Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877.

Bild:
<< vorherige Seite

anlassen, ihn allmälig in dieselben Netze zu verstricken, in die ein ihm so theurer Name fiel. Die dritte, Ada von Forbeck, für ihn eine jener Dutzenderscheinungen der vornehmen Welt, immer leidenschaftlich bewegt, zornig, polternd, im Kundgeben ihres Willens rücksichtslos, in ihren Launen und Einfällen tyrannisch, schwatzhaft wie ein Kind, verurtheilend, wie ihr der Wind die Worte zutrug, die würdige Schwester, wie es ihm erschien, ihres mit Schulden belasteten Bruders, der seinerseits fast eine Ehrensache daraus zu machen schien, daß es zwischen dem Grafen Udo und seiner Schwester nun baldigst zur vollen Richtigkeit kommen müßte. Max von Forbeck war ein gefürchteter brutaler Raufbold.

Des Grafen Empfindungen waren heute um so erregter, als sich auch Ada zum Nachtessen hatte ansagen lassen; sie wollte mit ihrer Mutter noch in eine große Gesellschaft bei einem Minister fahren. Die Generalin hatte neben ihren schwarzen Floretthandschuhen noch violette in Bereitschaft.

La Rose, sprach er seufzend zu seinem Bedienten in französischer Sprache, wie gefällt Dir denn das Leben bei uns in Deutschland?

Ei, sagte dieser, ich bewundere die Betten, wie sie alle so klein sind!

Und was erscheint Dir zu groß an uns?

anlassen, ihn allmälig in dieselben Netze zu verstricken, in die ein ihm so theurer Name fiel. Die dritte, Ada von Forbeck, für ihn eine jener Dutzenderscheinungen der vornehmen Welt, immer leidenschaftlich bewegt, zornig, polternd, im Kundgeben ihres Willens rücksichtslos, in ihren Launen und Einfällen tyrannisch, schwatzhaft wie ein Kind, verurtheilend, wie ihr der Wind die Worte zutrug, die würdige Schwester, wie es ihm erschien, ihres mit Schulden belasteten Bruders, der seinerseits fast eine Ehrensache daraus zu machen schien, daß es zwischen dem Grafen Udo und seiner Schwester nun baldigst zur vollen Richtigkeit kommen müßte. Max von Forbeck war ein gefürchteter brutaler Raufbold.

Des Grafen Empfindungen waren heute um so erregter, als sich auch Ada zum Nachtessen hatte ansagen lassen; sie wollte mit ihrer Mutter noch in eine große Gesellschaft bei einem Minister fahren. Die Generalin hatte neben ihren schwarzen Floretthandschuhen noch violette in Bereitschaft.

La Rose, sprach er seufzend zu seinem Bedienten in französischer Sprache, wie gefällt Dir denn das Leben bei uns in Deutschland?

Ei, sagte dieser, ich bewundere die Betten, wie sie alle so klein sind!

Und was erscheint Dir zu groß an uns?

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0112" n="106"/>
anlassen, ihn allmälig in dieselben Netze zu verstricken, in die ein ihm so theurer Name fiel. Die dritte, Ada von Forbeck, für ihn eine jener Dutzenderscheinungen der vornehmen Welt, immer leidenschaftlich bewegt, zornig, polternd, im Kundgeben ihres Willens rücksichtslos, in ihren Launen und Einfällen tyrannisch, schwatzhaft wie ein Kind, verurtheilend, wie ihr der Wind die Worte zutrug, die würdige Schwester, wie es ihm erschien, ihres mit Schulden belasteten Bruders, der seinerseits fast eine Ehrensache daraus zu machen schien, daß es zwischen dem Grafen Udo und seiner Schwester nun baldigst zur vollen Richtigkeit kommen müßte. Max von Forbeck war ein gefürchteter brutaler Raufbold. </p>
        <p>Des Grafen Empfindungen waren heute um so erregter, als sich auch Ada zum Nachtessen hatte ansagen lassen; sie wollte mit ihrer Mutter noch in eine große Gesellschaft bei einem Minister fahren. Die Generalin hatte neben ihren schwarzen <ref xml:id="TEXTFloretthandschuhen" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLFloretthandschuhen">Floretthandschuhen</ref> noch violette in Bereitschaft. </p>
        <p>La Rose, sprach er seufzend zu seinem Bedienten in französischer Sprache, wie gefällt Dir denn das Leben bei uns in Deutschland? </p>
        <p>Ei, sagte dieser, ich bewundere die Betten, wie sie alle so klein sind! </p>
        <p>Und was erscheint Dir zu groß an uns? </p>
        <p>
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[106/0112] anlassen, ihn allmälig in dieselben Netze zu verstricken, in die ein ihm so theurer Name fiel. Die dritte, Ada von Forbeck, für ihn eine jener Dutzenderscheinungen der vornehmen Welt, immer leidenschaftlich bewegt, zornig, polternd, im Kundgeben ihres Willens rücksichtslos, in ihren Launen und Einfällen tyrannisch, schwatzhaft wie ein Kind, verurtheilend, wie ihr der Wind die Worte zutrug, die würdige Schwester, wie es ihm erschien, ihres mit Schulden belasteten Bruders, der seinerseits fast eine Ehrensache daraus zu machen schien, daß es zwischen dem Grafen Udo und seiner Schwester nun baldigst zur vollen Richtigkeit kommen müßte. Max von Forbeck war ein gefürchteter brutaler Raufbold. Des Grafen Empfindungen waren heute um so erregter, als sich auch Ada zum Nachtessen hatte ansagen lassen; sie wollte mit ihrer Mutter noch in eine große Gesellschaft bei einem Minister fahren. Die Generalin hatte neben ihren schwarzen Floretthandschuhen noch violette in Bereitschaft. La Rose, sprach er seufzend zu seinem Bedienten in französischer Sprache, wie gefällt Dir denn das Leben bei uns in Deutschland? Ei, sagte dieser, ich bewundere die Betten, wie sie alle so klein sind! Und was erscheint Dir zu groß an uns?

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-02-19T12:27:44Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2014-02-19T12:27:44Z)
Staatsbibliothek zu Berlin: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Sign. Yx 17781-1<a>) (2013-07-01T14:33:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet
  • Druckfehler: dokumentiert
  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet
  • Kustoden: nicht gekennzeichnet
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder01_1877
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder01_1877/112
Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder01_1877/112>, abgerufen am 23.11.2024.