[Gutzkow, Karl]: Briefe eines Narren an eine Närrin. Hamburg, 1832.nigstens macht es ihre Umgebung lebendig. Es ist meist so unheimlich, so still und einsam jetzt in der Nähe der Fürsten. Wer größeren Muth besitzt, nimmt beim Zusammentreten der Stände zwei oder drei servile Publicisten in Sold. Die Staatszeitung, die die Sache der Regierung vertheidigen soll, will unterstützt sein. Man erkennt den Fehdehandschuh der Opposition an, indem man ihn aufnimmt. Der Todtentanz beginnt, man spielt sich selbst auf zum Grabe. Denn endlich wird das Residuum der gährenden Hefe, die diesen Spectakel- und Balllärm bezahlen muß, aufbrausen, und man kann versichert sein, daß es weder nach dem Einen, noch nach dem Andern fragt. Wir Freisinnigen werden die ersten Opfer sein, dann die Könige, und so fort. Noch kann die Geschichte jeder Revolution dafür zeugen. Aber es ist doch herrlich. Die Fürsten können ohne den Kampf mit der Opposition nicht mehr existiren. Darüber verlieren sie aber den Zutritt zu jener noch ziemlich ungetrübten Quelle der Liebe und Anhänglichkeit, die die Unterthanen an ihre alten Regentenstämme bindet. Ha! ich grüße Euch, Brutus und Cassius, Robespierre und St. Just! des heiligen Dreikönigstages Abend dämmert heran. Die Throne wanken, und der Boden, auf dem sie stehen, zittert nigstens macht es ihre Umgebung lebendig. Es ist meist so unheimlich, so still und einsam jetzt in der Nähe der Fürsten. Wer größeren Muth besitzt, nimmt beim Zusammentreten der Stände zwei oder drei servile Publicisten in Sold. Die Staatszeitung, die die Sache der Regierung vertheidigen soll, will unterstützt sein. Man erkennt den Fehdehandschuh der Opposition an, indem man ihn aufnimmt. Der Todtentanz beginnt, man spielt sich selbst auf zum Grabe. Denn endlich wird das Residuum der gährenden Hefe, die diesen Spectakel- und Balllärm bezahlen muß, aufbrausen, und man kann versichert sein, daß es weder nach dem Einen, noch nach dem Andern fragt. Wir Freisinnigen werden die ersten Opfer sein, dann die Könige, und so fort. Noch kann die Geschichte jeder Revolution dafür zeugen. Aber es ist doch herrlich. Die Fürsten können ohne den Kampf mit der Opposition nicht mehr existiren. Darüber verlieren sie aber den Zutritt zu jener noch ziemlich ungetrübten Quelle der Liebe und Anhänglichkeit, die die Unterthanen an ihre alten Regentenstämme bindet. Ha! ich grüße Euch, Brutus und Cassius, Robespierre und St. Just! des heiligen Dreikönigstages Abend dämmert heran. Die Throne wanken, und der Boden, auf dem sie stehen, zittert <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0085" n="72"/> nigstens macht es ihre Umgebung lebendig. Es ist meist so unheimlich, so still und einsam jetzt in der Nähe der Fürsten. Wer größeren Muth besitzt, nimmt beim Zusammentreten der Stände zwei oder drei servile Publicisten in Sold. Die Staatszeitung, die die Sache der Regierung vertheidigen soll, will unterstützt sein. Man erkennt den Fehdehandschuh der Opposition an, indem man ihn aufnimmt. Der Todtentanz beginnt, man spielt sich selbst auf zum Grabe. Denn endlich wird das Residuum der gährenden Hefe, die diesen Spectakel- und Balllärm bezahlen muß, aufbrausen, und man kann versichert sein, daß es weder nach dem Einen, noch nach dem Andern fragt. Wir Freisinnigen werden die ersten Opfer sein, dann die Könige, und so fort. Noch kann die Geschichte jeder Revolution dafür zeugen.</p> <p>Aber es ist doch herrlich. Die Fürsten können ohne den Kampf mit der Opposition nicht mehr existiren. Darüber verlieren sie aber den Zutritt zu jener noch ziemlich ungetrübten Quelle der Liebe und Anhänglichkeit, die die Unterthanen an ihre alten Regentenstämme bindet.</p> <p>Ha! ich grüße Euch, <ref xml:id="TEXTBrutusundCassiusBISdaemmertheran" target="BrN4E.htm#ERLBrutusundCassiusBISdaemmertheran">Brutus und Cassius, Robespierre und St. Just! des heiligen Dreikönigstages Abend dämmert heran</ref>. Die Throne wanken, und der Boden, auf dem sie stehen, zittert </p> </div> </body> </text> </TEI> [72/0085]
nigstens macht es ihre Umgebung lebendig. Es ist meist so unheimlich, so still und einsam jetzt in der Nähe der Fürsten. Wer größeren Muth besitzt, nimmt beim Zusammentreten der Stände zwei oder drei servile Publicisten in Sold. Die Staatszeitung, die die Sache der Regierung vertheidigen soll, will unterstützt sein. Man erkennt den Fehdehandschuh der Opposition an, indem man ihn aufnimmt. Der Todtentanz beginnt, man spielt sich selbst auf zum Grabe. Denn endlich wird das Residuum der gährenden Hefe, die diesen Spectakel- und Balllärm bezahlen muß, aufbrausen, und man kann versichert sein, daß es weder nach dem Einen, noch nach dem Andern fragt. Wir Freisinnigen werden die ersten Opfer sein, dann die Könige, und so fort. Noch kann die Geschichte jeder Revolution dafür zeugen.
Aber es ist doch herrlich. Die Fürsten können ohne den Kampf mit der Opposition nicht mehr existiren. Darüber verlieren sie aber den Zutritt zu jener noch ziemlich ungetrübten Quelle der Liebe und Anhänglichkeit, die die Unterthanen an ihre alten Regentenstämme bindet.
Ha! ich grüße Euch, Brutus und Cassius, Robespierre und St. Just! des heiligen Dreikönigstages Abend dämmert heran. Die Throne wanken, und der Boden, auf dem sie stehen, zittert
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