Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877.Sehr angenehm! faßte sich Luzius bei dem halb unverständlichen Durcheinander. Aber ich bin nicht allein - Schindler stand auf. Das Dunkel, das ihn bedeckte, wurde dadurch noch größer, daß er hinter die hohen Gefache des nunmehr allein erleuchteten Schreibtisches trat. Bitte sehr um Entschuldigung, Herr Justizrath, ertönte es schon von Außen her mit einer angenehmen, etwas fremdartigen Stimme, wenn ich in so später Abendstunde Sie auf einige Worte zu sprechen komme! Gnädige Frau Gemahlin - Mit diesen markigfest gesprochenen Worten stand der schöne kräftige Mann im Vollbart, das Haar wohl geordnet, wie zu einem Besuch im Familienkreise zur Theestunde nach den in diesem Punkte rigoroseren englischen Sitten gekleidet, schon vor ihnen. Auf kleinen Entfernungen, die Holl im Zimmer zurückgelegt hatte, bemerkte man kaum die Steifheit seines Fußes, die ihn allerdings für ein Commando auf einem Kriegsschiff nicht mehr würde brauchbar gemacht haben. Gnädige Frau, wiederholte er mit seiner englischen Sprechweise, haben mich ermuthigt, gelegentlich Abends die erste beste Theestunde zu wählen, um meinen Besuch zu erneuern! Der Fürst ist gerade heute bei einem Minister zu einer Soiree; so habe ich mir die Muße Sehr angenehm! faßte sich Luzius bei dem halb unverständlichen Durcheinander. Aber ich bin nicht allein – Schindler stand auf. Das Dunkel, das ihn bedeckte, wurde dadurch noch größer, daß er hinter die hohen Gefache des nunmehr allein erleuchteten Schreibtisches trat. Bitte sehr um Entschuldigung, Herr Justizrath, ertönte es schon von Außen her mit einer angenehmen, etwas fremdartigen Stimme, wenn ich in so später Abendstunde Sie auf einige Worte zu sprechen komme! Gnädige Frau Gemahlin – Mit diesen markigfest gesprochenen Worten stand der schöne kräftige Mann im Vollbart, das Haar wohl geordnet, wie zu einem Besuch im Familienkreise zur Theestunde nach den in diesem Punkte rigoroseren englischen Sitten gekleidet, schon vor ihnen. Auf kleinen Entfernungen, die Holl im Zimmer zurückgelegt hatte, bemerkte man kaum die Steifheit seines Fußes, die ihn allerdings für ein Commando auf einem Kriegsschiff nicht mehr würde brauchbar gemacht haben. Gnädige Frau, wiederholte er mit seiner englischen Sprechweise, haben mich ermuthigt, gelegentlich Abends die erste beste Theestunde zu wählen, um meinen Besuch zu erneuern! Der Fürst ist gerade heute bei einem Minister zu einer Soirée; so habe ich mir die Muße <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0264" n="258"/> <p> Sehr angenehm! faßte sich Luzius bei dem halb unverständlichen Durcheinander. Aber ich bin nicht allein –</p> <p>Schindler stand auf. Das Dunkel, das ihn bedeckte, wurde dadurch noch größer, daß er hinter die hohen Gefache des nunmehr allein erleuchteten Schreibtisches trat.</p> <p>Bitte sehr um Entschuldigung, Herr Justizrath, ertönte es schon von Außen her mit einer angenehmen, etwas fremdartigen Stimme, wenn ich in so später Abendstunde Sie auf einige Worte zu sprechen komme! Gnädige Frau Gemahlin –</p> <p>Mit diesen markigfest gesprochenen Worten stand der schöne kräftige Mann im Vollbart, das Haar wohl geordnet, wie zu einem Besuch im Familienkreise <ref xml:id="TEXT1" type="editorialNote" target="NSer3E.htm#ERL"/>zur Theestunde nach den in diesem Punkte rigoroseren englischen Sitten gekleidet, schon vor ihnen. Auf kleinen Entfernungen, die Holl im Zimmer zurückgelegt hatte, bemerkte man kaum die Steifheit seines Fußes, die ihn allerdings für ein Commando auf einem Kriegsschiff nicht mehr würde brauchbar gemacht haben.</p> <p><ref type="editorialNote" target="NSer3E.htm#ERL"/>Gnädige Frau, wiederholte er mit seiner englischen Sprechweise, haben mich ermuthigt, gelegentlich Abends die erste beste Theestunde zu wählen, um meinen Besuch zu erneuern! Der Fürst ist gerade heute bei einem Minister zu einer <ref xml:id="TEXTSoirée" type="editorialNote" target="NSer3E.htm#ERLSoirée">Soirée</ref>; so habe ich mir die Muße </p> </div> </body> </text> </TEI> [258/0264]
Sehr angenehm! faßte sich Luzius bei dem halb unverständlichen Durcheinander. Aber ich bin nicht allein –
Schindler stand auf. Das Dunkel, das ihn bedeckte, wurde dadurch noch größer, daß er hinter die hohen Gefache des nunmehr allein erleuchteten Schreibtisches trat.
Bitte sehr um Entschuldigung, Herr Justizrath, ertönte es schon von Außen her mit einer angenehmen, etwas fremdartigen Stimme, wenn ich in so später Abendstunde Sie auf einige Worte zu sprechen komme! Gnädige Frau Gemahlin –
Mit diesen markigfest gesprochenen Worten stand der schöne kräftige Mann im Vollbart, das Haar wohl geordnet, wie zu einem Besuch im Familienkreise zur Theestunde nach den in diesem Punkte rigoroseren englischen Sitten gekleidet, schon vor ihnen. Auf kleinen Entfernungen, die Holl im Zimmer zurückgelegt hatte, bemerkte man kaum die Steifheit seines Fußes, die ihn allerdings für ein Commando auf einem Kriegsschiff nicht mehr würde brauchbar gemacht haben.
Gnädige Frau, wiederholte er mit seiner englischen Sprechweise, haben mich ermuthigt, gelegentlich Abends die erste beste Theestunde zu wählen, um meinen Besuch zu erneuern! Der Fürst ist gerade heute bei einem Minister zu einer Soirée; so habe ich mir die Muße
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder02_1877/264>, abgerufen am 23.07.2024. |