Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877.schwer; wenn der Frühling kommt, muß die Flöte intoniren, und wenn der Wind Regen und Schlossen entsendet, muß mit Bässen ein Getrappel wie im Skating-Rink gemacht werden! Das Gefühl des Frostes und einer nothwendigen wärmeren Bekleidung drückte er mit langgezogenen Violinentönen aus. Edwina war eine durchaus für seine Compositionen unempfängliche Natur. Sie, die ihm doch immer zumeist im Kopfe und Herzen lag! Außerdem drückte ihn sehr die plötzliche Entwerthung seiner auf diverse Industrie-Unternehmungen genommenen Actien. Der eigentliche Urheber dieser Verluste wurde eben angemeldet. Es war Adas Bruder, Baron Forbeck. Sonst gehörte der über und über von gefärbtem Bart Ueberfluthete (heute schien sein Tuschkasten aufgebraucht zu sein, er sah mehr wie ein greiser Flußgott aus) gerade nicht zu den Intimitäten des Fürsten. Der Fürst war sensitiv und traf zuweilen in der Beurtheilung der Charaktere das Richtige. Er haßte Unregelmäßigkeit, Uebermaß. Er suchte auch Alles geistig zu verklären. Besonders schätzte er die mäßige und nach festen Regeln eingerichtete Verausgabung des Geldes. Forbeck verstand dafür wieder Nichts von Musik. Was ihn jedoch nicht hinderte, in den Zukunftsmusik-Concerten und -Opern einen "rasenden Roland" von Claqueur zu machen. Im schwer; wenn der Frühling kommt, muß die Flöte intoniren, und wenn der Wind Regen und Schlossen entsendet, muß mit Bässen ein Getrappel wie im Skating-Rink gemacht werden! Das Gefühl des Frostes und einer nothwendigen wärmeren Bekleidung drückte er mit langgezogenen Violinentönen aus. Edwina war eine durchaus für seine Compositionen unempfängliche Natur. Sie, die ihm doch immer zumeist im Kopfe und Herzen lag! Außerdem drückte ihn sehr die plötzliche Entwerthung seiner auf diverse Industrie-Unternehmungen genommenen Actien. Der eigentliche Urheber dieser Verluste wurde eben angemeldet. Es war Adas Bruder, Baron Forbeck. Sonst gehörte der über und über von gefärbtem Bart Ueberfluthete (heute schien sein Tuschkasten aufgebraucht zu sein, er sah mehr wie ein greiser Flußgott aus) gerade nicht zu den Intimitäten des Fürsten. Der Fürst war sensitiv und traf zuweilen in der Beurtheilung der Charaktere das Richtige. Er haßte Unregelmäßigkeit, Uebermaß. Er suchte auch Alles geistig zu verklären. Besonders schätzte er die mäßige und nach festen Regeln eingerichtete Verausgabung des Geldes. Forbeck verstand dafür wieder Nichts von Musik. Was ihn jedoch nicht hinderte, in den Zukunftsmusik-Concerten und –Opern einen „rasenden Roland“ von Claqueur zu machen. Im <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0217" n="211"/> schwer; wenn der Frühling kommt, muß die Flöte intoniren, und wenn der Wind Regen und <ref xml:id="TEXTSchlossen" type="editorialNote" target="NSer3E.htm#ERLSchlossen">Schlossen</ref> entsendet, muß mit Bässen ein Getrappel wie im <ref xml:id="TEXTSkatingRink" type="editorialNote" target="NSer3E.htm#ERLSkatingRink">Skating-Rink</ref> gemacht werden! Das Gefühl des Frostes und einer nothwendigen wärmeren Bekleidung drückte er mit langgezogenen Violinentönen aus. Edwina war eine durchaus für seine Compositionen unempfängliche Natur. Sie, die ihm doch immer zumeist im Kopfe und Herzen lag! Außerdem drückte ihn sehr die plötzliche Entwerthung seiner auf diverse Industrie-Unternehmungen genommenen Actien.</p> <p>Der eigentliche Urheber dieser Verluste wurde eben angemeldet. Es war Adas Bruder, Baron Forbeck. Sonst gehörte der über und über von gefärbtem Bart Ueberfluthete (heute schien sein Tuschkasten aufgebraucht zu sein, er sah mehr wie ein greiser Flußgott aus) gerade nicht zu den Intimitäten des Fürsten. Der Fürst war sensitiv und traf zuweilen in der Beurtheilung der Charaktere das Richtige. Er haßte Unregelmäßigkeit, Uebermaß. Er suchte auch Alles geistig zu verklären. Besonders schätzte er die mäßige und nach festen Regeln eingerichtete Verausgabung des Geldes. Forbeck verstand dafür wieder Nichts von Musik. Was ihn jedoch nicht hinderte, in den <ref xml:id="TEXTZukunftsmusikConcerten" type="editorialNote" target="NSer3E.htm#ERLZukunftsmusikConcerten">Zukunftsmusik-Concerten</ref> und –Opern einen „rasenden Roland“ von Claqueur zu machen. Im </p> </div> </body> </text> </TEI> [211/0217]
schwer; wenn der Frühling kommt, muß die Flöte intoniren, und wenn der Wind Regen und Schlossen entsendet, muß mit Bässen ein Getrappel wie im Skating-Rink gemacht werden! Das Gefühl des Frostes und einer nothwendigen wärmeren Bekleidung drückte er mit langgezogenen Violinentönen aus. Edwina war eine durchaus für seine Compositionen unempfängliche Natur. Sie, die ihm doch immer zumeist im Kopfe und Herzen lag! Außerdem drückte ihn sehr die plötzliche Entwerthung seiner auf diverse Industrie-Unternehmungen genommenen Actien.
Der eigentliche Urheber dieser Verluste wurde eben angemeldet. Es war Adas Bruder, Baron Forbeck. Sonst gehörte der über und über von gefärbtem Bart Ueberfluthete (heute schien sein Tuschkasten aufgebraucht zu sein, er sah mehr wie ein greiser Flußgott aus) gerade nicht zu den Intimitäten des Fürsten. Der Fürst war sensitiv und traf zuweilen in der Beurtheilung der Charaktere das Richtige. Er haßte Unregelmäßigkeit, Uebermaß. Er suchte auch Alles geistig zu verklären. Besonders schätzte er die mäßige und nach festen Regeln eingerichtete Verausgabung des Geldes. Forbeck verstand dafür wieder Nichts von Musik. Was ihn jedoch nicht hinderte, in den Zukunftsmusik-Concerten und –Opern einen „rasenden Roland“ von Claqueur zu machen. Im
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder02_1877/217>, abgerufen am 23.07.2024. |