreichendem Gelde zu füllen. Nun aber ging sie, kecken Schritts, als Dame (sie hatte den Cylinder unter’m Mantel) aus dem Palais. Sie würde dem Portier, wenn dieser sie bemerkt hätte, gerufen haben: Ich habe eine Commission! Schon breitete sie im Palais selbst den Regenschirm aus. So sehr verbarg sie der Mantel.
Ihr glücklichen Armen, die Ihr nicht wißt, wie hoch Eure Freiheit zu schätzen! Jeden Eurer Einfälle, jede Unterbrechung der Regel Eures Vegetirens könnt Ihr ohne die mindeste Controle ausführen! Prinzen,
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