Gutzkow, Karl: Öffentliche Charaktere. Bd. 1. Hamburg, 1835.Talleyrand. die, soviel Geld als möglich zu erwerben. Talleyrandspolitische Laufbahn würde anders ausgefallen seyn, wenn er nicht das Unglück gehabt hätte, sie mit Schul¬ den anzufangen. Es scheint, als konnte man beim Anfange der Revolution manche artige Summe ge¬ winnen, während das Glück des Spielhauses, das Talleyrand immer versuchte, ein trügerisches ist. Doch stürzte ihn sein Exil in große Verlegenheit, er konnte nur mit geborgtem Gelde nach Paris zurückkehren, und es gab Zeiten, wo er nicht die Miethkutsche be¬ zahlen konnte, die ihn in das Hotel eines der Direk¬ toren bringen sollte. Im Konsulat aber und während der Kaiserherrschaft häuften sich die Reichthümer. Na¬ poleon war höchst freigebig, war es selbst dann noch, wenn sich Talleyrand, der schlechteste Wirth, plötzlich wieder um ein gesammeltes Vermögen gebracht hatte. An der Börse machte der Minister das meiste Glück. Unklar sind die Geldmachinationen geblieben, welche er mit dem Friedensfürsten von Spanien trieb; doch scheint hinter ihnen wiederum ein sehr leichtes Gewissen zu stecken. Talleyrand war stets in der Lage, immer noch mehr zu brauchen. Oft mußte er sein Haus, seine Meubles, irgend ein Landgut verkaufen, ja es kam ihm gerade recht, daß ihm der Papst für sein Fürsten¬ Talleyrand. die, ſoviel Geld als moͤglich zu erwerben. Talleyrandspolitiſche Laufbahn wuͤrde anders ausgefallen ſeyn, wenn er nicht das Ungluͤck gehabt haͤtte, ſie mit Schul¬ den anzufangen. Es ſcheint, als konnte man beim Anfange der Revolution manche artige Summe ge¬ winnen, waͤhrend das Gluͤck des Spielhauſes, das Talleyrand immer verſuchte, ein truͤgeriſches iſt. Doch ſtuͤrzte ihn ſein Exil in große Verlegenheit, er konnte nur mit geborgtem Gelde nach Paris zuruͤckkehren, und es gab Zeiten, wo er nicht die Miethkutſche be¬ zahlen konnte, die ihn in das Hotel eines der Direk¬ toren bringen ſollte. Im Konſulat aber und waͤhrend der Kaiſerherrſchaft haͤuften ſich die Reichthuͤmer. Na¬ poleon war hoͤchſt freigebig, war es ſelbſt dann noch, wenn ſich Talleyrand, der ſchlechteſte Wirth, ploͤtzlich wieder um ein geſammeltes Vermoͤgen gebracht hatte. An der Boͤrſe machte der Miniſter das meiſte Gluͤck. Unklar ſind die Geldmachinationen geblieben, welche er mit dem Friedensfuͤrſten von Spanien trieb; doch ſcheint hinter ihnen wiederum ein ſehr leichtes Gewiſſen zu ſtecken. Talleyrand war ſtets in der Lage, immer noch mehr zu brauchen. Oft mußte er ſein Haus, ſeine Meubles, irgend ein Landgut verkaufen, ja es kam ihm gerade recht, daß ihm der Papſt fuͤr ſein Fuͤrſten¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0038" n="20"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Talleyrand</hi>.<lb/></fw>die, ſoviel Geld als moͤglich zu erwerben. Talleyrands<lb/> politiſche Laufbahn wuͤrde anders ausgefallen ſeyn,<lb/> wenn er nicht das Ungluͤck gehabt haͤtte, ſie mit Schul¬<lb/> den anzufangen. Es ſcheint, als konnte man beim<lb/> Anfange der Revolution manche artige Summe ge¬<lb/> winnen, waͤhrend das Gluͤck des Spielhauſes, das<lb/> Talleyrand immer verſuchte, ein truͤgeriſches iſt. Doch<lb/> ſtuͤrzte ihn ſein Exil in große Verlegenheit, er konnte<lb/> nur mit geborgtem Gelde nach Paris zuruͤckkehren,<lb/> und es gab Zeiten, wo er nicht die Miethkutſche be¬<lb/> zahlen konnte, die ihn in das Hotel eines der Direk¬<lb/> toren bringen ſollte. Im Konſulat aber und waͤhrend<lb/> der Kaiſerherrſchaft haͤuften ſich die Reichthuͤmer. Na¬<lb/> poleon war hoͤchſt freigebig, war es ſelbſt dann noch,<lb/> wenn ſich Talleyrand, der ſchlechteſte Wirth, ploͤtzlich<lb/> wieder um ein geſammeltes Vermoͤgen gebracht hatte.<lb/> An der Boͤrſe machte der Miniſter das meiſte Gluͤck.<lb/> Unklar ſind die Geldmachinationen geblieben, welche er<lb/> mit dem Friedensfuͤrſten von Spanien trieb; doch ſcheint<lb/> hinter ihnen wiederum ein ſehr leichtes Gewiſſen zu<lb/> ſtecken. Talleyrand war ſtets in der Lage, immer noch<lb/> mehr zu brauchen. Oft mußte er ſein Haus, ſeine<lb/> Meubles, irgend ein Landgut verkaufen, ja es kam<lb/> ihm gerade recht, daß ihm der Papſt fuͤr ſein Fuͤrſten¬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [20/0038]
Talleyrand.
die, ſoviel Geld als moͤglich zu erwerben. Talleyrands
politiſche Laufbahn wuͤrde anders ausgefallen ſeyn,
wenn er nicht das Ungluͤck gehabt haͤtte, ſie mit Schul¬
den anzufangen. Es ſcheint, als konnte man beim
Anfange der Revolution manche artige Summe ge¬
winnen, waͤhrend das Gluͤck des Spielhauſes, das
Talleyrand immer verſuchte, ein truͤgeriſches iſt. Doch
ſtuͤrzte ihn ſein Exil in große Verlegenheit, er konnte
nur mit geborgtem Gelde nach Paris zuruͤckkehren,
und es gab Zeiten, wo er nicht die Miethkutſche be¬
zahlen konnte, die ihn in das Hotel eines der Direk¬
toren bringen ſollte. Im Konſulat aber und waͤhrend
der Kaiſerherrſchaft haͤuften ſich die Reichthuͤmer. Na¬
poleon war hoͤchſt freigebig, war es ſelbſt dann noch,
wenn ſich Talleyrand, der ſchlechteſte Wirth, ploͤtzlich
wieder um ein geſammeltes Vermoͤgen gebracht hatte.
An der Boͤrſe machte der Miniſter das meiſte Gluͤck.
Unklar ſind die Geldmachinationen geblieben, welche er
mit dem Friedensfuͤrſten von Spanien trieb; doch ſcheint
hinter ihnen wiederum ein ſehr leichtes Gewiſſen zu
ſtecken. Talleyrand war ſtets in der Lage, immer noch
mehr zu brauchen. Oft mußte er ſein Haus, ſeine
Meubles, irgend ein Landgut verkaufen, ja es kam
ihm gerade recht, daß ihm der Papſt fuͤr ſein Fuͤrſten¬
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