Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.sein, die einen Mann heirathen will, über dessen Leichtsinn Andere weinen? Siehe da! Da ist ja auch der Baron von Forbeck! Der Bruder unserer schnippischen Excellenz-Gräfin! Merkus dachte, daß sie den Baron längst dingfest gemacht hätten. Hier ging's aber noch flott wie bei einem Wettrennen zu. Die Damen mit Schleppen, blaue, rosa, weiße Gestalten, aus Sphären entnommen, die mit problematischen Existenzen zusammenhängen mochten. Wer wußte das! Und immer Duida! Und blaue Donau! Es fing den Mann, der sein Prüferamt schon hinter sich hatte, an zu hungern. Aber ein still und bescheiden auf dem Corridor sitzender und ab und zu eine Schüssel Pflanzenkost verzehrender Mann war nicht gut gewählt, um dem fragenden Fremdling vom Lande Auskunft nach Nahrhaftem zu geben, Plümicke. Fehlen mochte dieser hier doch nicht ganz. Es unterstützte ihn sein Ansehen, das er bei den Blaumeißels genoß. Aber er mußte dann auch getrost mit ansehen, wie Mahlo frech die schöngeputzte Josefa in der Garderobe umarmte. Zu einer Ohrfeige, die ein Anderer an Beide ertheilt hätte, erhob sich sein Genius nicht. Nur eine sanfte brahminische Warnung an Josefa kam von seinen Lippen, eine Anrede, wie diese etwa Virgil in seine Hirten-Eklogen hätte aufnehmen können. sein, die einen Mann heirathen will, über dessen Leichtsinn Andere weinen? Siehe da! Da ist ja auch der Baron von Forbeck! Der Bruder unserer schnippischen Excellenz-Gräfin! Merkus dachte, daß sie den Baron längst dingfest gemacht hätten. Hier ging’s aber noch flott wie bei einem Wettrennen zu. Die Damen mit Schleppen, blaue, rosa, weiße Gestalten, aus Sphären entnommen, die mit problematischen Existenzen zusammenhängen mochten. Wer wußte das! Und immer Duida! Und blaue Donau! Es fing den Mann, der sein Prüferamt schon hinter sich hatte, an zu hungern. Aber ein still und bescheiden auf dem Corridor sitzender und ab und zu eine Schüssel Pflanzenkost verzehrender Mann war nicht gut gewählt, um dem fragenden Fremdling vom Lande Auskunft nach Nahrhaftem zu geben, Plümicke. Fehlen mochte dieser hier doch nicht ganz. Es unterstützte ihn sein Ansehen, das er bei den Blaumeißels genoß. Aber er mußte dann auch getrost mit ansehen, wie Mahlo frech die schöngeputzte Josefa in der Garderobe umarmte. Zu einer Ohrfeige, die ein Anderer an Beide ertheilt hätte, erhob sich sein Genius nicht. Nur eine sanfte brahminische Warnung an Josefa kam von seinen Lippen, eine Anrede, wie diese etwa Virgil in seine Hirten-Eklogen hätte aufnehmen können. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0117" n="111"/> sein, die einen Mann heirathen will, über dessen Leichtsinn Andere weinen? Siehe da! Da ist ja auch der Baron von Forbeck! Der Bruder unserer schnippischen Excellenz-Gräfin! Merkus dachte, daß sie den Baron längst dingfest gemacht hätten. Hier ging’s aber noch flott wie bei einem Wettrennen zu. Die Damen mit Schleppen, blaue, rosa, weiße Gestalten, aus Sphären entnommen, die mit problematischen Existenzen zusammenhängen mochten. Wer wußte das! Und immer Duida! Und blaue Donau! Es fing den Mann, der sein Prüferamt schon hinter sich hatte, an zu hungern. Aber ein still und bescheiden auf dem Corridor sitzender und ab und zu eine Schüssel Pflanzenkost verzehrender Mann war nicht gut gewählt, um dem fragenden Fremdling vom Lande Auskunft nach Nahrhaftem zu geben, Plümicke. Fehlen mochte dieser hier doch nicht ganz. Es unterstützte ihn sein Ansehen, das er bei den Blaumeißels genoß. Aber er mußte dann auch getrost mit ansehen, wie Mahlo frech die schöngeputzte Josefa in der Garderobe umarmte. Zu einer Ohrfeige, die ein Anderer an Beide ertheilt hätte, erhob sich sein Genius nicht. Nur eine sanfte brahminische Warnung an Josefa kam von seinen Lippen, eine Anrede, wie diese etwa Virgil in seine Hirten-Eklogen hätte aufnehmen können.</p> </div> </body> </text> </TEI> [111/0117]
sein, die einen Mann heirathen will, über dessen Leichtsinn Andere weinen? Siehe da! Da ist ja auch der Baron von Forbeck! Der Bruder unserer schnippischen Excellenz-Gräfin! Merkus dachte, daß sie den Baron längst dingfest gemacht hätten. Hier ging’s aber noch flott wie bei einem Wettrennen zu. Die Damen mit Schleppen, blaue, rosa, weiße Gestalten, aus Sphären entnommen, die mit problematischen Existenzen zusammenhängen mochten. Wer wußte das! Und immer Duida! Und blaue Donau! Es fing den Mann, der sein Prüferamt schon hinter sich hatte, an zu hungern. Aber ein still und bescheiden auf dem Corridor sitzender und ab und zu eine Schüssel Pflanzenkost verzehrender Mann war nicht gut gewählt, um dem fragenden Fremdling vom Lande Auskunft nach Nahrhaftem zu geben, Plümicke. Fehlen mochte dieser hier doch nicht ganz. Es unterstützte ihn sein Ansehen, das er bei den Blaumeißels genoß. Aber er mußte dann auch getrost mit ansehen, wie Mahlo frech die schöngeputzte Josefa in der Garderobe umarmte. Zu einer Ohrfeige, die ein Anderer an Beide ertheilt hätte, erhob sich sein Genius nicht. Nur eine sanfte brahminische Warnung an Josefa kam von seinen Lippen, eine Anrede, wie diese etwa Virgil in seine Hirten-Eklogen hätte aufnehmen können.
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder03_1877/117>, abgerufen am 16.02.2025. |