Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877.Indessen floh Wolny einen Ort, wo ihm sonst ein kurzer Aufenthalt immer einen wohlthuenden Eindruck hinterlassen hatte. Lange nicht war er dem immer anregenden Bildhauer begegnet, seit lange nicht hatte ihn dessen Sohn besucht, der vor Jahren auf der Universität sein Hörer war, dann sich ihm hier näher befreundete. Wolny war um zehn Jahre älter als Ottomar, aber durch seinen ursprünglichen Beruf zum Unterricht und zur Erziehung allem Jugendlichen zugewandt. Bei allem Kummer, der über ihn hereingebrochen, hatte er eine offene empfängliche Brust für frische lebendige Eindrücke behalten. In einer jener Arbeiterversammlungen, die Wolny früher noch besuchte, jetzt aber ihres immer zügelloser gewordenen Tones wegen aufgegeben hatte, hatte er Ottomar so schwungvoll sprechen hören, so energisch die ihm gemachten Einwürfe ablehnen, so fest seinen Posten als freiwillig und aus Liebe zur Sache zum Sprechen gedrängter Redner sich behaupten, daß er auf ihn zugegangen war, mit ihm den Abend gemeinschaftlich verbrachte und vollends mit ihm Freundschaft schloß, als er auf die frühere Berührung zurückkam. Die große Stadt trennt, die große Stadt verbindet. Siehe da! hörte Wolny, der ruhig seinen Weg bis in eine weitentlegene Gegend vor dem Thore genommen hatte, hinter sich herrufen, siehe da! das trifft sich ja Indessen floh Wolny einen Ort, wo ihm sonst ein kurzer Aufenthalt immer einen wohlthuenden Eindruck hinterlassen hatte. Lange nicht war er dem immer anregenden Bildhauer begegnet, seit lange nicht hatte ihn dessen Sohn besucht, der vor Jahren auf der Universität sein Hörer war, dann sich ihm hier näher befreundete. Wolny war um zehn Jahre älter als Ottomar, aber durch seinen ursprünglichen Beruf zum Unterricht und zur Erziehung allem Jugendlichen zugewandt. Bei allem Kummer, der über ihn hereingebrochen, hatte er eine offene empfängliche Brust für frische lebendige Eindrücke behalten. In einer jener Arbeiterversammlungen, die Wolny früher noch besuchte, jetzt aber ihres immer zügelloser gewordenen Tones wegen aufgegeben hatte, hatte er Ottomar so schwungvoll sprechen hören, so energisch die ihm gemachten Einwürfe ablehnen, so fest seinen Posten als freiwillig und aus Liebe zur Sache zum Sprechen gedrängter Redner sich behaupten, daß er auf ihn zugegangen war, mit ihm den Abend gemeinschaftlich verbrachte und vollends mit ihm Freundschaft schloß, als er auf die frühere Berührung zurückkam. Die große Stadt trennt, die große Stadt verbindet. Siehe da! hörte Wolny, der ruhig seinen Weg bis in eine weitentlegene Gegend vor dem Thore genommen hatte, hinter sich herrufen, siehe da! das trifft sich ja <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0138" n="132"/> Indessen floh Wolny einen Ort, wo ihm sonst ein kurzer Aufenthalt immer einen wohlthuenden Eindruck hinterlassen hatte. Lange nicht war er dem immer anregenden Bildhauer begegnet, seit lange nicht hatte ihn dessen Sohn besucht, der vor Jahren auf der Universität sein Hörer war, dann sich ihm hier näher befreundete. Wolny war um zehn Jahre älter als Ottomar, aber durch seinen ursprünglichen Beruf zum Unterricht und zur Erziehung allem Jugendlichen zugewandt. Bei allem Kummer, der über ihn hereingebrochen, hatte er eine offene empfängliche Brust für frische lebendige Eindrücke behalten. In einer jener Arbeiterversammlungen, die Wolny früher noch besuchte, jetzt aber ihres immer zügelloser gewordenen Tones wegen aufgegeben hatte, hatte er Ottomar so schwungvoll sprechen hören, so energisch die ihm gemachten Einwürfe ablehnen, so fest seinen Posten als freiwillig und aus Liebe zur Sache zum Sprechen gedrängter Redner sich behaupten, daß er auf ihn zugegangen war, mit ihm den Abend gemeinschaftlich verbrachte und vollends mit ihm Freundschaft schloß, als er auf die frühere Berührung zurückkam. </p> <p>Die große Stadt trennt, die große Stadt verbindet. </p> <p>Siehe da! hörte Wolny, der ruhig seinen Weg bis in eine weitentlegene <ref xml:id="TEXTGegendvordemThore" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLGegendvordemThore">Gegend vor dem Thore</ref> genommen hatte, hinter sich herrufen, siehe da! das trifft sich ja </p> </div> </body> </text> </TEI> [132/0138]
Indessen floh Wolny einen Ort, wo ihm sonst ein kurzer Aufenthalt immer einen wohlthuenden Eindruck hinterlassen hatte. Lange nicht war er dem immer anregenden Bildhauer begegnet, seit lange nicht hatte ihn dessen Sohn besucht, der vor Jahren auf der Universität sein Hörer war, dann sich ihm hier näher befreundete. Wolny war um zehn Jahre älter als Ottomar, aber durch seinen ursprünglichen Beruf zum Unterricht und zur Erziehung allem Jugendlichen zugewandt. Bei allem Kummer, der über ihn hereingebrochen, hatte er eine offene empfängliche Brust für frische lebendige Eindrücke behalten. In einer jener Arbeiterversammlungen, die Wolny früher noch besuchte, jetzt aber ihres immer zügelloser gewordenen Tones wegen aufgegeben hatte, hatte er Ottomar so schwungvoll sprechen hören, so energisch die ihm gemachten Einwürfe ablehnen, so fest seinen Posten als freiwillig und aus Liebe zur Sache zum Sprechen gedrängter Redner sich behaupten, daß er auf ihn zugegangen war, mit ihm den Abend gemeinschaftlich verbrachte und vollends mit ihm Freundschaft schloß, als er auf die frühere Berührung zurückkam.
Die große Stadt trennt, die große Stadt verbindet.
Siehe da! hörte Wolny, der ruhig seinen Weg bis in eine weitentlegene Gegend vor dem Thore genommen hatte, hinter sich herrufen, siehe da! das trifft sich ja
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