Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877.einzelnen Gestalten schweben zu sehen, die Männer in leichter Sommerkleidung mit Strohhüten, die Gräfin-Tante immer noch schwarz, ein Spitzenhäubchen um ihr ehrwürdiges, von weißen Locken gehobenes Antlitz - Martha, deren plastische Gesichtsformen in ihrer Haut etwas durch die Augustsonne gebräunt worden, sich meist in einer einfachen, ihrem Haar stehenden gelben Sommertoilette bewegend, und das ganz würdevoll und sicher unter dieser aristokratischen, oft von benachbartem Adel über Wunsch und Gebühr heimgesuchten Gesellschaft. Helenens liebliche Erscheinung gab sich mit gleicher Einfachheit. Den Florentiner Hut am Arm ging sie mit frischgerötheter Wange, von der Landluft neugekräftigt und gestärkt, neben dem Grafen her. Muthwillig war dabei Nichts an ihr, als einige Löckchen, die vom Scheitel auf ihre weiße Stirn fielen. Den eigenthümlichen Zauber, den Anfangs der Graf um sich zu verbreiten wußte, hatte sie ertragen lernen und stand, aller Citate aus dem Französischen oder Spanischen, die er im Munde führte, ungeachtet, geistig manchmal über ihm. Als Ottomar zum ersten Mal nach ihm fragte, sagte sie: Er hat die Bildung der Welt! Ada, die steif und fest dabei blieb, daß auch in Weiß die Trauer ausgesprochen sei und sich meist luftig und leicht, wie ihrer elastischen Gestalt entsprach, trug, einzelnen Gestalten schweben zu sehen, die Männer in leichter Sommerkleidung mit Strohhüten, die Gräfin-Tante immer noch schwarz, ein Spitzenhäubchen um ihr ehrwürdiges, von weißen Locken gehobenes Antlitz – Martha, deren plastische Gesichtsformen in ihrer Haut etwas durch die Augustsonne gebräunt worden, sich meist in einer einfachen, ihrem Haar stehenden gelben Sommertoilette bewegend, und das ganz würdevoll und sicher unter dieser aristokratischen, oft von benachbartem Adel über Wunsch und Gebühr heimgesuchten Gesellschaft. Helenens liebliche Erscheinung gab sich mit gleicher Einfachheit. Den Florentiner Hut am Arm ging sie mit frischgerötheter Wange, von der Landluft neugekräftigt und gestärkt, neben dem Grafen her. Muthwillig war dabei Nichts an ihr, als einige Löckchen, die vom Scheitel auf ihre weiße Stirn fielen. Den eigenthümlichen Zauber, den Anfangs der Graf um sich zu verbreiten wußte, hatte sie ertragen lernen und stand, aller Citate aus dem Französischen oder Spanischen, die er im Munde führte, ungeachtet, geistig manchmal über ihm. Als Ottomar zum ersten Mal nach ihm fragte, sagte sie: Er hat die Bildung der Welt! Ada, die steif und fest dabei blieb, daß auch in Weiß die Trauer ausgesprochen sei und sich meist luftig und leicht, wie ihrer elastischen Gestalt entsprach, trug, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0297" n="291"/> einzelnen Gestalten schweben zu sehen, die Männer in leichter Sommerkleidung mit Strohhüten, die Gräfin-Tante immer noch schwarz, ein Spitzenhäubchen um ihr ehrwürdiges, von weißen Locken gehobenes Antlitz – Martha, deren plastische Gesichtsformen in ihrer Haut etwas durch die Augustsonne gebräunt worden, sich meist in einer einfachen, ihrem Haar stehenden gelben Sommertoilette bewegend, und das ganz würdevoll und sicher unter dieser aristokratischen, oft von benachbartem Adel über Wunsch und Gebühr heimgesuchten Gesellschaft.</p> <p>Helenens liebliche Erscheinung gab sich mit gleicher Einfachheit. Den Florentiner Hut am Arm ging sie mit frischgerötheter Wange, von der Landluft neugekräftigt und gestärkt, neben dem Grafen her. Muthwillig war dabei Nichts an ihr, als einige Löckchen, die vom Scheitel auf ihre weiße Stirn fielen. Den eigenthümlichen Zauber, den Anfangs der Graf um sich zu verbreiten wußte, hatte sie ertragen lernen und stand, aller Citate aus dem Französischen oder Spanischen, die er im Munde führte, ungeachtet, geistig manchmal über ihm. Als Ottomar zum ersten Mal nach ihm fragte, sagte sie: Er hat die Bildung der Welt!</p> <p>Ada, die steif und fest dabei blieb, daß auch in Weiß die Trauer ausgesprochen sei und sich meist luftig und leicht, wie ihrer elastischen Gestalt entsprach, trug, </p> </div> </body> </text> </TEI> [291/0297]
einzelnen Gestalten schweben zu sehen, die Männer in leichter Sommerkleidung mit Strohhüten, die Gräfin-Tante immer noch schwarz, ein Spitzenhäubchen um ihr ehrwürdiges, von weißen Locken gehobenes Antlitz – Martha, deren plastische Gesichtsformen in ihrer Haut etwas durch die Augustsonne gebräunt worden, sich meist in einer einfachen, ihrem Haar stehenden gelben Sommertoilette bewegend, und das ganz würdevoll und sicher unter dieser aristokratischen, oft von benachbartem Adel über Wunsch und Gebühr heimgesuchten Gesellschaft.
Helenens liebliche Erscheinung gab sich mit gleicher Einfachheit. Den Florentiner Hut am Arm ging sie mit frischgerötheter Wange, von der Landluft neugekräftigt und gestärkt, neben dem Grafen her. Muthwillig war dabei Nichts an ihr, als einige Löckchen, die vom Scheitel auf ihre weiße Stirn fielen. Den eigenthümlichen Zauber, den Anfangs der Graf um sich zu verbreiten wußte, hatte sie ertragen lernen und stand, aller Citate aus dem Französischen oder Spanischen, die er im Munde führte, ungeachtet, geistig manchmal über ihm. Als Ottomar zum ersten Mal nach ihm fragte, sagte sie: Er hat die Bildung der Welt!
Ada, die steif und fest dabei blieb, daß auch in Weiß die Trauer ausgesprochen sei und sich meist luftig und leicht, wie ihrer elastischen Gestalt entsprach, trug,
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