Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877.unterschied er. Gedanken waren ihm die einzelnen Wendungen in der Flucht der Töne selbst, sogar kleine Ansätze zu jenem pedantischen Zopfthum, dem er neben Ossian huldigen konnte, ein wenig Meckern und Hüpfen a la Offenbach kam ihm zuweilen in die Finger; Ideen dagegen waren ihm die großen weltbezwingenden Vorstellungen, das Programm. Eine wilde Sextolen- oder Triolen-Jagd drückte die Mazeppaflucht oder dumpfe Töne Iwan den Schrecklichen aus. Der "Meister", den die Schule vergötterte, hatte sich seine Texte selbst geschrieben. Dazu hatte er frischweg die alten Sagen geplündert und die alten Dichtungen. Er hatte Wolfram von Eschenbach mit George Sand in Einklang zu bringen gesucht. Die Talentloseren waren übel daran. Der Prinz quälte sich mit etwas absolut Unmusikalischem ab. Vor ihm lag Tegners Frithjofssaga. Die arme, mit Absetzung bedrohte Brennicke hatte diese Strebung angerathen. Es war gerade die wunderbare Abschiedsscene von Ingeborg. Ganz in den Worten liegt hier die Poesie und durchaus nicht in etwaigen Tönen! In diesem Zwiegespräch hat sich Faust mit Hellas vermählt, gerade wie es Goethe geträumt! Im Hof des fürstlichen Palais miauten Katzen, bellten angekoppelte Jagdhunde, lachten heimlich Lakaien und staunte der neue Secretär des Fürsten, ein unterschied er. Gedanken waren ihm die einzelnen Wendungen in der Flucht der Töne selbst, sogar kleine Ansätze zu jenem pedantischen Zopfthum, dem er neben Ossian huldigen konnte, ein wenig Meckern und Hüpfen à la Offenbach kam ihm zuweilen in die Finger; Ideen dagegen waren ihm die großen weltbezwingenden Vorstellungen, das Programm. Eine wilde Sextolen- oder Triolen-Jagd drückte die Mazeppaflucht oder dumpfe Töne Iwan den Schrecklichen aus. Der „Meister“, den die Schule vergötterte, hatte sich seine Texte selbst geschrieben. Dazu hatte er frischweg die alten Sagen geplündert und die alten Dichtungen. Er hatte Wolfram von Eschenbach mit George Sand in Einklang zu bringen gesucht. Die Talentloseren waren übel daran. Der Prinz quälte sich mit etwas absolut Unmusikalischem ab. Vor ihm lag Tegners Frithjofssaga. Die arme, mit Absetzung bedrohte Brennicke hatte diese Strebung angerathen. Es war gerade die wunderbare Abschiedsscene von Ingeborg. Ganz in den Worten liegt hier die Poesie und durchaus nicht in etwaigen Tönen! In diesem Zwiegespräch hat sich Faust mit Hellas vermählt, gerade wie es Goethe geträumt! Im Hof des fürstlichen Palais miauten Katzen, bellten angekoppelte Jagdhunde, lachten heimlich Lakaien und staunte der neue Secretär des Fürsten, ein <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0214" n="208"/> unterschied er. Gedanken waren ihm die einzelnen Wendungen in der Flucht der Töne selbst, sogar kleine <ref xml:id="TEXTAnsaetzeBISOffenbach" type="editorialNote" target="NSer3E.htm#ERLAnsaetzeBISOffenbach">Ansätze zu jenem pedantischen Zopfthum, dem er neben Ossian huldigen konnte, ein wenig Meckern und Hüpfen <hi rendition="#aq">à la</hi> Offenbach</ref> kam ihm zuweilen in die Finger; Ideen dagegen waren ihm die großen weltbezwingenden Vorstellungen, das Programm. Eine wilde Sextolen- oder Triolen-Jagd drückte die <ref xml:id="TEXTMazeppaflucht" type="editorialNote" target="NSer3E.htm#ERLMazeppaflucht">Mazeppaflucht</ref> oder dumpfe Töne <ref xml:id="TEXTIwandenSchrecklichen" type="editorialNote" target="NSer3E.htm#ERLIwandenSchrecklichen">Iwan den Schrecklichen</ref> aus. Der „Meister“, den die Schule vergötterte, hatte sich seine Texte selbst geschrieben. Dazu hatte er frischweg die alten Sagen geplündert und die alten Dichtungen. <ref xml:id="TEXTErhatteBISgesucht" type="editorialNote" target="NSer3E.htm#ERLErhatteBISgesucht">Er hatte Wolfram von Eschenbach mit George Sand in Einklang zu bringen gesucht. </ref> Die Talentloseren waren übel daran.</p> <p>Der Prinz quälte sich mit etwas absolut Unmusikalischem ab. Vor ihm lag <ref xml:id="TEXTTegnersFritjofssaga" type="editorialNote" target="NSer3E.htm#ERLTegnersFritjofssaga">Tegners Frithjofssaga</ref>. Die arme, mit Absetzung bedrohte Brennicke hatte diese Strebung angerathen. Es war gerade die wunderbare Abschiedsscene von Ingeborg. <ref xml:id="TEXTGanzBISToenen" type="editorialNote" target="NSer3E.htm#ERLGanzBISToenen">Ganz in den Worten liegt hier die Poesie und durchaus nicht in etwaigen Tönen! </ref> <ref xml:id="TEXTIndiesemBISgetraeumt" type="editorialNote" target="NSer3E.htm#ERLIndiesemBISgetraeumt">In diesem Zwiegespräch hat sich Faust mit Hellas vermählt, gerade wie es Goethe geträumt! </ref> Im Hof des fürstlichen Palais miauten Katzen, bellten angekoppelte Jagdhunde, lachten heimlich Lakaien und staunte der neue Secretär des Fürsten, ein </p> </div> </body> </text> </TEI> [208/0214]
unterschied er. Gedanken waren ihm die einzelnen Wendungen in der Flucht der Töne selbst, sogar kleine Ansätze zu jenem pedantischen Zopfthum, dem er neben Ossian huldigen konnte, ein wenig Meckern und Hüpfen à la Offenbach kam ihm zuweilen in die Finger; Ideen dagegen waren ihm die großen weltbezwingenden Vorstellungen, das Programm. Eine wilde Sextolen- oder Triolen-Jagd drückte die Mazeppaflucht oder dumpfe Töne Iwan den Schrecklichen aus. Der „Meister“, den die Schule vergötterte, hatte sich seine Texte selbst geschrieben. Dazu hatte er frischweg die alten Sagen geplündert und die alten Dichtungen. Er hatte Wolfram von Eschenbach mit George Sand in Einklang zu bringen gesucht. Die Talentloseren waren übel daran.
Der Prinz quälte sich mit etwas absolut Unmusikalischem ab. Vor ihm lag Tegners Frithjofssaga. Die arme, mit Absetzung bedrohte Brennicke hatte diese Strebung angerathen. Es war gerade die wunderbare Abschiedsscene von Ingeborg. Ganz in den Worten liegt hier die Poesie und durchaus nicht in etwaigen Tönen! In diesem Zwiegespräch hat sich Faust mit Hellas vermählt, gerade wie es Goethe geträumt! Im Hof des fürstlichen Palais miauten Katzen, bellten angekoppelte Jagdhunde, lachten heimlich Lakaien und staunte der neue Secretär des Fürsten, ein
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