Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877.aus. Er war schön, gelockten Haares, und nur durch seine lebhaften Demonstrationen etwas anstößig, weil man bald erkannte, daß sie die Folge allzuvielen Trinkens waren. Seinen "Socialnivellirer", fuhr der Staatsanwalt fort, confiscire ich alle Augenblicke. Aber was hilft uns das? Aufrichtig und unter uns gesagt, es stützen sich die anderen Parteien auf diese ungebildete Masse und werfen sie, wie man auf Dampfschiffen einen eisernen Ballast auf Räderwagen hat, bald hierhin, bald dorthin, des Gleichgewichts wegen. Wenn wir den Begriff Staat nur zum Besten der Regierung, der Fürsten und der privilegirten Machtansprüche ausbeuten und nicht lediglich zum Besten der Gesellschaft, wenn wir nicht endlich die königliche Gnade abschaffen, die da Verbrecher schont - Halten Sie inne, Sie Schrecklicher! unterbrach die Commerzienräthin den keineswegs auf die bloße Militärbedürfnißpolitik geschulten, sondern am Juristentag glänzenden Redner. Wollen Sie schon wieder alle Ihre Todesurtheile vollstreckt -? Nicht mehr das schöne Wort von der Gnade, die da "träufelt, wie Himmelsthau -" wie heißt doch die Stelle bei - bei -? Martha, wo sind die neuen Photographieen - zu - zu -? Wer spricht doch da das schöne Wort von der Gnade? aus. Er war schön, gelockten Haares, und nur durch seine lebhaften Demonstrationen etwas anstößig, weil man bald erkannte, daß sie die Folge allzuvielen Trinkens waren. Seinen „Socialnivellirer“, fuhr der Staatsanwalt fort, confiscire ich alle Augenblicke. Aber was hilft uns das? Aufrichtig und unter uns gesagt, es stützen sich die anderen Parteien auf diese ungebildete Masse und werfen sie, wie man auf Dampfschiffen einen eisernen Ballast auf Räderwagen hat, bald hierhin, bald dorthin, des Gleichgewichts wegen. Wenn wir den Begriff Staat nur zum Besten der Regierung, der Fürsten und der privilegirten Machtansprüche ausbeuten und nicht lediglich zum Besten der Gesellschaft, wenn wir nicht endlich die königliche Gnade abschaffen, die da Verbrecher schont – Halten Sie inne, Sie Schrecklicher! unterbrach die Commerzienräthin den keineswegs auf die bloße Militärbedürfnißpolitik geschulten, sondern am Juristentag glänzenden Redner. Wollen Sie schon wieder alle Ihre Todesurtheile vollstreckt –? Nicht mehr das schöne Wort von der Gnade, die da „träufelt, wie Himmelsthau –“ wie heißt doch die Stelle bei – bei –? Martha, wo sind die neuen Photographieen – zu – zu –? Wer spricht doch da das schöne Wort von der Gnade? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0153" n="147"/> aus. Er war schön, gelockten Haares, und nur durch seine lebhaften Demonstrationen etwas anstößig, weil man bald erkannte, daß sie die Folge allzuvielen Trinkens waren. </p> <p>Seinen „Socialnivellirer“, fuhr der Staatsanwalt fort, confiscire ich alle Augenblicke. Aber was hilft uns das? Aufrichtig und unter uns gesagt, es stützen sich die anderen Parteien auf diese ungebildete Masse und werfen sie, wie man auf Dampfschiffen einen eisernen Ballast auf Räderwagen hat, bald hierhin, bald dorthin, des Gleichgewichts wegen. Wenn wir den Begriff Staat nur zum Besten der Regierung, der Fürsten und der privilegirten Machtansprüche ausbeuten und nicht lediglich zum Besten der Gesellschaft, wenn wir nicht endlich die königliche Gnade abschaffen, die da Verbrecher schont –</p> <p>Halten Sie inne, Sie Schrecklicher! unterbrach die Commerzienräthin den keineswegs auf die bloße Militärbedürfnißpolitik geschulten, sondern am Juristentag glänzenden Redner. Wollen Sie schon wieder alle Ihre Todesurtheile vollstreckt –? Nicht mehr das schöne Wort von der <ref xml:id="TEXTGnadeBISHimmelsthau" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLGnadeBISHimmelsthau">Gnade, die da „träufelt, wie Himmelsthau</ref> –“ wie heißt doch die Stelle bei – bei –? Martha, wo sind die neuen Photographieen – zu – zu –? Wer spricht doch da das schöne Wort von der Gnade? </p> <p> </p> </div> </body> </text> </TEI> [147/0153]
aus. Er war schön, gelockten Haares, und nur durch seine lebhaften Demonstrationen etwas anstößig, weil man bald erkannte, daß sie die Folge allzuvielen Trinkens waren.
Seinen „Socialnivellirer“, fuhr der Staatsanwalt fort, confiscire ich alle Augenblicke. Aber was hilft uns das? Aufrichtig und unter uns gesagt, es stützen sich die anderen Parteien auf diese ungebildete Masse und werfen sie, wie man auf Dampfschiffen einen eisernen Ballast auf Räderwagen hat, bald hierhin, bald dorthin, des Gleichgewichts wegen. Wenn wir den Begriff Staat nur zum Besten der Regierung, der Fürsten und der privilegirten Machtansprüche ausbeuten und nicht lediglich zum Besten der Gesellschaft, wenn wir nicht endlich die königliche Gnade abschaffen, die da Verbrecher schont –
Halten Sie inne, Sie Schrecklicher! unterbrach die Commerzienräthin den keineswegs auf die bloße Militärbedürfnißpolitik geschulten, sondern am Juristentag glänzenden Redner. Wollen Sie schon wieder alle Ihre Todesurtheile vollstreckt –? Nicht mehr das schöne Wort von der Gnade, die da „träufelt, wie Himmelsthau –“ wie heißt doch die Stelle bei – bei –? Martha, wo sind die neuen Photographieen – zu – zu –? Wer spricht doch da das schöne Wort von der Gnade?
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