Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.von Politik hinarbeiteten, an der sich damals noch zweifeln ließ, da ihre Werke noch nicht für sie zeugten. Zuweilen gab Börne Uebersichten über die damalige politische Lage, aus denen das Zusammenwirken einer und derselben feudalistischen Parthei in Spanien, Italien, Frankreich und Deutschland hervorging; er theilte die Ansichten ausländischer Publizisten über Deutschland mit. Aphorismen griffen kleinere Ereignisse aus der Tagesgeschichte auf und brachten sie unter den allgemeinen Gesichtspunkt seiner leitenden politischen Gedanken. Als Börne das erste Heft seiner Wage dem ihm befreundeten Schauspieler Weidner, einem denkenden Künstler, übersandte, sagte er in dem Begleitungsschreiben: "Für Sie sind die Theaterkritiken meines Journals nicht; sie sind nur für solche Leser, die einer Lockspeise bedürfen, um auch das Uebrige zu lesen." Börne hat später oft die Strenge seiner dramaturgischen Urtheile bereut. Er sagt selbst, daß er die Anforderungen, die er als Herausgeber der Wage an die Leistungen des damaligen Personals der Frankfurter Bühne machte, niedriger gestellt haben würde, wenn er sich schon damals überzeugt hätte, daß auf von Politik hinarbeiteten, an der sich damals noch zweifeln ließ, da ihre Werke noch nicht für sie zeugten. Zuweilen gab Börne Uebersichten über die damalige politische Lage, aus denen das Zusammenwirken einer und derselben feudalistischen Parthei in Spanien, Italien, Frankreich und Deutschland hervorging; er theilte die Ansichten ausländischer Publizisten über Deutschland mit. Aphorismen griffen kleinere Ereignisse aus der Tagesgeschichte auf und brachten sie unter den allgemeinen Gesichtspunkt seiner leitenden politischen Gedanken. Als Börne das erste Heft seiner Wage dem ihm befreundeten Schauspieler Weidner, einem denkenden Künstler, übersandte, sagte er in dem Begleitungsschreiben: „Für Sie sind die Theaterkritiken meines Journals nicht; sie sind nur für solche Leser, die einer Lockspeise bedürfen, um auch das Uebrige zu lesen." Börne hat später oft die Strenge seiner dramaturgischen Urtheile bereut. Er sagt selbst, daß er die Anforderungen, die er als Herausgeber der Wage an die Leistungen des damaligen Personals der Frankfurter Bühne machte, niedriger gestellt haben würde, wenn er sich schon damals überzeugt hätte, daß auf <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0162" n="120"/> von Politik hinarbeiteten, an der sich damals noch zweifeln ließ, da ihre Werke noch nicht für sie zeugten. Zuweilen gab Börne Uebersichten über die damalige politische Lage, aus denen das Zusammenwirken einer und derselben feudalistischen Parthei in Spanien, Italien, Frankreich und Deutschland hervorging; er theilte die Ansichten ausländischer Publizisten über Deutschland mit. Aphorismen griffen kleinere Ereignisse aus der Tagesgeschichte auf und brachten sie unter den allgemeinen Gesichtspunkt seiner leitenden politischen Gedanken.</p> <p>Als Börne das erste Heft seiner Wage dem ihm befreundeten Schauspieler Weidner, einem denkenden Künstler, übersandte, sagte er in dem Begleitungsschreiben: „Für Sie sind die Theaterkritiken meines Journals nicht; sie sind nur für solche Leser, die einer Lockspeise bedürfen, um auch das Uebrige zu lesen."</p> <p>Börne hat später oft die Strenge seiner dramaturgischen Urtheile bereut. Er sagt selbst, daß er die Anforderungen, die er als Herausgeber der Wage an die Leistungen des damaligen Personals der Frankfurter Bühne machte, niedriger gestellt haben würde, wenn er sich schon damals überzeugt hätte, daß auf </p> </div> </body> </text> </TEI> [120/0162]
von Politik hinarbeiteten, an der sich damals noch zweifeln ließ, da ihre Werke noch nicht für sie zeugten. Zuweilen gab Börne Uebersichten über die damalige politische Lage, aus denen das Zusammenwirken einer und derselben feudalistischen Parthei in Spanien, Italien, Frankreich und Deutschland hervorging; er theilte die Ansichten ausländischer Publizisten über Deutschland mit. Aphorismen griffen kleinere Ereignisse aus der Tagesgeschichte auf und brachten sie unter den allgemeinen Gesichtspunkt seiner leitenden politischen Gedanken.
Als Börne das erste Heft seiner Wage dem ihm befreundeten Schauspieler Weidner, einem denkenden Künstler, übersandte, sagte er in dem Begleitungsschreiben: „Für Sie sind die Theaterkritiken meines Journals nicht; sie sind nur für solche Leser, die einer Lockspeise bedürfen, um auch das Uebrige zu lesen."
Börne hat später oft die Strenge seiner dramaturgischen Urtheile bereut. Er sagt selbst, daß er die Anforderungen, die er als Herausgeber der Wage an die Leistungen des damaligen Personals der Frankfurter Bühne machte, niedriger gestellt haben würde, wenn er sich schon damals überzeugt hätte, daß auf
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_boerne_1840/162>, abgerufen am 15.08.2024. |