dienen, sie wußten heimlich oder offen für ihn Aufruhr anzustiften; er wußte ihre Tapferkeit, ihre Tumulte, ihre Geldgier zu benutzen. Das Bündniß der Mame¬ lucken diente ihm, das Terrain immer mehr zu säu¬ bern: Gezairly, der neue Statthalter der Pforte, wurde fortgeschafft, Elfy Bey besiegt. Es blieb für den Au¬ genblick kein Gegner mehr übrig, als Mehemeds Bun¬ desgenosse selbst, Bardissy.
Die Albanesen mußten ihm den Gehorsam auf¬ kündigen, den Sold von Bardissy verlangen; dieser drückte das Volk, um sie zu befriedigen, und Mehemed stellte sich zu den Scheiks und Ulemas, indem er diese durch ihn veranlaßte Unordnung glossirte und dem Volke zeigte, was die Handlungen eines Unterdrückers und schlechten Finanzverwalters wären. Mehemed war dem Ziele nahe, da trat wieder ein neuer Name da¬ zwischen, der dritte Statthalter der Pforte, Churschid.
Mehemed mußte diesem wieder seine Dienste an¬ bieten; er focht gegen die Mamelucken unglücklich, kehrte ohne Befehl nach Cairo zurück, und zwang den Statthalter, die Stadt mit den schwersten Steuern zu belegen. Ein Sturm der Mamelucken, wurde zurück¬ geschlagen, und Mehemed fand Raum zu neuen Ma¬ chinationen. Der Statthalter verschwand immer mehr
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Mehemed Ali von Aegypten.
dienen, ſie wußten heimlich oder offen fuͤr ihn Aufruhr anzuſtiften; er wußte ihre Tapferkeit, ihre Tumulte, ihre Geldgier zu benutzen. Das Buͤndniß der Mame¬ lucken diente ihm, das Terrain immer mehr zu ſaͤu¬ bern: Gezairly, der neue Statthalter der Pforte, wurde fortgeſchafft, Elfy Bey beſiegt. Es blieb fuͤr den Au¬ genblick kein Gegner mehr uͤbrig, als Mehemeds Bun¬ desgenoſſe ſelbſt, Bardiſſy.
Die Albaneſen mußten ihm den Gehorſam auf¬ kuͤndigen, den Sold von Bardiſſy verlangen; dieſer druͤckte das Volk, um ſie zu befriedigen, und Mehemed ſtellte ſich zu den Scheiks und Ulemas, indem er dieſe durch ihn veranlaßte Unordnung gloſſirte und dem Volke zeigte, was die Handlungen eines Unterdruͤckers und ſchlechten Finanzverwalters waͤren. Mehemed war dem Ziele nahe, da trat wieder ein neuer Name da¬ zwiſchen, der dritte Statthalter der Pforte, Churſchid.
Mehemed mußte dieſem wieder ſeine Dienſte an¬ bieten; er focht gegen die Mamelucken ungluͤcklich, kehrte ohne Befehl nach Cairo zuruͤck, und zwang den Statthalter, die Stadt mit den ſchwerſten Steuern zu belegen. Ein Sturm der Mamelucken, wurde zuruͤck¬ geſchlagen, und Mehemed fand Raum zu neuen Ma¬ chinationen. Der Statthalter verſchwand immer mehr
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Mehemed Ali von Aegypten.
dienen, ſie wußten heimlich oder offen fuͤr ihn Aufruhr
anzuſtiften; er wußte ihre Tapferkeit, ihre Tumulte,
ihre Geldgier zu benutzen. Das Buͤndniß der Mame¬
lucken diente ihm, das Terrain immer mehr zu ſaͤu¬
bern: Gezairly, der neue Statthalter der Pforte, wurde
fortgeſchafft, Elfy Bey beſiegt. Es blieb fuͤr den Au¬
genblick kein Gegner mehr uͤbrig, als Mehemeds Bun¬
desgenoſſe ſelbſt, Bardiſſy.
Die Albaneſen mußten ihm den Gehorſam auf¬
kuͤndigen, den Sold von Bardiſſy verlangen; dieſer
druͤckte das Volk, um ſie zu befriedigen, und Mehemed
ſtellte ſich zu den Scheiks und Ulemas, indem er dieſe
durch ihn veranlaßte Unordnung gloſſirte und dem
Volke zeigte, was die Handlungen eines Unterdruͤckers
und ſchlechten Finanzverwalters waͤren. Mehemed war
dem Ziele nahe, da trat wieder ein neuer Name da¬
zwiſchen, der dritte Statthalter der Pforte, Churſchid.
Mehemed mußte dieſem wieder ſeine Dienſte an¬
bieten; er focht gegen die Mamelucken ungluͤcklich,
kehrte ohne Befehl nach Cairo zuruͤck, und zwang den
Statthalter, die Stadt mit den ſchwerſten Steuern zu
belegen. Ein Sturm der Mamelucken, wurde zuruͤck¬
geſchlagen, und Mehemed fand Raum zu neuen Ma¬
chinationen. Der Statthalter verſchwand immer mehr
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Ab Oktober 1834 ließ Karl Gutzkow seine als Serie… [mehr]
Ab Oktober 1834 ließ Karl Gutzkow seine als Serie angelegten Reflexionen über "Öffentliche Charaktere" in der Augsburger Allgemeinen Zeitung erscheinen. In Buchform erschien ein erster Band 1835 bei Hoffmann und Campe in Hamburg. Zur Publikation der weiteren geplanten Teile kam es nicht.
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Gutzkow, Karl: Öffentliche Charaktere. Bd. 1. Hamburg, 1835, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_charaktere_1835/117>, abgerufen am 16.02.2025.
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