ben hingeben kann, alle Thatsachen des Augenblicks könnten durch die Reaktion einer nähern oder entfern¬ tern Zukunft rückgängig gemacht werden; nur der wird läugnen, daß ein großer Theil von Ancillons politi¬ schen Behauptungen durch die Erfahrung nicht bewie¬ sen worden ist.
Die Einwendungen der Conservativpartei gegen die der Bewegung waren so gut Hypothesen, wie ein gro¬ ßer Theil der Träume, mit welchen sich die letztere schmeichelte, auf Rechnung ihrer Einbildungskraft kom¬ men mag.
In der Stimmung und Laune, welche die Freude über gelingende Coercitivmaaßregeln veranlaßt, entfällt selbst der Besonnenheit und tiefern Einsicht in den Lauf der Geschichte ein Urtheil, gegen welches schon die nächste Zukunft eine Protestation einlegt, die um so siegreicher, je faktischer sie ist.
Kein Faktum steht aber sichrer, als das, welches von beiden Partheien anerkannt wird. Und die preußische Po¬ litik hat somit anerkannt, was ihre Partheigänger, die berufenen wie die unberufenen, vorher in die heftigste Abrede gestellt hatten.
Die Stellung, welche Preußen seit der Julirevo¬
Ancillon.
ben hingeben kann, alle Thatſachen des Augenblicks koͤnnten durch die Reaktion einer naͤhern oder entfern¬ tern Zukunft ruͤckgaͤngig gemacht werden; nur der wird laͤugnen, daß ein großer Theil von Ancillons politi¬ ſchen Behauptungen durch die Erfahrung nicht bewie¬ ſen worden iſt.
Die Einwendungen der Conſervativpartei gegen die der Bewegung waren ſo gut Hypotheſen, wie ein gro¬ ßer Theil der Traͤume, mit welchen ſich die letztere ſchmeichelte, auf Rechnung ihrer Einbildungskraft kom¬ men mag.
In der Stimmung und Laune, welche die Freude uͤber gelingende Coercitivmaaßregeln veranlaßt, entfaͤllt ſelbſt der Beſonnenheit und tiefern Einſicht in den Lauf der Geſchichte ein Urtheil, gegen welches ſchon die naͤchſte Zukunft eine Proteſtation einlegt, die um ſo ſiegreicher, je faktiſcher ſie iſt.
Kein Faktum ſteht aber ſichrer, als das, welches von beiden Partheien anerkannt wird. Und die preußiſche Po¬ litik hat ſomit anerkannt, was ihre Partheigaͤnger, die berufenen wie die unberufenen, vorher in die heftigſte Abrede geſtellt hatten.
Die Stellung, welche Preußen ſeit der Julirevo¬
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Ancillon.
ben hingeben kann, alle Thatſachen des Augenblicks
koͤnnten durch die Reaktion einer naͤhern oder entfern¬
tern Zukunft ruͤckgaͤngig gemacht werden; nur der wird
laͤugnen, daß ein großer Theil von Ancillons politi¬
ſchen Behauptungen durch die Erfahrung nicht bewie¬
ſen worden iſt.
Die Einwendungen der Conſervativpartei gegen die
der Bewegung waren ſo gut Hypotheſen, wie ein gro¬
ßer Theil der Traͤume, mit welchen ſich die letztere
ſchmeichelte, auf Rechnung ihrer Einbildungskraft kom¬
men mag.
In der Stimmung und Laune, welche die Freude
uͤber gelingende Coercitivmaaßregeln veranlaßt, entfaͤllt
ſelbſt der Beſonnenheit und tiefern Einſicht in den Lauf
der Geſchichte ein Urtheil, gegen welches ſchon die
naͤchſte Zukunft eine Proteſtation einlegt, die um ſo
ſiegreicher, je faktiſcher ſie iſt.
Kein Faktum ſteht aber ſichrer, als das, welches von
beiden Partheien anerkannt wird. Und die preußiſche Po¬
litik hat ſomit anerkannt, was ihre Partheigaͤnger, die
berufenen wie die unberufenen, vorher in die heftigſte
Abrede geſtellt hatten.
Die Stellung, welche Preußen ſeit der Julirevo¬
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Ab Oktober 1834 ließ Karl Gutzkow seine als Serie… [mehr]
Ab Oktober 1834 ließ Karl Gutzkow seine als Serie angelegten Reflexionen über "Öffentliche Charaktere" in der Augsburger Allgemeinen Zeitung erscheinen. In Buchform erschien ein erster Band 1835 bei Hoffmann und Campe in Hamburg. Zur Publikation der weiteren geplanten Teile kam es nicht.
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Gutzkow, Karl: Öffentliche Charaktere. Bd. 1. Hamburg, 1835, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_charaktere_1835/286>, abgerufen am 22.07.2024.
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