Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877.genommen, Ihr gastliches Haus zu besuchen, und dies um so mehr, als ich Ihre große juristische Erfahrung um eine Gefälligkeit ersuchen möchte. Beide Freunde horchten auf - Womit kann ich dienen? Stört Sie die Anwesenheit eines Freundes? Herr Fabrikant - Der Name blieb in der Decrescendostimme des tieferschütterten Mannes stecken. Er hatte bei der "ersten besten Theestunde" seiner Frau, die der Eingeladene allenfalls in dem Hinterstübchen seiner Schwiegermutter hätte zubringen können - denn die Andern mußten jeden Abend etwas "vorhaben" - zu lächeln versucht und auf Schindler gesehen, der ihn auch in diesem Punkte vollkommen verstand. Bitte! sagte Holl, als Schindler von einem Sessel, den er in seinem dunkeln Winkel gefunden hatte, aufzustehen die Miene machte, bitte, die Sache ist ja nur zu sehr für die Oeffentlichkeit gemacht, denn ich muß ja Alles, was Gerechtigkeit auf Erden heißt, zu Hülfe rufen, um einen Frevel zu entlarven, der vor Jahren an meinem unschuldigen Kindesleben verübt worden ist! Schon habe ich dem Fürsten davon gesprochen, ihn aber edelherzig genug gefunden, vorläufig von diesem Makel, der auf meiner Person haften soll, mich durchaus für gereinigt zu halten! genommen, Ihr gastliches Haus zu besuchen, und dies um so mehr, als ich Ihre große juristische Erfahrung um eine Gefälligkeit ersuchen möchte. Beide Freunde horchten auf – Womit kann ich dienen? Stört Sie die Anwesenheit eines Freundes? Herr Fabrikant – Der Name blieb in der Decrescendostimme des tieferschütterten Mannes stecken. Er hatte bei der „ersten besten Theestunde“ seiner Frau, die der Eingeladene allenfalls in dem Hinterstübchen seiner Schwiegermutter hätte zubringen können – denn die Andern mußten jeden Abend etwas „vorhaben“ – zu lächeln versucht und auf Schindler gesehen, der ihn auch in diesem Punkte vollkommen verstand. Bitte! sagte Holl, als Schindler von einem Sessel, den er in seinem dunkeln Winkel gefunden hatte, aufzustehen die Miene machte, bitte, die Sache ist ja nur zu sehr für die Oeffentlichkeit gemacht, denn ich muß ja Alles, was Gerechtigkeit auf Erden heißt, zu Hülfe rufen, um einen Frevel zu entlarven, der vor Jahren an meinem unschuldigen Kindesleben verübt worden ist! Schon habe ich dem Fürsten davon gesprochen, ihn aber edelherzig genug gefunden, vorläufig von diesem Makel, der auf meiner Person haften soll, mich durchaus für gereinigt zu halten! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0265" n="259"/> genommen, Ihr gastliches Haus zu besuchen, und dies um so mehr, als ich Ihre große juristische Erfahrung um eine Gefälligkeit ersuchen möchte.</p> <p>Beide Freunde horchten auf –</p> <p>Womit kann ich dienen? Stört Sie die Anwesenheit eines Freundes? Herr Fabrikant –</p> <p>Der Name blieb in der Decrescendostimme des tieferschütterten Mannes stecken. Er hatte bei der „ersten besten Theestunde“ seiner Frau, die der Eingeladene allenfalls in dem Hinterstübchen seiner Schwiegermutter hätte zubringen können – denn die Andern mußten jeden Abend etwas „vorhaben“ – zu lächeln versucht und auf Schindler gesehen, der ihn auch in diesem Punkte vollkommen verstand.</p> <p>Bitte! sagte Holl, als Schindler von einem Sessel, den er in seinem dunkeln Winkel gefunden hatte, aufzustehen die Miene machte, bitte, die Sache ist ja nur zu sehr für die Oeffentlichkeit gemacht, denn ich muß ja Alles, was Gerechtigkeit auf Erden heißt, zu Hülfe rufen, um einen Frevel zu entlarven, der vor Jahren an meinem unschuldigen Kindesleben verübt worden ist! Schon habe ich dem Fürsten davon gesprochen, ihn aber edelherzig genug gefunden, vorläufig von diesem Makel, der auf meiner Person haften soll, mich durchaus für gereinigt zu halten!</p> </div> </body> </text> </TEI> [259/0265]
genommen, Ihr gastliches Haus zu besuchen, und dies um so mehr, als ich Ihre große juristische Erfahrung um eine Gefälligkeit ersuchen möchte.
Beide Freunde horchten auf –
Womit kann ich dienen? Stört Sie die Anwesenheit eines Freundes? Herr Fabrikant –
Der Name blieb in der Decrescendostimme des tieferschütterten Mannes stecken. Er hatte bei der „ersten besten Theestunde“ seiner Frau, die der Eingeladene allenfalls in dem Hinterstübchen seiner Schwiegermutter hätte zubringen können – denn die Andern mußten jeden Abend etwas „vorhaben“ – zu lächeln versucht und auf Schindler gesehen, der ihn auch in diesem Punkte vollkommen verstand.
Bitte! sagte Holl, als Schindler von einem Sessel, den er in seinem dunkeln Winkel gefunden hatte, aufzustehen die Miene machte, bitte, die Sache ist ja nur zu sehr für die Oeffentlichkeit gemacht, denn ich muß ja Alles, was Gerechtigkeit auf Erden heißt, zu Hülfe rufen, um einen Frevel zu entlarven, der vor Jahren an meinem unschuldigen Kindesleben verübt worden ist! Schon habe ich dem Fürsten davon gesprochen, ihn aber edelherzig genug gefunden, vorläufig von diesem Makel, der auf meiner Person haften soll, mich durchaus für gereinigt zu halten!
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder02_1877/265>, abgerufen am 23.07.2024. |