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[Gutzkow, Karl]: Briefe eines Narren an eine Närrin. Hamburg, 1832.

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Sieh, Geliebte, mit dem Gewichte solcher Redensarten tret' ich als Dein Anwalt auf. Ich werde die Lage dieses Verhältnisses um so weniger verschleiern, je glücklichere Mittel der Abhülfe ich gefunden habe. Hier kommt es eben darauf an, jene Grundsätze zu vertheidigen, die das System der weiblichen Kritik ausmachen. Suche mit Umsicht und Klarheit die Erscheinungen unserer Literatur nach dem Einflusse zu würdigen, den sie auf das weibliche Herz, dessen tiefste und geheimste Falten ausüben. Beweise mit standhafter Unerschrockenheit, welch ungeheuere Fülle des Unrechts und geistiger Grausamkeit in der Annihilirung des halben Menschengeschlechts enthalten ist. Man denkt sich die Menschheit in der Form einer Halbkugel und als ihre Bestandtheile nur die Glieder des Männerbundes. Behalte dies Bild bei, und stelle nun dreist Deine Rede so: Sollten wir Weiber auch nur jenen schmeichelhaften Spiegel abgeben, in dem Ihr die zweite Hälfte, also Euch wieder, und dann recht das Ideal aller Vollkommenheit, sehen möget, so hütet Euch zu Eurem eignen Besten, die Helle und Klarheit dieses Spiegels mit Eurem Nebelhauche zu trüben! Jede Eurer Handlungen sei nur dadurch vollendet und gerundet, daß sie auch das Stillleben weiblicher Seelen mit angemessener Wärme und Lebenskraft erfülle.

Sieh, Geliebte, mit dem Gewichte solcher Redensarten tret’ ich als Dein Anwalt auf. Ich werde die Lage dieses Verhältnisses um so weniger verschleiern, je glücklichere Mittel der Abhülfe ich gefunden habe. Hier kommt es eben darauf an, jene Grundsätze zu vertheidigen, die das System der weiblichen Kritik ausmachen. Suche mit Umsicht und Klarheit die Erscheinungen unserer Literatur nach dem Einflusse zu würdigen, den sie auf das weibliche Herz, dessen tiefste und geheimste Falten ausüben. Beweise mit standhafter Unerschrockenheit, welch ungeheuere Fülle des Unrechts und geistiger Grausamkeit in der Annihilirung des halben Menschengeschlechts enthalten ist. Man denkt sich die Menschheit in der Form einer Halbkugel und als ihre Bestandtheile nur die Glieder des Männerbundes. Behalte dies Bild bei, und stelle nun dreist Deine Rede so: Sollten wir Weiber auch nur jenen schmeichelhaften Spiegel abgeben, in dem Ihr die zweite Hälfte, also Euch wieder, und dann recht das Ideal aller Vollkommenheit, sehen möget, so hütet Euch zu Eurem eignen Besten, die Helle und Klarheit dieses Spiegels mit Eurem Nebelhauche zu trüben! Jede Eurer Handlungen sei nur dadurch vollendet und gerundet, daß sie auch das Stillleben weiblicher Seelen mit angemessener Wärme und Lebenskraft erfülle.

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[175/0188] Sieh, Geliebte, mit dem Gewichte solcher Redensarten tret’ ich als Dein Anwalt auf. Ich werde die Lage dieses Verhältnisses um so weniger verschleiern, je glücklichere Mittel der Abhülfe ich gefunden habe. Hier kommt es eben darauf an, jene Grundsätze zu vertheidigen, die das System der weiblichen Kritik ausmachen. Suche mit Umsicht und Klarheit die Erscheinungen unserer Literatur nach dem Einflusse zu würdigen, den sie auf das weibliche Herz, dessen tiefste und geheimste Falten ausüben. Beweise mit standhafter Unerschrockenheit, welch ungeheuere Fülle des Unrechts und geistiger Grausamkeit in der Annihilirung des halben Menschengeschlechts enthalten ist. Man denkt sich die Menschheit in der Form einer Halbkugel und als ihre Bestandtheile nur die Glieder des Männerbundes. Behalte dies Bild bei, und stelle nun dreist Deine Rede so: Sollten wir Weiber auch nur jenen schmeichelhaften Spiegel abgeben, in dem Ihr die zweite Hälfte, also Euch wieder, und dann recht das Ideal aller Vollkommenheit, sehen möget, so hütet Euch zu Eurem eignen Besten, die Helle und Klarheit dieses Spiegels mit Eurem Nebelhauche zu trüben! Jede Eurer Handlungen sei nur dadurch vollendet und gerundet, daß sie auch das Stillleben weiblicher Seelen mit angemessener Wärme und Lebenskraft erfülle.

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Zitationshilfe: [Gutzkow, Karl]: Briefe eines Narren an eine Närrin. Hamburg, 1832, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_narren_1832/188>, abgerufen am 23.11.2024.