Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.zösischen. Die feinen und artigen Manieren dieses Mannes machten auf den Knaben einen so günstigen Eindruck, daß er in seinem Vorurtheil gegen die Christen beinahe wankend geworden wäre, wenn er sich nicht damit geholfen hätte, daß er sagte: "Herr Marx ist ja ein Franzose und die Franzosen sind keine Christen mehr." Als ihn sein Lehrer bedeutete, daß der Pfarrer Hufnagel der freundlichste Mann und den Juden innigst zugethan wäre, antwortete er: "Nun, er ist kein Frankfurter." Um alles zu erwähnen, ist auch noch zu bemerken, daß Börne gelernt hat die Flöte blasen. Nachgrade war es die Pflicht der Eltern und des Lehrers, die künftige Bestimmung des Knaben zu berathen. Die schwächliche Gesundheit und die geistigen Anlagen Börne's führten darauf hin, ihn studiren zu lassen. Dem Vater war jedoch dieser Plan nicht genehm. Er hatte viel dagegen einzuwenden, brach die Unterhandlungen mit dem Lehrer oft ab, bis dieser wohl merkte, welches der eigentliche Grund seiner Weigerung wäre. Der Knabe mußte, wollte er studieren, lateinisch lernen und lateinisch ließ sich nur vom Gymnasium holen. Wie sollte Herr Baruch diesen Schritt vor dem Hofagenten in Bonn entschuldigen? zösischen. Die feinen und artigen Manieren dieses Mannes machten auf den Knaben einen so günstigen Eindruck, daß er in seinem Vorurtheil gegen die Christen beinahe wankend geworden wäre, wenn er sich nicht damit geholfen hätte, daß er sagte: „Herr Marx ist ja ein Franzose und die Franzosen sind keine Christen mehr.“ Als ihn sein Lehrer bedeutete, daß der Pfarrer Hufnagel der freundlichste Mann und den Juden innigst zugethan wäre, antwortete er: „Nun, er ist kein Frankfurter.“ Um alles zu erwähnen, ist auch noch zu bemerken, daß Börne gelernt hat die Flöte blasen. Nachgrade war es die Pflicht der Eltern und des Lehrers, die künftige Bestimmung des Knaben zu berathen. Die schwächliche Gesundheit und die geistigen Anlagen Börne’s führten darauf hin, ihn studiren zu lassen. Dem Vater war jedoch dieser Plan nicht genehm. Er hatte viel dagegen einzuwenden, brach die Unterhandlungen mit dem Lehrer oft ab, bis dieser wohl merkte, welches der eigentliche Grund seiner Weigerung wäre. Der Knabe mußte, wollte er studieren, lateinisch lernen und lateinisch ließ sich nur vom Gymnasium holen. Wie sollte Herr Baruch diesen Schritt vor dem Hofagenten in Bonn entschuldigen? <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0093" n="51"/> zösischen. Die feinen und artigen Manieren dieses Mannes machten auf den Knaben einen so günstigen Eindruck, daß er in seinem Vorurtheil gegen die Christen beinahe wankend geworden wäre, wenn er sich nicht damit geholfen hätte, daß er sagte: „Herr Marx ist ja ein Franzose und die Franzosen sind keine Christen mehr.“ Als ihn sein Lehrer bedeutete, daß der Pfarrer Hufnagel der freundlichste Mann und den Juden innigst zugethan wäre, antwortete er: „Nun, er ist kein Frankfurter.“ Um alles zu erwähnen, ist auch noch zu bemerken, daß Börne gelernt hat die Flöte blasen.</p> <p>Nachgrade war es die Pflicht der Eltern und des Lehrers, die künftige Bestimmung des Knaben zu berathen. Die schwächliche Gesundheit und die geistigen Anlagen Börne’s führten darauf hin, ihn studiren zu lassen. Dem Vater war jedoch dieser Plan nicht genehm. Er hatte viel dagegen einzuwenden, brach die Unterhandlungen mit dem Lehrer oft ab, bis dieser wohl merkte, welches der eigentliche Grund seiner Weigerung wäre. Der Knabe mußte, wollte er studieren, lateinisch lernen und lateinisch ließ sich nur vom Gymnasium holen. Wie sollte Herr Baruch diesen Schritt vor dem Hofagenten in Bonn entschuldigen? </p> </div> </body> </text> </TEI> [51/0093]
zösischen. Die feinen und artigen Manieren dieses Mannes machten auf den Knaben einen so günstigen Eindruck, daß er in seinem Vorurtheil gegen die Christen beinahe wankend geworden wäre, wenn er sich nicht damit geholfen hätte, daß er sagte: „Herr Marx ist ja ein Franzose und die Franzosen sind keine Christen mehr.“ Als ihn sein Lehrer bedeutete, daß der Pfarrer Hufnagel der freundlichste Mann und den Juden innigst zugethan wäre, antwortete er: „Nun, er ist kein Frankfurter.“ Um alles zu erwähnen, ist auch noch zu bemerken, daß Börne gelernt hat die Flöte blasen.
Nachgrade war es die Pflicht der Eltern und des Lehrers, die künftige Bestimmung des Knaben zu berathen. Die schwächliche Gesundheit und die geistigen Anlagen Börne’s führten darauf hin, ihn studiren zu lassen. Dem Vater war jedoch dieser Plan nicht genehm. Er hatte viel dagegen einzuwenden, brach die Unterhandlungen mit dem Lehrer oft ab, bis dieser wohl merkte, welches der eigentliche Grund seiner Weigerung wäre. Der Knabe mußte, wollte er studieren, lateinisch lernen und lateinisch ließ sich nur vom Gymnasium holen. Wie sollte Herr Baruch diesen Schritt vor dem Hofagenten in Bonn entschuldigen?
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_boerne_1840/93>, abgerufen am 16.02.2025. |