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[Gutzkow, Karl:] Briefe eines Narren an eine Närrin. Hamburg, 1832.

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tet, wie aus Afrika's und Numidiens Steppen. Fußgänger und Lanzenträger mit Helm und Schild, in ihrer Mitte ein flatterndes Fahnenwimpel, oben drauf ein goldener Adler. Lange Grenadiere und Flügelmänner mit buschigen Bärten und riesenhohen Bärenmützen, Bajonette blitzten wie Stahlfunken durch die Nacht.

Ich aber that meinen Mund auf und begann mit einer Anrede, die sie, auf einem Bergabsprunge in mannigfache Gruppen gelagert, anhörten. Denn sie blieben dort.

Wenn vielleicht einer unter Euch--begann ich--mit mir Philosophie der Geschichte bei Hegel gehört und verstanden hat, so wird der seinen Cameraden die Erklärung geben können, warum ich Jedem unter Euch gleiche Gerechtigkeit widerfahren lasse. Dir da unten, Numidier, der Du Dir das Tabackrauchen angewöhnt hast--wo könntest Du sonst Deinen Nebenmann um Schwamm bitten?--Bist eben so gut ein Moment der welthistorischen Idee, als dieser schwammreichende Nebenmann, den ich nach meinen antiquarischen Kenntnissen für einen halte, der in Cäsars Commentarien mitgefochten hat. Und selbst Du da, bärtiger Schelm, irr' ich nicht, ein Krämerssohn aus Toulouse, hast die Objectivität Deiner historischen Stellung schon gewonnen. Erwartet also nicht,

tet, wie aus Afrika’s und Numidiens Steppen. Fußgänger und Lanzenträger mit Helm und Schild, in ihrer Mitte ein flatterndes Fahnenwimpel, oben drauf ein goldener Adler. Lange Grenadiere und Flügelmänner mit buschigen Bärten und riesenhohen Bärenmützen, Bajonette blitzten wie Stahlfunken durch die Nacht.

Ich aber that meinen Mund auf und begann mit einer Anrede, die sie, auf einem Bergabsprunge in mannigfache Gruppen gelagert, anhörten. Denn sie blieben dort.

Wenn vielleicht einer unter Euch—begann ich—mit mir Philosophie der Geschichte bei Hegel gehört und verstanden hat, so wird der seinen Cameraden die Erklärung geben können, warum ich Jedem unter Euch gleiche Gerechtigkeit widerfahren lasse. Dir da unten, Numidier, der Du Dir das Tabackrauchen angewöhnt hast—wo könntest Du sonst Deinen Nebenmann um Schwamm bitten?—Bist eben so gut ein Moment der welthistorischen Idee, als dieser schwammreichende Nebenmann, den ich nach meinen antiquarischen Kenntnissen für einen halte, der in Cäsars Commentarien mitgefochten hat. Und selbst Du da, bärtiger Schelm, irr’ ich nicht, ein Krämerssohn aus Toulouse, hast die Objectivität Deiner historischen Stellung schon gewonnen. Erwartet also nicht,

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[80/0093] tet, wie aus Afrika’s und Numidiens Steppen. Fußgänger und Lanzenträger mit Helm und Schild, in ihrer Mitte ein flatterndes Fahnenwimpel, oben drauf ein goldener Adler. Lange Grenadiere und Flügelmänner mit buschigen Bärten und riesenhohen Bärenmützen, Bajonette blitzten wie Stahlfunken durch die Nacht. Ich aber that meinen Mund auf und begann mit einer Anrede, die sie, auf einem Bergabsprunge in mannigfache Gruppen gelagert, anhörten. Denn sie blieben dort. Wenn vielleicht einer unter Euch—begann ich—mit mir Philosophie der Geschichte bei Hegel gehört und verstanden hat, so wird der seinen Cameraden die Erklärung geben können, warum ich Jedem unter Euch gleiche Gerechtigkeit widerfahren lasse. Dir da unten, Numidier, der Du Dir das Tabackrauchen angewöhnt hast—wo könntest Du sonst Deinen Nebenmann um Schwamm bitten?—Bist eben so gut ein Moment der welthistorischen Idee, als dieser schwammreichende Nebenmann, den ich nach meinen antiquarischen Kenntnissen für einen halte, der in Cäsars Commentarien mitgefochten hat. Und selbst Du da, bärtiger Schelm, irr’ ich nicht, ein Krämerssohn aus Toulouse, hast die Objectivität Deiner historischen Stellung schon gewonnen. Erwartet also nicht,

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Zitationshilfe: [Gutzkow, Karl:] Briefe eines Narren an eine Närrin. Hamburg, 1832, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_narren_1832/93>, abgerufen am 18.05.2024.