Gutzkow, Karl: Öffentliche Charaktere. Bd. 1. Hamburg, 1835.Ancillon. lution nach Außen annahm, war als eine friedliebendezwar zunächst aus persönlichen Stimmungen hervorge¬ gangen; allein noch mehr wurde der Frieden geboten, nicht durch das Prinzip, mit welchem der Friede stritt, sondern durch die Situation und eine Verrechnung der Umstände, deren Schuld die Vergangenheit hätte be¬ zahlen müssen. Ganz Europa hat gestanden, daß es von den Er¬ Diese Mäßigungspolitik war, dem Monarchen ge¬ Die auswärtige preußische Politik seit der Julire¬ Ancillon. lution nach Außen annahm, war als eine friedliebendezwar zunaͤchſt aus perſoͤnlichen Stimmungen hervorge¬ gangen; allein noch mehr wurde der Frieden geboten, nicht durch das Prinzip, mit welchem der Friede ſtritt, ſondern durch die Situation und eine Verrechnung der Umſtaͤnde, deren Schuld die Vergangenheit haͤtte be¬ zahlen muͤſſen. Ganz Europa hat geſtanden, daß es von den Er¬ Dieſe Maͤßigungspolitik war, dem Monarchen ge¬ Die auswaͤrtige preußiſche Politik ſeit der Julire¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0287" n="269"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Ancillon</hi>.<lb/></fw> lution nach Außen annahm, war als eine friedliebende<lb/> zwar zunaͤchſt aus perſoͤnlichen Stimmungen hervorge¬<lb/> gangen; allein noch mehr wurde der Frieden geboten,<lb/> nicht durch das Prinzip, mit welchem der Friede ſtritt,<lb/> ſondern durch die Situation und eine Verrechnung der<lb/> Umſtaͤnde, deren Schuld die Vergangenheit haͤtte be¬<lb/> zahlen muͤſſen.</p><lb/> <p>Ganz Europa hat geſtanden, daß es von den Er¬<lb/> eigniſſen in Frankreich uͤberraſcht worden iſt. Wird<lb/> Preußen allein ſagen wollen, daß die Dinge ihm<lb/> nicht neu waren?</p><lb/> <p>Dieſe Maͤßigungspolitik war, dem Monarchen ge¬<lb/> genuͤber, eine Huldigung, dargebracht ſeinem milden<lb/> und verſoͤhnlichen Sinne; den preußiſchen Publiziſten<lb/> aber gegenuͤber eine Demuͤthigung, welche zu verra¬<lb/> then ſchien, daß man ſich auf einer falſchen Combi¬<lb/> nation ertappt hatte und durch Temporiſiren nur Zeit<lb/> gewinnen wollte, ſeine fruͤhern Meinungen zu be¬<lb/> richtigen.</p><lb/> <p>Die auswaͤrtige preußiſche Politik ſeit der Julire¬<lb/> volution laͤßt ſich in drei Perioden eintheilen: zu¬<lb/> erſt die Ueberraſchung, dann ein endliches Orientiren<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [269/0287]
Ancillon.
lution nach Außen annahm, war als eine friedliebende
zwar zunaͤchſt aus perſoͤnlichen Stimmungen hervorge¬
gangen; allein noch mehr wurde der Frieden geboten,
nicht durch das Prinzip, mit welchem der Friede ſtritt,
ſondern durch die Situation und eine Verrechnung der
Umſtaͤnde, deren Schuld die Vergangenheit haͤtte be¬
zahlen muͤſſen.
Ganz Europa hat geſtanden, daß es von den Er¬
eigniſſen in Frankreich uͤberraſcht worden iſt. Wird
Preußen allein ſagen wollen, daß die Dinge ihm
nicht neu waren?
Dieſe Maͤßigungspolitik war, dem Monarchen ge¬
genuͤber, eine Huldigung, dargebracht ſeinem milden
und verſoͤhnlichen Sinne; den preußiſchen Publiziſten
aber gegenuͤber eine Demuͤthigung, welche zu verra¬
then ſchien, daß man ſich auf einer falſchen Combi¬
nation ertappt hatte und durch Temporiſiren nur Zeit
gewinnen wollte, ſeine fruͤhern Meinungen zu be¬
richtigen.
Die auswaͤrtige preußiſche Politik ſeit der Julire¬
volution laͤßt ſich in drei Perioden eintheilen: zu¬
erſt die Ueberraſchung, dann ein endliches Orientiren
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeAb Oktober 1834 ließ Karl Gutzkow seine als Serie… [mehr] Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |