Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877.Ja, ja -! stammelte verlegen der Fürst. Oder Feldherr! lenkte Holl ebenso begeistert ein, worüber der Fürst seines a la suite wegen vollends in's Schweigen gerieth. Die Sache war denn auch die, der Fürst hatte Angst vor dem heutigen Abend. Edwina konnte er nicht heirathen -! Anfangs hatte er dafür durchaus die Miene angenommen; aber wenn sie wirklich die natürliche Stieftochter dieser guten Matrone war, die sich freute, ihr altes Familienzerwürfniß durch die Beziehung zu ihm endlich wieder hergestellt zu sehen, so konnte er sie nicht so kränken wollen, daß er etwas Anstößiges, Anonymes, still an dies gepriesene Hochlinden sich Anschließendes an's Tageslicht zerrte und für die arme Gräfin in einen Fluch verwandelte! Auch fürchtete er den Senior der Raudens, den alten General in Oesterreich. Mit einer "Geliebten" hätte er es gewagt. Es ist kostspieliger, als wäre sie meine Frau! hatte er sich gesagt. Doch dazu fehlte bei Edwina alle Neigung. Er hatte ihr heute in aller Frühe ein Armband, nur Gold, aber sehr schwer, brillantenreich auf der Schnalle des Riemens, der dargestellt wurde, geschickt. Auch zwei Rebhuhnpasteten, die sein Koch angefertigt hatte für das Souper nach dem Programm der Brenna. Aber das waren Nothschüsse. Er ahnte sein Ende. Eine ungarische Ja, ja –! stammelte verlegen der Fürst. Oder Feldherr! lenkte Holl ebenso begeistert ein, worüber der Fürst seines à la suite wegen vollends in’s Schweigen gerieth. Die Sache war denn auch die, der Fürst hatte Angst vor dem heutigen Abend. Edwina konnte er nicht heirathen –! Anfangs hatte er dafür durchaus die Miene angenommen; aber wenn sie wirklich die natürliche Stieftochter dieser guten Matrone war, die sich freute, ihr altes Familienzerwürfniß durch die Beziehung zu ihm endlich wieder hergestellt zu sehen, so konnte er sie nicht so kränken wollen, daß er etwas Anstößiges, Anonymes, still an dies gepriesene Hochlinden sich Anschließendes an’s Tageslicht zerrte und für die arme Gräfin in einen Fluch verwandelte! Auch fürchtete er den Senior der Raudens, den alten General in Oesterreich. Mit einer „Geliebten“ hätte er es gewagt. Es ist kostspieliger, als wäre sie meine Frau! hatte er sich gesagt. Doch dazu fehlte bei Edwina alle Neigung. Er hatte ihr heute in aller Frühe ein Armband, nur Gold, aber sehr schwer, brillantenreich auf der Schnalle des Riemens, der dargestellt wurde, geschickt. Auch zwei Rebhuhnpasteten, die sein Koch angefertigt hatte für das Souper nach dem Programm der Brenna. Aber das waren Nothschüsse. Er ahnte sein Ende. Eine ungarische <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0238" n="232"/> <p> Ja, ja –! stammelte verlegen der Fürst.</p> <p>Oder Feldherr! lenkte Holl ebenso begeistert ein, worüber der Fürst seines <hi rendition="#aq">à la suite</hi> wegen vollends in’s Schweigen gerieth.</p> <p>Die Sache war denn auch die, der Fürst hatte Angst vor dem heutigen Abend. Edwina konnte er nicht heirathen –! Anfangs hatte er dafür durchaus die Miene angenommen; aber wenn sie wirklich die natürliche Stieftochter dieser guten Matrone war, die sich freute, ihr altes Familienzerwürfniß durch die Beziehung zu ihm endlich wieder hergestellt zu sehen, so konnte er sie nicht so kränken wollen, daß er etwas Anstößiges, Anonymes, still an dies gepriesene Hochlinden sich Anschließendes an’s Tageslicht zerrte und für die arme Gräfin in einen Fluch verwandelte! Auch fürchtete er den Senior der Raudens, den alten General in Oesterreich.</p> <p>Mit einer „Geliebten“ hätte er es gewagt. Es ist kostspieliger, als wäre sie meine Frau! hatte er sich gesagt. Doch dazu fehlte bei Edwina alle Neigung. Er hatte ihr heute in aller Frühe ein Armband, nur Gold, aber sehr schwer, brillantenreich auf der Schnalle des Riemens, der dargestellt wurde, geschickt. Auch zwei Rebhuhnpasteten, die sein Koch angefertigt hatte für das Souper nach dem Programm der Brenna. Aber das waren Nothschüsse. Er ahnte sein Ende. Eine ungarische </p> </div> </body> </text> </TEI> [232/0238]
Ja, ja –! stammelte verlegen der Fürst.
Oder Feldherr! lenkte Holl ebenso begeistert ein, worüber der Fürst seines à la suite wegen vollends in’s Schweigen gerieth.
Die Sache war denn auch die, der Fürst hatte Angst vor dem heutigen Abend. Edwina konnte er nicht heirathen –! Anfangs hatte er dafür durchaus die Miene angenommen; aber wenn sie wirklich die natürliche Stieftochter dieser guten Matrone war, die sich freute, ihr altes Familienzerwürfniß durch die Beziehung zu ihm endlich wieder hergestellt zu sehen, so konnte er sie nicht so kränken wollen, daß er etwas Anstößiges, Anonymes, still an dies gepriesene Hochlinden sich Anschließendes an’s Tageslicht zerrte und für die arme Gräfin in einen Fluch verwandelte! Auch fürchtete er den Senior der Raudens, den alten General in Oesterreich.
Mit einer „Geliebten“ hätte er es gewagt. Es ist kostspieliger, als wäre sie meine Frau! hatte er sich gesagt. Doch dazu fehlte bei Edwina alle Neigung. Er hatte ihr heute in aller Frühe ein Armband, nur Gold, aber sehr schwer, brillantenreich auf der Schnalle des Riemens, der dargestellt wurde, geschickt. Auch zwei Rebhuhnpasteten, die sein Koch angefertigt hatte für das Souper nach dem Programm der Brenna. Aber das waren Nothschüsse. Er ahnte sein Ende. Eine ungarische
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