Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877.Stirn und Schläfen schon Spuren - vielen Nachdenkens zeigte, war heller, die Nase vielleicht nur momentan zu roth, sonst die Züge einnehmend; der untersetzte Wuchs durchaus männlich, die Haltung stramm. Das Nebenzimmer stand offen. Beim Auf- und Niederschreiten commandirte Raimund, statt zu sprechen. Er hatte die sichere Art, die unserm Jahrhundert imponirt und so lange Erfolge bringt, bis einmal das Schicksal in unerwarteter Gestalt dem Hochmuth ein Hinderniß bringt und das Schicksal ist ein Gespenst, das vor unserm Anruf nicht zurückweicht. Raimund und Mahlo rauchten Cigarren und dieser griff jedesmal, wenn die seinige soweit gekommen war, daß die Gluth seinen wulstigen Lippen wehe that, mit einer Art Wonne nach einer neuen aus einem offenen Havannakasten. Raimund, der sein lockiges, wie gesagt, schon etwas defectes Haar bis in den Nacken trug, und eine breitschultrige nur etwas zu kleine Figur für die Wiedergabe seines künftigen Standbildes vorstellte, controlirte bei alledem jeden Mahlo'schen Griff und verbot ihm zuletzt, sich nun noch ferner zu verproviantiren. Er hatte gemerkt, daß, wenn eine Cigarre genommen wurde, gleich eine andere mit in die Tasche wanderte. Nun "raisonnirte" Mahlo "inwendig" und sagte dann laut im bierheisern Tone: Bist auch nach Chemnitz Stirn und Schläfen schon Spuren – vielen Nachdenkens zeigte, war heller, die Nase vielleicht nur momentan zu roth, sonst die Züge einnehmend; der untersetzte Wuchs durchaus männlich, die Haltung stramm. Das Nebenzimmer stand offen. Beim Auf- und Niederschreiten commandirte Raimund, statt zu sprechen. Er hatte die sichere Art, die unserm Jahrhundert imponirt und so lange Erfolge bringt, bis einmal das Schicksal in unerwarteter Gestalt dem Hochmuth ein Hinderniß bringt und das Schicksal ist ein Gespenst, das vor unserm Anruf nicht zurückweicht. Raimund und Mahlo rauchten Cigarren und dieser griff jedesmal, wenn die seinige soweit gekommen war, daß die Gluth seinen wulstigen Lippen wehe that, mit einer Art Wonne nach einer neuen aus einem offenen Havannakasten. Raimund, der sein lockiges, wie gesagt, schon etwas defectes Haar bis in den Nacken trug, und eine breitschultrige nur etwas zu kleine Figur für die Wiedergabe seines künftigen Standbildes vorstellte, controlirte bei alledem jeden Mahlo’schen Griff und verbot ihm zuletzt, sich nun noch ferner zu verproviantiren. Er hatte gemerkt, daß, wenn eine Cigarre genommen wurde, gleich eine andere mit in die Tasche wanderte. Nun „raisonnirte“ Mahlo „inwendig“ und sagte dann laut im bierheisern Tone: Bist auch nach Chemnitz <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0161" n="155"/> Stirn und Schläfen schon Spuren – vielen Nachdenkens zeigte, war heller, die Nase vielleicht nur momentan zu roth, sonst die Züge einnehmend; der untersetzte Wuchs durchaus männlich, die Haltung stramm. </p> <p>Das Nebenzimmer stand offen. Beim Auf- und Niederschreiten commandirte Raimund, statt zu sprechen. Er hatte die sichere Art, die unserm Jahrhundert imponirt und so lange Erfolge bringt, bis einmal das Schicksal in unerwarteter Gestalt dem Hochmuth ein Hinderniß bringt und das Schicksal ist ein Gespenst, das vor unserm Anruf nicht zurückweicht. Raimund und Mahlo rauchten Cigarren und dieser griff jedesmal, wenn die seinige soweit gekommen war, daß die Gluth seinen wulstigen Lippen wehe that, mit einer Art Wonne nach einer neuen aus einem offenen Havannakasten. Raimund, der sein lockiges, wie gesagt, schon etwas defectes Haar bis in den Nacken trug, und eine breitschultrige nur etwas zu kleine Figur für die Wiedergabe seines künftigen Standbildes vorstellte, controlirte bei alledem jeden Mahlo’schen Griff und verbot ihm zuletzt, sich nun noch ferner zu verproviantiren. Er hatte gemerkt, daß, wenn eine Cigarre genommen wurde, gleich eine andere mit in die Tasche wanderte. </p> <p>Nun „raisonnirte“ Mahlo „inwendig“ und sagte dann laut im bierheisern Tone: Bist auch nach Chemnitz </p> </div> </body> </text> </TEI> [155/0161]
Stirn und Schläfen schon Spuren – vielen Nachdenkens zeigte, war heller, die Nase vielleicht nur momentan zu roth, sonst die Züge einnehmend; der untersetzte Wuchs durchaus männlich, die Haltung stramm.
Das Nebenzimmer stand offen. Beim Auf- und Niederschreiten commandirte Raimund, statt zu sprechen. Er hatte die sichere Art, die unserm Jahrhundert imponirt und so lange Erfolge bringt, bis einmal das Schicksal in unerwarteter Gestalt dem Hochmuth ein Hinderniß bringt und das Schicksal ist ein Gespenst, das vor unserm Anruf nicht zurückweicht. Raimund und Mahlo rauchten Cigarren und dieser griff jedesmal, wenn die seinige soweit gekommen war, daß die Gluth seinen wulstigen Lippen wehe that, mit einer Art Wonne nach einer neuen aus einem offenen Havannakasten. Raimund, der sein lockiges, wie gesagt, schon etwas defectes Haar bis in den Nacken trug, und eine breitschultrige nur etwas zu kleine Figur für die Wiedergabe seines künftigen Standbildes vorstellte, controlirte bei alledem jeden Mahlo’schen Griff und verbot ihm zuletzt, sich nun noch ferner zu verproviantiren. Er hatte gemerkt, daß, wenn eine Cigarre genommen wurde, gleich eine andere mit in die Tasche wanderte.
Nun „raisonnirte“ Mahlo „inwendig“ und sagte dann laut im bierheisern Tone: Bist auch nach Chemnitz
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder01_1877/161>, abgerufen am 16.02.2025. |