Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877.Sie wollen uns in die Mode bringen! sagte Helene mit einer gewissen Zaghaftigkeit und blickte auf den Vater, von dem sie wußte, daß im Punkte des Erwerbs seine Worte seinen Empfindungen widersprachen. Die Erwerbsfrage war ihm im Künstlerleben das Allerwiderwärtigste. Dennoch konnte er mit Schärfe an jene eben angezogene Stelle eines alten Schriftstellers erinnern, aus der man ersah, daß der Hochmuth manches Künstlers, eines Phidias, eines Zeuxis, Apelles, sich herleiten läßt aus dem Gefühl, daß sie Alle Handwerker, keine freien Bürger waren. Die Form zum Erzguß des hier in Gyps wiedergegebenen Modells befand sich in einer großen Broncefabrik. Für jedes verkaufte Exemplar hatte der Künstler einen Antheil. Das wird Sie wieder ein schönes Geld kosten! sagte Helene zum Grafen, und am Ende sitzt einmal mein Bruder beim Schein dieser Lampe bei Ihnen und bekommt meines Vaters Arbeit und mein Gesicht so von Jemand, der Ihre Cigarren mitraucht, analysirt, daß wir die Bestellung bitter bereuen! Der Graf mußte lachen. Und die Stimmung wurde so heiter, daß Plümicke förmlich wie freudig im Triumphton rufen konnte: Herr Ottomar! Und nun keine Stühle! sagte Helene. Sie wollen uns in die Mode bringen! sagte Helene mit einer gewissen Zaghaftigkeit und blickte auf den Vater, von dem sie wußte, daß im Punkte des Erwerbs seine Worte seinen Empfindungen widersprachen. Die Erwerbsfrage war ihm im Künstlerleben das Allerwiderwärtigste. Dennoch konnte er mit Schärfe an jene eben angezogene Stelle eines alten Schriftstellers erinnern, aus der man ersah, daß der Hochmuth manches Künstlers, eines Phidias, eines Zeuxis, Apelles, sich herleiten läßt aus dem Gefühl, daß sie Alle Handwerker, keine freien Bürger waren. Die Form zum Erzguß des hier in Gyps wiedergegebenen Modells befand sich in einer großen Broncefabrik. Für jedes verkaufte Exemplar hatte der Künstler einen Antheil. Das wird Sie wieder ein schönes Geld kosten! sagte Helene zum Grafen, und am Ende sitzt einmal mein Bruder beim Schein dieser Lampe bei Ihnen und bekommt meines Vaters Arbeit und mein Gesicht so von Jemand, der Ihre Cigarren mitraucht, analysirt, daß wir die Bestellung bitter bereuen! Der Graf mußte lachen. Und die Stimmung wurde so heiter, daß Plümicke förmlich wie freudig im Triumphton rufen konnte: Herr Ottomar! Und nun keine Stühle! sagte Helene. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0098" n="92"/> Sie wollen uns in die Mode bringen! sagte Helene mit einer gewissen Zaghaftigkeit und blickte auf den Vater, von dem sie wußte, daß im Punkte des Erwerbs seine Worte seinen Empfindungen widersprachen. Die Erwerbsfrage war ihm im Künstlerleben das Allerwiderwärtigste. Dennoch konnte er mit Schärfe <ref xml:id="TEXTanjeneBISSchriftstellers" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLanjeneBISSchriftstellers"> an jene eben angezogene Stelle eines alten Schriftstellers</ref> erinnern, aus der man ersah, daß der Hochmuth manches Künstlers, eines <ref xml:id="TEXTPhidiasBISApelles" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLPhidiasBISApelles">Phidias, eines Zeuxis, Apelles</ref>, sich herleiten läßt aus dem Gefühl, daß sie Alle Handwerker, keine freien Bürger waren. </p> <p>Die Form zum Erzguß des hier in Gyps wiedergegebenen Modells befand sich in einer großen Broncefabrik. Für jedes verkaufte Exemplar hatte der Künstler einen Antheil. </p> <p>Das wird Sie wieder ein schönes Geld kosten! sagte Helene zum Grafen, und am Ende sitzt einmal mein Bruder beim Schein dieser Lampe bei Ihnen und bekommt meines Vaters Arbeit und mein Gesicht so von Jemand, der Ihre <ref xml:id="TEXTCigarren" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLCigarren">Cigarren</ref> mitraucht, analysirt, daß wir die Bestellung bitter bereuen! </p> <p>Der Graf mußte lachen. Und die Stimmung wurde so heiter, daß Plümicke förmlich wie freudig im Triumphton rufen konnte: Herr Ottomar! </p> <p>Und nun keine Stühle! sagte Helene. </p> <p> </p> </div> </body> </text> </TEI> [92/0098]
Sie wollen uns in die Mode bringen! sagte Helene mit einer gewissen Zaghaftigkeit und blickte auf den Vater, von dem sie wußte, daß im Punkte des Erwerbs seine Worte seinen Empfindungen widersprachen. Die Erwerbsfrage war ihm im Künstlerleben das Allerwiderwärtigste. Dennoch konnte er mit Schärfe an jene eben angezogene Stelle eines alten Schriftstellers erinnern, aus der man ersah, daß der Hochmuth manches Künstlers, eines Phidias, eines Zeuxis, Apelles, sich herleiten läßt aus dem Gefühl, daß sie Alle Handwerker, keine freien Bürger waren.
Die Form zum Erzguß des hier in Gyps wiedergegebenen Modells befand sich in einer großen Broncefabrik. Für jedes verkaufte Exemplar hatte der Künstler einen Antheil.
Das wird Sie wieder ein schönes Geld kosten! sagte Helene zum Grafen, und am Ende sitzt einmal mein Bruder beim Schein dieser Lampe bei Ihnen und bekommt meines Vaters Arbeit und mein Gesicht so von Jemand, der Ihre Cigarren mitraucht, analysirt, daß wir die Bestellung bitter bereuen!
Der Graf mußte lachen. Und die Stimmung wurde so heiter, daß Plümicke förmlich wie freudig im Triumphton rufen konnte: Herr Ottomar!
Und nun keine Stühle! sagte Helene.
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