Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.seine Zeitschriften zu haben; nun sollte er sogar aufrührerische Flugblätter in den Wind streuen und, um eine Revolution zu stiften, mit Darmstadt angefangen haben? In der That war es ein guter Glücksfall, daß seine Unschuld bald an den Tag kam. Dieser gute Herr Sichel hatte geglaubt, einen Theil seiner Schuld dadurch von sich abzuwälzen, daß er die Autorschaft der von ihm so unbehutsam verbreiteten Placate einem Manne zuschrieb, dem er ohnehin nicht zu schaden glaubte; er hatte für ganz gewiß gehört, Börne wäre nach Paris gereist, ohne wiederkommen zu wollen. Es ist wahr, Börne hatte sich dahin längst geäußert, er hatte eine Verbindung mit dem Buchhändler Cotta angeknüpft, die ihn dauernd an Paris würde gefesselt haben; und so kam er dazu, der Sündenbock Sichelscher Thorheiten zu werden. Und doch mußte er vierzehn Tage auf der Hauptwache ausdauern, bis seine Unschuld erwiesen war. Man hielt ihn sehr streng, nahm ihm, um etwaigen Selbstmord zu verhindern, jedes schneidende Instrument; man schmeichelte sich wirklich, von ihm den wahren Zusammenhang des ganzen Europäischen Carbonarismus zu erfahren. Die Tochter eines Hauses, wo er gern verweilte Röschen O. ging des Tages zehnmal an der seine Zeitschriften zu haben; nun sollte er sogar aufrührerische Flugblätter in den Wind streuen und, um eine Revolution zu stiften, mit Darmstadt angefangen haben? In der That war es ein guter Glücksfall, daß seine Unschuld bald an den Tag kam. Dieser gute Herr Sichel hatte geglaubt, einen Theil seiner Schuld dadurch von sich abzuwälzen, daß er die Autorschaft der von ihm so unbehutsam verbreiteten Placate einem Manne zuschrieb, dem er ohnehin nicht zu schaden glaubte; er hatte für ganz gewiß gehört, Börne wäre nach Paris gereist, ohne wiederkommen zu wollen. Es ist wahr, Börne hatte sich dahin längst geäußert, er hatte eine Verbindung mit dem Buchhändler Cotta angeknüpft, die ihn dauernd an Paris würde gefesselt haben; und so kam er dazu, der Sündenbock Sichelscher Thorheiten zu werden. Und doch mußte er vierzehn Tage auf der Hauptwache ausdauern, bis seine Unschuld erwiesen war. Man hielt ihn sehr streng, nahm ihm, um etwaigen Selbstmord zu verhindern, jedes schneidende Instrument; man schmeichelte sich wirklich, von ihm den wahren Zusammenhang des ganzen Europäischen Carbonarismus zu erfahren. Die Tochter eines Hauses, wo er gern verweilte Röschen O. ging des Tages zehnmal an der <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0191" n="149"/> seine Zeitschriften zu haben; nun sollte er sogar aufrührerische Flugblätter in den Wind streuen und, um eine Revolution zu stiften, mit Darmstadt angefangen haben? In der That war es ein guter Glücksfall, daß seine Unschuld bald an den Tag kam. Dieser gute Herr Sichel hatte geglaubt, einen Theil seiner Schuld dadurch von sich abzuwälzen, daß er die Autorschaft der von ihm so unbehutsam verbreiteten Placate einem Manne zuschrieb, dem er ohnehin nicht zu schaden glaubte; er hatte für ganz gewiß gehört, Börne wäre nach Paris gereist, ohne wiederkommen zu wollen. Es ist wahr, Börne hatte sich dahin längst geäußert, er hatte eine Verbindung mit dem Buchhändler Cotta angeknüpft, die ihn dauernd an Paris würde gefesselt haben; und so kam er dazu, der Sündenbock Sichelscher Thorheiten zu werden. Und doch mußte er vierzehn Tage auf der Hauptwache ausdauern, bis seine Unschuld erwiesen war. Man hielt ihn sehr streng, nahm ihm, um etwaigen Selbstmord zu verhindern, jedes schneidende Instrument; man schmeichelte sich wirklich, von ihm den wahren Zusammenhang des ganzen Europäischen Carbonarismus zu erfahren. Die Tochter eines Hauses, wo er gern verweilte Röschen O. ging des Tages zehnmal an der </p> </div> </body> </text> </TEI> [149/0191]
seine Zeitschriften zu haben; nun sollte er sogar aufrührerische Flugblätter in den Wind streuen und, um eine Revolution zu stiften, mit Darmstadt angefangen haben? In der That war es ein guter Glücksfall, daß seine Unschuld bald an den Tag kam. Dieser gute Herr Sichel hatte geglaubt, einen Theil seiner Schuld dadurch von sich abzuwälzen, daß er die Autorschaft der von ihm so unbehutsam verbreiteten Placate einem Manne zuschrieb, dem er ohnehin nicht zu schaden glaubte; er hatte für ganz gewiß gehört, Börne wäre nach Paris gereist, ohne wiederkommen zu wollen. Es ist wahr, Börne hatte sich dahin längst geäußert, er hatte eine Verbindung mit dem Buchhändler Cotta angeknüpft, die ihn dauernd an Paris würde gefesselt haben; und so kam er dazu, der Sündenbock Sichelscher Thorheiten zu werden. Und doch mußte er vierzehn Tage auf der Hauptwache ausdauern, bis seine Unschuld erwiesen war. Man hielt ihn sehr streng, nahm ihm, um etwaigen Selbstmord zu verhindern, jedes schneidende Instrument; man schmeichelte sich wirklich, von ihm den wahren Zusammenhang des ganzen Europäischen Carbonarismus zu erfahren. Die Tochter eines Hauses, wo er gern verweilte Röschen O. ging des Tages zehnmal an der
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_boerne_1840/191>, abgerufen am 23.07.2024. |