[Gutzkow, Karl]: Briefe eines Narren an eine Närrin. Hamburg, 1832.Sechzehnter Brief. Gestern war doch der erste März, und Du bist nicht zu mir gekommen. Nun hab' ich den Geburtstag der badischen Preßfreiheit allein gefeiert. Du denkst wohl mit Kuchen und einem Glase Wein? o, das würde sich ja wie Satyre anhören! Nein, auf eine ungeheure Oblate hab' ich mir die erste Nummer des Freisinnigen abdrucken lassen. Einen von seinen vielen Ehrenpokalen hat mir Herr v. Rotteck abgetreten, und nun wollt' ich mit Dir in stiller Feier und Andacht das Abendmahl der Liebe und Treue begehen. Aber Du kamst nicht, und hast mich mit meinen Thränen allein gelassen. Jetzt muß ich mich schon wieder über Dich entzücken. Wie Du das nur Alles so anfängst! Sechzehnter Brief. Gestern war doch der erste März, und Du bist nicht zu mir gekommen. Nun hab’ ich den Geburtstag der badischen Preßfreiheit allein gefeiert. Du denkst wohl mit Kuchen und einem Glase Wein? o, das würde sich ja wie Satyre anhören! Nein, auf eine ungeheure Oblate hab’ ich mir die erste Nummer des Freisinnigen abdrucken lassen. Einen von seinen vielen Ehrenpokalen hat mir Herr v. Rotteck abgetreten, und nun wollt’ ich mit Dir in stiller Feier und Andacht das Abendmahl der Liebe und Treue begehen. Aber Du kamst nicht, und hast mich mit meinen Thränen allein gelassen. Jetzt muß ich mich schon wieder über Dich entzücken. Wie Du das nur Alles so anfängst! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0194" n="181"/> <head> <hi rendition="#g">Sechzehnter Brief.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Gestern war doch der erste März, und Du bist nicht zu mir gekommen. Nun hab’ ich den Geburtstag der badischen Preßfreiheit allein gefeiert. Du denkst wohl mit Kuchen und einem Glase Wein? o, das würde sich ja wie Satyre anhören! Nein, auf eine ungeheure Oblate hab’ ich mir die erste Nummer des Freisinnigen abdrucken lassen. Einen von seinen vielen Ehrenpokalen hat mir Herr v. Rotteck abgetreten, und nun wollt’ ich mit Dir in stiller Feier und Andacht das Abendmahl der Liebe und Treue begehen. Aber Du kamst nicht, und hast mich mit meinen Thränen allein gelassen.</p> <p>Jetzt muß ich mich schon wieder über Dich entzücken. Wie Du das nur Alles so anfängst! </p> </div> </body> </text> </TEI> [181/0194]
Sechzehnter Brief.
Gestern war doch der erste März, und Du bist nicht zu mir gekommen. Nun hab’ ich den Geburtstag der badischen Preßfreiheit allein gefeiert. Du denkst wohl mit Kuchen und einem Glase Wein? o, das würde sich ja wie Satyre anhören! Nein, auf eine ungeheure Oblate hab’ ich mir die erste Nummer des Freisinnigen abdrucken lassen. Einen von seinen vielen Ehrenpokalen hat mir Herr v. Rotteck abgetreten, und nun wollt’ ich mit Dir in stiller Feier und Andacht das Abendmahl der Liebe und Treue begehen. Aber Du kamst nicht, und hast mich mit meinen Thränen allein gelassen.
Jetzt muß ich mich schon wieder über Dich entzücken. Wie Du das nur Alles so anfängst!
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