Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877.schrank gefürchtet hatte und in jedem Muskel angestrengt wie der borghesische Fechter dastand zum Kampfe bereit, nahm eine Fünfzigthalerrolle heraus, schloß sorgfältig wieder zu und händigte sie Mahlo mit dem ernstlichen Ersuchen ein, damit Haus zu halten und die erwähnte Spürjagd auf kleine Capitalisten mit dem größten Eifer fortzusetzen. Nach dieser Richtung hin könnte nicht genug gewirkt werden. Warum denn die schwere Rolle? Herr Gott, wir nehmen ja auch Papier! - sagte Mahlo, - gleichsam mit Raimunds Aerger spielend und nochmals auf Oeffnung des eisernen Schrankes speculirend. Die Schwere wird Dich an den Werth einer solchen, Dir geradezu für Nichts geschenkten Summe erinnern! sagte Raimund mit Nachdruck. Du wirst noch die Sprüche Salamonis an Weisheit vermehren! meinte Mahlo bitter lächelnd und fing an, sich zum Gehen zu rüsten. Es war in dem Zimmer nur ein Spiegel. Was die Spiegel so rar werden! spottete er voll Bosheit. Das kommt von den Photographieen her! Jeder beliebäugelt sein Angesicht in Visitenformat, so daß sogar die Damen Spiegel nicht mehr nöthig haben, außer wenn Sie ein neues Kleid anprobiren - Nun, zum Glück kommt das noch oft genug vor! schrank gefürchtet hatte und in jedem Muskel angestrengt wie der borghesische Fechter dastand zum Kampfe bereit, nahm eine Fünfzigthalerrolle heraus, schloß sorgfältig wieder zu und händigte sie Mahlo mit dem ernstlichen Ersuchen ein, damit Haus zu halten und die erwähnte Spürjagd auf kleine Capitalisten mit dem größten Eifer fortzusetzen. Nach dieser Richtung hin könnte nicht genug gewirkt werden. Warum denn die schwere Rolle? Herr Gott, wir nehmen ja auch Papier! – sagte Mahlo, – gleichsam mit Raimunds Aerger spielend und nochmals auf Oeffnung des eisernen Schrankes speculirend. Die Schwere wird Dich an den Werth einer solchen, Dir geradezu für Nichts geschenkten Summe erinnern! sagte Raimund mit Nachdruck. Du wirst noch die Sprüche Salamonis an Weisheit vermehren! meinte Mahlo bitter lächelnd und fing an, sich zum Gehen zu rüsten. Es war in dem Zimmer nur ein Spiegel. Was die Spiegel so rar werden! spottete er voll Bosheit. Das kommt von den Photographieen her! Jeder beliebäugelt sein Angesicht in Visitenformat, so daß sogar die Damen Spiegel nicht mehr nöthig haben, außer wenn Sie ein neues Kleid anprobiren – Nun, zum Glück kommt das noch oft genug vor! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0129" n="123"/> schrank gefürchtet hatte und in jedem Muskel angestrengt wie <ref xml:id="TEXTderborghesischeFechter" type="editorialNote" target="NSer3E.htm#ERLderborghesischeFechter">der borghesische Fechter</ref> dastand zum Kampfe bereit, nahm eine Fünfzigthalerrolle heraus, schloß sorgfältig wieder zu und händigte sie Mahlo mit dem ernstlichen Ersuchen ein, damit Haus zu halten und die erwähnte Spürjagd auf kleine Capitalisten mit dem größten Eifer fortzusetzen. Nach dieser Richtung hin könnte nicht genug gewirkt werden.</p> <p>Warum denn die schwere Rolle? Herr Gott, wir nehmen ja auch Papier! – sagte Mahlo, – gleichsam mit Raimunds Aerger spielend und nochmals auf Oeffnung des eisernen Schrankes speculirend.</p> <p>Die Schwere wird Dich an den Werth einer solchen, Dir geradezu für Nichts geschenkten Summe erinnern! sagte Raimund mit Nachdruck.</p> <p>Du wirst noch die <ref xml:id="TEXTSpruecheSalamonis" type="editorialNote" target="NSer3E.htm#ERLSpruecheSalamonis">Sprüche Salamonis</ref> an Weisheit vermehren! meinte Mahlo bitter lächelnd und fing an, sich zum Gehen zu rüsten. Es war in dem Zimmer nur ein Spiegel. Was die Spiegel so rar werden! spottete er voll Bosheit. Das kommt von den Photographieen her! Jeder beliebäugelt sein Angesicht in <ref xml:id="TEXTVisitenformat" type="editorialNote" target="NSer3E.htm#ERLVisitenformat">Visitenformat</ref>, so daß sogar die Damen Spiegel nicht mehr nöthig haben, außer wenn Sie ein neues Kleid anprobiren –</p> <p>Nun, zum Glück kommt das noch oft genug vor!</p> </div> </body> </text> </TEI> [123/0129]
schrank gefürchtet hatte und in jedem Muskel angestrengt wie der borghesische Fechter dastand zum Kampfe bereit, nahm eine Fünfzigthalerrolle heraus, schloß sorgfältig wieder zu und händigte sie Mahlo mit dem ernstlichen Ersuchen ein, damit Haus zu halten und die erwähnte Spürjagd auf kleine Capitalisten mit dem größten Eifer fortzusetzen. Nach dieser Richtung hin könnte nicht genug gewirkt werden.
Warum denn die schwere Rolle? Herr Gott, wir nehmen ja auch Papier! – sagte Mahlo, – gleichsam mit Raimunds Aerger spielend und nochmals auf Oeffnung des eisernen Schrankes speculirend.
Die Schwere wird Dich an den Werth einer solchen, Dir geradezu für Nichts geschenkten Summe erinnern! sagte Raimund mit Nachdruck.
Du wirst noch die Sprüche Salamonis an Weisheit vermehren! meinte Mahlo bitter lächelnd und fing an, sich zum Gehen zu rüsten. Es war in dem Zimmer nur ein Spiegel. Was die Spiegel so rar werden! spottete er voll Bosheit. Das kommt von den Photographieen her! Jeder beliebäugelt sein Angesicht in Visitenformat, so daß sogar die Damen Spiegel nicht mehr nöthig haben, außer wenn Sie ein neues Kleid anprobiren –
Nun, zum Glück kommt das noch oft genug vor!
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder02_1877/129>, abgerufen am 23.07.2024. |