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Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.

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Larifari; aber wer verlangt das von meinem Sohn? Was braucht der in seiner Lage Gesinnungen? Solche Chimären! Wir Juden haben in der Welt eine ganz andre Stellung, als ein großes Wort zu führen. Wir werden doch wahrhaftig den Weltlauf nicht ändern! Er schadet uns nur; er bringt uns in unsren Interessen zurück und ich schäme mich, wenn ich nach Wien komme, und bei unsern langjährigen Verbindungen mit dem österreichischen Hofe einen solchen Sohn haben muß!

Herr Baruch war Kenner der Politik genug, um zu wissen, daß sein Sohn auch immerhin kein Arzt, kein Advokat zu sein brauchte und doch eine einträgliche Stellung haben könnte. Nur mußte er kein System, keine Gesinnungen haben! Hatte doch Herr von Gentz längst dessen Styl, Fürst Metternich dessen politische Kenntnisse gelobt! Herr Baruch wußte, wofür Gentz, Friedrich von Schlegel, Pfeilschifter und Andere ihre Wechsel bezogen, er wußte, daß deren ganzes Talent darin bestand, aus gegebenen Materialien einen hübschen Zeitungsartikel zusammenzusetzen. Man erzählt sich, daß er, unbekümmert um seinen Sohn, in Wien daran gearbeitet hat, ihm eine Stellung zu verschaffen. Er wollte seinem Talente eine metallene Bahn brechen

Larifari; aber wer verlangt das von meinem Sohn? Was braucht der in seiner Lage Gesinnungen? Solche Chimären! Wir Juden haben in der Welt eine ganz andre Stellung, als ein großes Wort zu führen. Wir werden doch wahrhaftig den Weltlauf nicht ändern! Er schadet uns nur; er bringt uns in unsren Interessen zurück und ich schäme mich, wenn ich nach Wien komme, und bei unsern langjährigen Verbindungen mit dem österreichischen Hofe einen solchen Sohn haben muß!

Herr Baruch war Kenner der Politik genug, um zu wissen, daß sein Sohn auch immerhin kein Arzt, kein Advokat zu sein brauchte und doch eine einträgliche Stellung haben könnte. Nur mußte er kein System, keine Gesinnungen haben! Hatte doch Herr von Gentz längst dessen Styl, Fürst Metternich dessen politische Kenntnisse gelobt! Herr Baruch wußte, wofür Gentz, Friedrich von Schlegel, Pfeilschifter und Andere ihre Wechsel bezogen, er wußte, daß deren ganzes Talent darin bestand, aus gegebenen Materialien einen hübschen Zeitungsartikel zusammenzusetzen. Man erzählt sich, daß er, unbekümmert um seinen Sohn, in Wien daran gearbeitet hat, ihm eine Stellung zu verschaffen. Er wollte seinem Talente eine metallene Bahn brechen

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[186/0228] Larifari; aber wer verlangt das von meinem Sohn? Was braucht der in seiner Lage Gesinnungen? Solche Chimären! Wir Juden haben in der Welt eine ganz andre Stellung, als ein großes Wort zu führen. Wir werden doch wahrhaftig den Weltlauf nicht ändern! Er schadet uns nur; er bringt uns in unsren Interessen zurück und ich schäme mich, wenn ich nach Wien komme, und bei unsern langjährigen Verbindungen mit dem österreichischen Hofe einen solchen Sohn haben muß! Herr Baruch war Kenner der Politik genug, um zu wissen, daß sein Sohn auch immerhin kein Arzt, kein Advokat zu sein brauchte und doch eine einträgliche Stellung haben könnte. Nur mußte er kein System, keine Gesinnungen haben! Hatte doch Herr von Gentz längst dessen Styl, Fürst Metternich dessen politische Kenntnisse gelobt! Herr Baruch wußte, wofür Gentz, Friedrich von Schlegel, Pfeilschifter und Andere ihre Wechsel bezogen, er wußte, daß deren ganzes Talent darin bestand, aus gegebenen Materialien einen hübschen Zeitungsartikel zusammenzusetzen. Man erzählt sich, daß er, unbekümmert um seinen Sohn, in Wien daran gearbeitet hat, ihm eine Stellung zu verschaffen. Er wollte seinem Talente eine metallene Bahn brechen

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_boerne_1840/228>, abgerufen am 24.11.2024.