Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877.die doch hier im Palais stattfinden sollte. Wozu diese Anschaffungen! Diese Möbelstoffe! Diese Tapeten! Es wird Alles bei der Generalin stehen bleiben! Ottomar schwieg und sah die enormen Summen. Da stecken die Schulden des Max darunter! rief der Graf ganz laut. Ich habe ja seine gemeine Natur schon auf der Universität erkannt und ging wegen einer Geldsache mit ihm los. Dann die bettelhafte Bedingung des Alten, daß ich seine Tochter heirathen sollte - ich bin empört! Ottomar hütete sich zu schüren und schwieg. Der Graf stützte sein Haupt auf den Mantel eines Ofens und sagte dann: O bitte, erzähle: Ich mußte die Abendstunde wählen und mich doch tief in meinen Paletot hüllen, begann Ottomar. In demselben Hause wohnt der Bruder einer Freundin meiner Schwester und eine Person hatte mich auch gleich erkannt, das Mädchen, das mir öffnete. Ich muß die Kleine irgendwo gesehen haben. Du verschwiegst Deinen Namen! schaltete der Graf ein. Vorläufig, ja! Aber ich konnte mich ja auf den Gatten berufen, auf eine Mission, die ich übernommen hätte - der Name wurde nicht genannt. Es währte lange, bis ich vorgelassen wurde. Anfangs wurde ich ganz abgewiesen. Madame empfingen keine Besuche, die doch hier im Palais stattfinden sollte. Wozu diese Anschaffungen! Diese Möbelstoffe! Diese Tapeten! Es wird Alles bei der Generalin stehen bleiben! Ottomar schwieg und sah die enormen Summen. Da stecken die Schulden des Max darunter! rief der Graf ganz laut. Ich habe ja seine gemeine Natur schon auf der Universität erkannt und ging wegen einer Geldsache mit ihm los. Dann die bettelhafte Bedingung des Alten, daß ich seine Tochter heirathen sollte – ich bin empört! Ottomar hütete sich zu schüren und schwieg. Der Graf stützte sein Haupt auf den Mantel eines Ofens und sagte dann: O bitte, erzähle: Ich mußte die Abendstunde wählen und mich doch tief in meinen Paletot hüllen, begann Ottomar. In demselben Hause wohnt der Bruder einer Freundin meiner Schwester und eine Person hatte mich auch gleich erkannt, das Mädchen, das mir öffnete. Ich muß die Kleine irgendwo gesehen haben. Du verschwiegst Deinen Namen! schaltete der Graf ein. Vorläufig, ja! Aber ich konnte mich ja auf den Gatten berufen, auf eine Mission, die ich übernommen hätte – der Name wurde nicht genannt. Es währte lange, bis ich vorgelassen wurde. Anfangs wurde ich ganz abgewiesen. Madame empfingen keine Besuche, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0193" n="187"/> die doch hier im Palais stattfinden sollte. Wozu diese Anschaffungen! Diese Möbelstoffe! Diese Tapeten! Es wird Alles bei der Generalin stehen bleiben! </p> <p>Ottomar schwieg und sah die enormen Summen. </p> <p>Da stecken die Schulden des Max darunter! rief der Graf ganz laut. Ich habe ja seine gemeine Natur schon auf der Universität erkannt und ging wegen einer Geldsache mit ihm los. Dann die bettelhafte Bedingung des Alten, daß ich seine Tochter heirathen sollte – ich bin empört! </p> <p>Ottomar hütete sich zu schüren und schwieg. </p> <p>Der Graf stützte sein Haupt auf den <ref xml:id="TEXTManteleinesOfens" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLManteleinesOfens">Mantel eines Ofens</ref> und sagte dann: O bitte, erzähle: </p> <p>Ich mußte die Abendstunde wählen und mich doch tief in meinen Paletot hüllen, begann Ottomar. In demselben Hause wohnt der Bruder einer Freundin meiner Schwester und eine Person hatte mich auch gleich erkannt, das Mädchen, das mir öffnete. Ich muß die Kleine irgendwo gesehen haben. </p> <p>Du verschwiegst Deinen Namen! schaltete der Graf ein. </p> <p>Vorläufig, ja! Aber ich konnte mich ja auf den Gatten berufen, auf eine Mission, die ich übernommen hätte – der Name wurde nicht genannt. Es währte lange, bis ich vorgelassen wurde. Anfangs wurde ich ganz abgewiesen. Madame empfingen keine Besuche, </p> </div> </body> </text> </TEI> [187/0193]
die doch hier im Palais stattfinden sollte. Wozu diese Anschaffungen! Diese Möbelstoffe! Diese Tapeten! Es wird Alles bei der Generalin stehen bleiben!
Ottomar schwieg und sah die enormen Summen.
Da stecken die Schulden des Max darunter! rief der Graf ganz laut. Ich habe ja seine gemeine Natur schon auf der Universität erkannt und ging wegen einer Geldsache mit ihm los. Dann die bettelhafte Bedingung des Alten, daß ich seine Tochter heirathen sollte – ich bin empört!
Ottomar hütete sich zu schüren und schwieg.
Der Graf stützte sein Haupt auf den Mantel eines Ofens und sagte dann: O bitte, erzähle:
Ich mußte die Abendstunde wählen und mich doch tief in meinen Paletot hüllen, begann Ottomar. In demselben Hause wohnt der Bruder einer Freundin meiner Schwester und eine Person hatte mich auch gleich erkannt, das Mädchen, das mir öffnete. Ich muß die Kleine irgendwo gesehen haben.
Du verschwiegst Deinen Namen! schaltete der Graf ein.
Vorläufig, ja! Aber ich konnte mich ja auf den Gatten berufen, auf eine Mission, die ich übernommen hätte – der Name wurde nicht genannt. Es währte lange, bis ich vorgelassen wurde. Anfangs wurde ich ganz abgewiesen. Madame empfingen keine Besuche,
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder01_1877/193>, abgerufen am 17.07.2024. |