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Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.

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litischen Meinungen, fand aber begreiflich, daß er sie hätte. *) "

Daraus, daß die Regierungen auf die Wage aufmerksam wurden, ersieht man wohl, wie sehr man den leitenden Gedanken Börne's, die Politik, verstand. So wie sich ihm die politischen Ideen als Rektificationsmittel der trüben Luft, die sich in unsern ästhetischen, moralischen, geselligen Beziehungen angehäuft hatte, erwiesen und er jene zu vertreiben suchte, daß er den Essig seiner Satyre auf den heißen Stein der mißlichen politischen Verhältnisse goß, eben so konnt' er auch äußerlich nicht unterlassen, seine Bilder aus politischen Regionen herzunehmen und in der ganzen Färbung seines Ausdruckes zu verrathen, daß ihm die

*) Später wurde Rahel sogar Mitarbeiterin der Wage. Das letzte Heft derselben bringt Briefe, die zum Theil durch mancherlei Persönlichkeiten unklar sind, zum Theil aber auch sehr feine Apercus und Apprehensionen (dies wird wohl der beste Ausdruck für ihre Art seyn) über damals gelesene und noch jetzt werthvolle Bücher bringen. Unter Anderm sagt sie: "Wenn Fichtens Werke Frau Fichte geschrieben hätte, wären sie schlechter? Oder ist es aus der Organisation bewiesen, daß eine Frau nicht denken und ihre Gedanken nicht ausdrücken kann?"

litischen Meinungen, fand aber begreiflich, daß er sie hätte. *)

Daraus, daß die Regierungen auf die Wage aufmerksam wurden, ersieht man wohl, wie sehr man den leitenden Gedanken Börne’s, die Politik, verstand. So wie sich ihm die politischen Ideen als Rektificationsmittel der trüben Luft, die sich in unsern ästhetischen, moralischen, geselligen Beziehungen angehäuft hatte, erwiesen und er jene zu vertreiben suchte, daß er den Essig seiner Satyre auf den heißen Stein der mißlichen politischen Verhältnisse goß, eben so konnt’ er auch äußerlich nicht unterlassen, seine Bilder aus politischen Regionen herzunehmen und in der ganzen Färbung seines Ausdruckes zu verrathen, daß ihm die

*) Später wurde Rahel sogar Mitarbeiterin der Wage. Das letzte Heft derselben bringt Briefe, die zum Theil durch mancherlei Persönlichkeiten unklar sind, zum Theil aber auch sehr feine Aperçus und Apprehensionen (dies wird wohl der beste Ausdruck für ihre Art seyn) über damals gelesene und noch jetzt werthvolle Bücher bringen. Unter Anderm sagt sie: „Wenn Fichtens Werke Frau Fichte geschrieben hätte, wären sie schlechter? Oder ist es aus der Organisation bewiesen, daß eine Frau nicht denken und ihre Gedanken nicht ausdrücken kann?"
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[104/0146] litischen Meinungen, fand aber begreiflich, daß er sie hätte. *) „ Daraus, daß die Regierungen auf die Wage aufmerksam wurden, ersieht man wohl, wie sehr man den leitenden Gedanken Börne’s, die Politik, verstand. So wie sich ihm die politischen Ideen als Rektificationsmittel der trüben Luft, die sich in unsern ästhetischen, moralischen, geselligen Beziehungen angehäuft hatte, erwiesen und er jene zu vertreiben suchte, daß er den Essig seiner Satyre auf den heißen Stein der mißlichen politischen Verhältnisse goß, eben so konnt’ er auch äußerlich nicht unterlassen, seine Bilder aus politischen Regionen herzunehmen und in der ganzen Färbung seines Ausdruckes zu verrathen, daß ihm die *) Später wurde Rahel sogar Mitarbeiterin der Wage. Das letzte Heft derselben bringt Briefe, die zum Theil durch mancherlei Persönlichkeiten unklar sind, zum Theil aber auch sehr feine Aperçus und Apprehensionen (dies wird wohl der beste Ausdruck für ihre Art seyn) über damals gelesene und noch jetzt werthvolle Bücher bringen. Unter Anderm sagt sie: „Wenn Fichtens Werke Frau Fichte geschrieben hätte, wären sie schlechter? Oder ist es aus der Organisation bewiesen, daß eine Frau nicht denken und ihre Gedanken nicht ausdrücken kann?"

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_boerne_1840/146>, abgerufen am 27.11.2024.