[Gutzkow, Karl]: Briefe eines Narren an eine Närrin. Hamburg, 1832.nimmt." Und dennoch soll der große König ein Mann des Volkes bleiben? Für diesen Ausspruch verdient er, daß man ihn an seinem Zopfe herauszieht aus dem Gedächtniß des Landmanns und Bürgers, und die Invaliden, die auf dem platten Lande mit Mäusefallen und Anekdoten vom siebenjährigen Kriege hausiren gehen, aus dem Lande jagt. In neuerer Zeit sind drei Männer zu der Ehre gekommen, Männer des Volks zu sein, der alte Nettelbeck in Colberg, Napoleon und Lafayette. Den ersten haben die undankbaren Patrioten bald wieder vergessen, und Napoleon, wie sehr er die staunende Bewunderung der Fremden und die entzückte Liebe der Franzosen sich zugewandt hatte, konnte auf die Zukunft doch nur in ein Pantheon großer Männer gestellt werden, die Herzen der Völker mußt' er schon früh räumen. Ich glaube nicht, daß er in Frankreich noch so populär ist, wie es manche alte Militairs wohl wünschen möchten. Auf Lafayette's Ruhm wird Niemand eifersüchtig sein, der Robespierre verehrt und weiß, daß er von ihm sagte, des Herrn Marquis de La Fayette ganzes Talent bestände in der Fähigkeit, ein gewisses sanftes Lächeln zu erkünsteln, und daß ihn die Jacobiner den Helden vom weißen Pferde nannten. nimmt." Und dennoch soll der große König ein Mann des Volkes bleiben? Für diesen Ausspruch verdient er, daß man ihn an seinem Zopfe herauszieht aus dem Gedächtniß des Landmanns und Bürgers, und die Invaliden, die auf dem platten Lande mit Mäusefallen und Anekdoten vom siebenjährigen Kriege hausiren gehen, aus dem Lande jagt. In neuerer Zeit sind drei Männer zu der Ehre gekommen, Männer des Volks zu sein, der alte Nettelbeck in Colberg, Napoleon und Lafayette. Den ersten haben die undankbaren Patrioten bald wieder vergessen, und Napoleon, wie sehr er die staunende Bewunderung der Fremden und die entzückte Liebe der Franzosen sich zugewandt hatte, konnte auf die Zukunft doch nur in ein Pantheon großer Männer gestellt werden, die Herzen der Völker mußt’ er schon früh räumen. Ich glaube nicht, daß er in Frankreich noch so populär ist, wie es manche alte Militairs wohl wünschen möchten. Auf Lafayette’s Ruhm wird Niemand eifersüchtig sein, der Robespierre verehrt und weiß, daß er von ihm sagte, des Herrn Marquis de La Fayette ganzes Talent bestände in der Fähigkeit, ein gewisses sanftes Lächeln zu erkünsteln, und daß ihn die Jacobiner den Helden vom weißen Pferde nannten. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0275" n="262"/> nimmt." Und dennoch soll der große König ein Mann des Volkes bleiben? Für diesen Ausspruch verdient er, daß man ihn an seinem Zopfe herauszieht aus dem Gedächtniß des Landmanns und Bürgers, und die Invaliden, die auf dem platten Lande mit Mäusefallen und Anekdoten vom siebenjährigen Kriege hausiren gehen, aus dem Lande jagt.</p> <p>In neuerer Zeit sind drei Männer zu der Ehre gekommen, Männer des Volks zu sein, der alte Nettelbeck in Colberg, Napoleon und Lafayette. Den ersten haben die undankbaren Patrioten bald wieder vergessen, und Napoleon, wie sehr er die staunende Bewunderung der Fremden und die entzückte Liebe der Franzosen sich zugewandt hatte, konnte auf die Zukunft doch nur in ein Pantheon großer Männer gestellt werden, die Herzen der Völker mußt’ er schon früh räumen. Ich glaube nicht, daß er in Frankreich noch so populär ist, wie es manche alte Militairs wohl wünschen möchten. Auf Lafayette’s Ruhm wird Niemand eifersüchtig sein, der Robespierre verehrt und weiß, daß er von ihm sagte, des Herrn Marquis de La Fayette ganzes Talent bestände in der Fähigkeit, ein gewisses sanftes Lächeln zu erkünsteln, und daß ihn die Jacobiner den Helden vom weißen Pferde nannten.</p> </div> </body> </text> </TEI> [262/0275]
nimmt." Und dennoch soll der große König ein Mann des Volkes bleiben? Für diesen Ausspruch verdient er, daß man ihn an seinem Zopfe herauszieht aus dem Gedächtniß des Landmanns und Bürgers, und die Invaliden, die auf dem platten Lande mit Mäusefallen und Anekdoten vom siebenjährigen Kriege hausiren gehen, aus dem Lande jagt.
In neuerer Zeit sind drei Männer zu der Ehre gekommen, Männer des Volks zu sein, der alte Nettelbeck in Colberg, Napoleon und Lafayette. Den ersten haben die undankbaren Patrioten bald wieder vergessen, und Napoleon, wie sehr er die staunende Bewunderung der Fremden und die entzückte Liebe der Franzosen sich zugewandt hatte, konnte auf die Zukunft doch nur in ein Pantheon großer Männer gestellt werden, die Herzen der Völker mußt’ er schon früh räumen. Ich glaube nicht, daß er in Frankreich noch so populär ist, wie es manche alte Militairs wohl wünschen möchten. Auf Lafayette’s Ruhm wird Niemand eifersüchtig sein, der Robespierre verehrt und weiß, daß er von ihm sagte, des Herrn Marquis de La Fayette ganzes Talent bestände in der Fähigkeit, ein gewisses sanftes Lächeln zu erkünsteln, und daß ihn die Jacobiner den Helden vom weißen Pferde nannten.
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