Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877.

Bild:
<< vorherige Seite

Jetzt bot der Bildhauer den seinigen. Er fürchtete sich, von seinem Sohne über die nicht abgelegte Gewohnheit des Weiterarbeitens bei Besuchen gezankt zu werden.

Ottomar war erstaunt, den Grafen zu finden, den er später zu besuchen gedachte. Er hatte sich, theils weil er des Grafen Eßstunde zu stören fürchtete, theils weil er noch einiger Sammlung für das von ihm Mitzutheilende und zu Erwartende bedurfte, den Spaziergang durch den Park und den Abstecher bei den Seinigen gönnen wollen.

Ich halte Dich heute für den vollen Abend fest, sagte der Graf zum Erstaunen des ganzen Ateliers über das eingeführte Du. Wir mußten heute viel früher unser Mittagsmahl nehmen als gewöhnlich, denn meine Tante thut heute den ersten Schritt wieder in die Welt. Mit der Erledigung der Denkmalfrage fiel es ihr wie ein Stein vom Herzen! Sie ist schon lange die Präsidentin eines Damenvereins für - ich weiß nicht - welche Zwecke - und da hat man sie so lange gequält -

Für Wohl und Bildung der Frauen - ergänzte Helene, gleichsam zurechtweisend.

Richtig! Gut, gut! Allen Respect! nahm der Graf seine Rede wieder auf. Aber die Sachlage ist die: Die Sitzungen haben seit einer Ewigkeit nicht stattgefunden, der Kassirer ist mit dem Gelde durchgegangen,

Jetzt bot der Bildhauer den seinigen. Er fürchtete sich, von seinem Sohne über die nicht abgelegte Gewohnheit des Weiterarbeitens bei Besuchen gezankt zu werden.

Ottomar war erstaunt, den Grafen zu finden, den er später zu besuchen gedachte. Er hatte sich, theils weil er des Grafen Eßstunde zu stören fürchtete, theils weil er noch einiger Sammlung für das von ihm Mitzutheilende und zu Erwartende bedurfte, den Spaziergang durch den Park und den Abstecher bei den Seinigen gönnen wollen.

Ich halte Dich heute für den vollen Abend fest, sagte der Graf zum Erstaunen des ganzen Ateliers über das eingeführte Du. Wir mußten heute viel früher unser Mittagsmahl nehmen als gewöhnlich, denn meine Tante thut heute den ersten Schritt wieder in die Welt. Mit der Erledigung der Denkmalfrage fiel es ihr wie ein Stein vom Herzen! Sie ist schon lange die Präsidentin eines Damenvereins für – ich weiß nicht – welche Zwecke – und da hat man sie so lange gequält –

Für Wohl und Bildung der Frauen – ergänzte Helene, gleichsam zurechtweisend.

Richtig! Gut, gut! Allen Respect! nahm der Graf seine Rede wieder auf. Aber die Sachlage ist die: Die Sitzungen haben seit einer Ewigkeit nicht stattgefunden, der Kassirer ist mit dem Gelde durchgegangen,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0099" n="93"/>
Jetzt bot der Bildhauer den seinigen. Er fürchtete  sich, von seinem Sohne über die nicht abgelegte Gewohnheit des  Weiterarbeitens bei Besuchen gezankt zu werden. </p>
        <p>Ottomar war erstaunt, den Grafen zu finden, den er später zu  besuchen gedachte. Er hatte sich, theils weil er des Grafen Eßstunde zu  stören fürchtete, theils weil er noch einiger Sammlung für das von ihm  Mitzutheilende und zu Erwartende bedurfte, den Spaziergang durch den Park und  den Abstecher bei den Seinigen gönnen wollen. </p>
        <p>Ich halte Dich heute für den vollen Abend fest, sagte der Graf  zum Erstaunen des ganzen Ateliers über das eingeführte Du. Wir mußten heute  viel früher unser Mittagsmahl nehmen als gewöhnlich, denn meine Tante thut  heute den ersten Schritt wieder in die Welt. Mit der Erledigung der  Denkmalfrage fiel es ihr wie ein Stein vom Herzen! Sie ist schon lange die  Präsidentin eines Damenvereins für &#x2013; ich weiß nicht &#x2013; welche Zwecke &#x2013; und da  hat man sie so lange gequält &#x2013; </p>
        <p>Für Wohl und Bildung der Frauen &#x2013; ergänzte Helene, gleichsam  zurechtweisend. </p>
        <p>Richtig! Gut, gut! Allen Respect! nahm der Graf seine Rede  wieder auf. Aber die Sachlage ist die: Die Sitzungen haben seit einer  Ewigkeit nicht stattgefunden, der Kassirer ist mit dem Gelde durchgegangen,
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[93/0099] Jetzt bot der Bildhauer den seinigen. Er fürchtete sich, von seinem Sohne über die nicht abgelegte Gewohnheit des Weiterarbeitens bei Besuchen gezankt zu werden. Ottomar war erstaunt, den Grafen zu finden, den er später zu besuchen gedachte. Er hatte sich, theils weil er des Grafen Eßstunde zu stören fürchtete, theils weil er noch einiger Sammlung für das von ihm Mitzutheilende und zu Erwartende bedurfte, den Spaziergang durch den Park und den Abstecher bei den Seinigen gönnen wollen. Ich halte Dich heute für den vollen Abend fest, sagte der Graf zum Erstaunen des ganzen Ateliers über das eingeführte Du. Wir mußten heute viel früher unser Mittagsmahl nehmen als gewöhnlich, denn meine Tante thut heute den ersten Schritt wieder in die Welt. Mit der Erledigung der Denkmalfrage fiel es ihr wie ein Stein vom Herzen! Sie ist schon lange die Präsidentin eines Damenvereins für – ich weiß nicht – welche Zwecke – und da hat man sie so lange gequält – Für Wohl und Bildung der Frauen – ergänzte Helene, gleichsam zurechtweisend. Richtig! Gut, gut! Allen Respect! nahm der Graf seine Rede wieder auf. Aber die Sachlage ist die: Die Sitzungen haben seit einer Ewigkeit nicht stattgefunden, der Kassirer ist mit dem Gelde durchgegangen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-02-19T12:27:44Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2014-02-19T12:27:44Z)
Staatsbibliothek zu Berlin: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Sign. Yx 17781-1<a>) (2013-07-01T14:33:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet
  • Druckfehler: dokumentiert
  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet
  • Kustoden: nicht gekennzeichnet
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder01_1877
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder01_1877/99
Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder01_1877/99>, abgerufen am 22.11.2024.