Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.und schrieb ihm von Wien aus, als sich Börne von Stuttgart nach München begeben hatte, er solle nun kommen und in Wien unter Aufsicht gewisser hoher Personen etwas Ordentliches werden. Als Börne die Zumuthung abwies, fuhr der Vater nicht gleich in Harnisch, sondern bot, da diese Frage ihm zu wichtig für des Sohnes ganzes Lebensglück schien, jedes besonnene Mittel auf, ihn zur Reise zu bewegen. Da er wohl wußte, daß Sanftmuth hier mehr wirken würde, als Zorn, so befleißigte er sich aller Künste der Ueberredung, sprach zum Herzen des Sohnes, als Vater, als Freund. Nein. Nun denn, schlug er ihm vor, so solle er wenigstens erst einmal nach Wien reisen, um zu sehen, wie es ihm dort gefallen würde; gefiele es ihm nicht, so blieb' es ihm ja unbenommen, wieder abzureisen. Um wenigstens für diesen Vorschlag den Sohn ganz gewiß zu haben, schickte er ihm nach München eine bedeutende Summe als Reisegeld. Börne nahm das Geld, bestellte Postpferde und reiste über Augsburg - wieder nach Stuttgart zurück. Es läßt sich nicht läugnen, daß dies von Börne noch ein alter Hallenser Studentenstreich war. Der Vater war empört und wollte lange Zeit von dem ungerathenen Demagogen nichts wissen. Es erbitterte ihn tief, daß und schrieb ihm von Wien aus, als sich Börne von Stuttgart nach München begeben hatte, er solle nun kommen und in Wien unter Aufsicht gewisser hoher Personen etwas Ordentliches werden. Als Börne die Zumuthung abwies, fuhr der Vater nicht gleich in Harnisch, sondern bot, da diese Frage ihm zu wichtig für des Sohnes ganzes Lebensglück schien, jedes besonnene Mittel auf, ihn zur Reise zu bewegen. Da er wohl wußte, daß Sanftmuth hier mehr wirken würde, als Zorn, so befleißigte er sich aller Künste der Ueberredung, sprach zum Herzen des Sohnes, als Vater, als Freund. Nein. Nun denn, schlug er ihm vor, so solle er wenigstens erst einmal nach Wien reisen, um zu sehen, wie es ihm dort gefallen würde; gefiele es ihm nicht, so blieb’ es ihm ja unbenommen, wieder abzureisen. Um wenigstens für diesen Vorschlag den Sohn ganz gewiß zu haben, schickte er ihm nach München eine bedeutende Summe als Reisegeld. Börne nahm das Geld, bestellte Postpferde und reiste über Augsburg – wieder nach Stuttgart zurück. Es läßt sich nicht läugnen, daß dies von Börne noch ein alter Hallenser Studentenstreich war. Der Vater war empört und wollte lange Zeit von dem ungerathenen Demagogen nichts wissen. Es erbitterte ihn tief, daß <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0229" n="187"/> und schrieb ihm von Wien aus, als sich Börne von Stuttgart nach München begeben hatte, er solle nun kommen und in Wien unter Aufsicht gewisser hoher Personen etwas Ordentliches werden. Als Börne die Zumuthung abwies, fuhr der Vater nicht gleich in Harnisch, sondern bot, da diese Frage ihm zu wichtig für des Sohnes ganzes Lebensglück schien, jedes besonnene Mittel auf, ihn zur Reise zu bewegen. Da er wohl wußte, daß Sanftmuth hier mehr wirken würde, als Zorn, so befleißigte er sich aller Künste der Ueberredung, sprach zum Herzen des Sohnes, als Vater, als Freund. Nein. Nun denn, schlug er ihm vor, so solle er wenigstens erst einmal nach Wien reisen, um zu sehen, wie es ihm dort gefallen würde; gefiele es ihm nicht, so blieb’ es ihm ja unbenommen, wieder abzureisen. Um wenigstens für diesen Vorschlag den Sohn ganz gewiß zu haben, schickte er ihm nach München eine bedeutende Summe als Reisegeld. Börne nahm das Geld, bestellte Postpferde und reiste über Augsburg – wieder nach Stuttgart zurück. Es läßt sich nicht läugnen, daß dies von Börne noch ein alter Hallenser Studentenstreich war. Der Vater war empört und wollte lange Zeit von dem ungerathenen Demagogen nichts wissen. Es erbitterte ihn tief, daß </p> </div> </body> </text> </TEI> [187/0229]
und schrieb ihm von Wien aus, als sich Börne von Stuttgart nach München begeben hatte, er solle nun kommen und in Wien unter Aufsicht gewisser hoher Personen etwas Ordentliches werden. Als Börne die Zumuthung abwies, fuhr der Vater nicht gleich in Harnisch, sondern bot, da diese Frage ihm zu wichtig für des Sohnes ganzes Lebensglück schien, jedes besonnene Mittel auf, ihn zur Reise zu bewegen. Da er wohl wußte, daß Sanftmuth hier mehr wirken würde, als Zorn, so befleißigte er sich aller Künste der Ueberredung, sprach zum Herzen des Sohnes, als Vater, als Freund. Nein. Nun denn, schlug er ihm vor, so solle er wenigstens erst einmal nach Wien reisen, um zu sehen, wie es ihm dort gefallen würde; gefiele es ihm nicht, so blieb’ es ihm ja unbenommen, wieder abzureisen. Um wenigstens für diesen Vorschlag den Sohn ganz gewiß zu haben, schickte er ihm nach München eine bedeutende Summe als Reisegeld. Börne nahm das Geld, bestellte Postpferde und reiste über Augsburg – wieder nach Stuttgart zurück. Es läßt sich nicht läugnen, daß dies von Börne noch ein alter Hallenser Studentenstreich war. Der Vater war empört und wollte lange Zeit von dem ungerathenen Demagogen nichts wissen. Es erbitterte ihn tief, daß
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_boerne_1840/229>, abgerufen am 22.07.2024. |