Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.Hauptwache vorbei und als sie einmal so glücklich war, ihn am Fenster seines Gefängnisses zu erblicken und ihm freundlich zunickte, wurde sie von dem "rauhen Krieger," der auf Schildwache stand, bedeutet, dergleichen ja unterwegs zu lassen. Börne's kränklicher Körper litt in dieser Zeit so sehr, daß er sich wirklich unglücklich fühlte. Er äußerte später noch oft die Absicht, einmal diese Geschichte seines Gefängnisses zu schreiben. Es würden sicher sehr humoristische Mi prigione geworden seyn. Es konnte nicht fehlen, daß ein so umsichtiger und gebildeter Buchhändler, wie Cotta, auf das Talent Börne's aufmerksam wurde. Mit einer Handschrift, deren Unleserlichkeit Börne bei späterer Correspondenz zwischen beiden oft verwünschte, machte er ihm im Interesse seiner Zeitschriften Vorschläge, die für Börne eben so ehrenvoll wie äußerlich vortheilhaft waren. Um den Zwecken des Buchhändlers aber wahrhaft dienlich zu sein, mußte sich Börne auf einem andern Terrain befinden. Von Paris aus konnte er der allgemeinen Zeitung politische Berichte, den politischen Annalen zusammenfassende Uebersichten, dem Morgenblatt Sittenschilderungen und Genreskizzen aller Art übersenden. Börne, von den Be- Hauptwache vorbei und als sie einmal so glücklich war, ihn am Fenster seines Gefängnisses zu erblicken und ihm freundlich zunickte, wurde sie von dem „rauhen Krieger,“ der auf Schildwache stand, bedeutet, dergleichen ja unterwegs zu lassen. Börne’s kränklicher Körper litt in dieser Zeit so sehr, daß er sich wirklich unglücklich fühlte. Er äußerte später noch oft die Absicht, einmal diese Geschichte seines Gefängnisses zu schreiben. Es würden sicher sehr humoristische Mi prigione geworden seyn. Es konnte nicht fehlen, daß ein so umsichtiger und gebildeter Buchhändler, wie Cotta, auf das Talent Börne’s aufmerksam wurde. Mit einer Handschrift, deren Unleserlichkeit Börne bei späterer Correspondenz zwischen beiden oft verwünschte, machte er ihm im Interesse seiner Zeitschriften Vorschläge, die für Börne eben so ehrenvoll wie äußerlich vortheilhaft waren. Um den Zwecken des Buchhändlers aber wahrhaft dienlich zu sein, mußte sich Börne auf einem andern Terrain befinden. Von Paris aus konnte er der allgemeinen Zeitung politische Berichte, den politischen Annalen zusammenfassende Uebersichten, dem Morgenblatt Sittenschilderungen und Genreskizzen aller Art übersenden. Börne, von den Be- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0192" n="150"/> Hauptwache vorbei und als sie einmal so glücklich war, ihn am Fenster seines Gefängnisses zu erblicken und ihm freundlich zunickte, wurde sie von dem „rauhen Krieger,“ der auf Schildwache stand, bedeutet, dergleichen ja unterwegs zu lassen. Börne’s kränklicher Körper litt in dieser Zeit so sehr, daß er sich wirklich unglücklich fühlte. Er äußerte später noch oft die Absicht, einmal diese Geschichte seines Gefängnisses zu schreiben. Es würden sicher sehr humoristische <hi rendition="#aq">Mi prigione</hi> geworden seyn.</p> <p>Es konnte nicht fehlen, daß ein so umsichtiger und gebildeter Buchhändler, wie Cotta, auf das Talent Börne’s aufmerksam wurde. Mit einer Handschrift, deren Unleserlichkeit Börne bei späterer Correspondenz zwischen beiden oft verwünschte, machte er ihm im Interesse seiner Zeitschriften Vorschläge, die für Börne eben so ehrenvoll wie äußerlich vortheilhaft waren. Um den Zwecken des Buchhändlers aber wahrhaft dienlich zu sein, mußte sich Börne auf einem andern Terrain befinden. Von Paris aus konnte er der allgemeinen Zeitung politische Berichte, den politischen Annalen zusammenfassende Uebersichten, dem Morgenblatt Sittenschilderungen und Genreskizzen aller Art übersenden. Börne, von den Be- </p> </div> </body> </text> </TEI> [150/0192]
Hauptwache vorbei und als sie einmal so glücklich war, ihn am Fenster seines Gefängnisses zu erblicken und ihm freundlich zunickte, wurde sie von dem „rauhen Krieger,“ der auf Schildwache stand, bedeutet, dergleichen ja unterwegs zu lassen. Börne’s kränklicher Körper litt in dieser Zeit so sehr, daß er sich wirklich unglücklich fühlte. Er äußerte später noch oft die Absicht, einmal diese Geschichte seines Gefängnisses zu schreiben. Es würden sicher sehr humoristische Mi prigione geworden seyn.
Es konnte nicht fehlen, daß ein so umsichtiger und gebildeter Buchhändler, wie Cotta, auf das Talent Börne’s aufmerksam wurde. Mit einer Handschrift, deren Unleserlichkeit Börne bei späterer Correspondenz zwischen beiden oft verwünschte, machte er ihm im Interesse seiner Zeitschriften Vorschläge, die für Börne eben so ehrenvoll wie äußerlich vortheilhaft waren. Um den Zwecken des Buchhändlers aber wahrhaft dienlich zu sein, mußte sich Börne auf einem andern Terrain befinden. Von Paris aus konnte er der allgemeinen Zeitung politische Berichte, den politischen Annalen zusammenfassende Uebersichten, dem Morgenblatt Sittenschilderungen und Genreskizzen aller Art übersenden. Börne, von den Be-
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_boerne_1840/192>, abgerufen am 23.07.2024. |