Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.konnte? Die Wage verbreitete sich zwar nicht in Massen, aber doch überall dorthin in Deutschland, wo Urtheil genug vorhanden war, den Geist derselben zu würdigen. Wie viel Aufsehen sie in Wien machte, beweist die sehr günstige Meinung, welche Gentz über den Herausgeber zu Rahel Varnhagen aussprach. Diese schrieb im Jahre 1819: "Dr. Börne schreibt ein Journal: Die Wage. Mir empfahl es Gentz als das Geistreichste, Witzigste, was jetzt geschrieben würde, er empfahl es mir mit enthusiastischem Lobe; seit Lessing, sagte er mir, - er meinte einen bestimmten Artikel darin - seyen solche Theaterkritiken nicht erschienen! Ich glaubte natürlich Gentz. Aber weit übertraf das Werk sein Lob an Witz, schöner Schreibart. Es ist scharf, tief, gründlich-wahr, muthvoll, nicht neumodisch, ganz neu, gelassen wie einer der guten Alten, empört, wie man soll, über Schlechtes in der Kunst. Und so gewiß ich lebe, ein sehr rechtschaffener Mensch! Wenn Sie seine Theaterkritiken lesen und nie die Stücke gesehen haben, so kennen Sie diese, als hätten Sie sie vor sich. Den Stücken zeigt er ihren Platz an. Machen Sie ja, daß Sie seine Kritiken lesen. Sie lachen sich gesund! Anderes von ihm kenn' ich nicht. Gentz tadelte stark seine po- konnte? Die Wage verbreitete sich zwar nicht in Massen, aber doch überall dorthin in Deutschland, wo Urtheil genug vorhanden war, den Geist derselben zu würdigen. Wie viel Aufsehen sie in Wien machte, beweist die sehr günstige Meinung, welche Gentz über den Herausgeber zu Rahel Varnhagen aussprach. Diese schrieb im Jahre 1819: „Dr. Börne schreibt ein Journal: Die Wage. Mir empfahl es Gentz als das Geistreichste, Witzigste, was jetzt geschrieben würde, er empfahl es mir mit enthusiastischem Lobe; seit Lessing, sagte er mir, – er meinte einen bestimmten Artikel darin – seyen solche Theaterkritiken nicht erschienen! Ich glaubte natürlich Gentz. Aber weit übertraf das Werk sein Lob an Witz, schöner Schreibart. Es ist scharf, tief, gründlich-wahr, muthvoll, nicht neumodisch, ganz neu, gelassen wie einer der guten Alten, empört, wie man soll, über Schlechtes in der Kunst. Und so gewiß ich lebe, ein sehr rechtschaffener Mensch! Wenn Sie seine Theaterkritiken lesen und nie die Stücke gesehen haben, so kennen Sie diese, als hätten Sie sie vor sich. Den Stücken zeigt er ihren Platz an. Machen Sie ja, daß Sie seine Kritiken lesen. Sie lachen sich gesund! Anderes von ihm kenn’ ich nicht. Gentz tadelte stark seine po- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0145" n="103"/> konnte? Die Wage verbreitete sich zwar nicht in Massen, aber doch überall dorthin in Deutschland, wo Urtheil genug vorhanden war, den Geist derselben zu würdigen. Wie viel Aufsehen sie in Wien machte, beweist die sehr günstige Meinung, welche Gentz über den Herausgeber zu Rahel Varnhagen aussprach. Diese schrieb im Jahre 1819: „<hi rendition="#aq">Dr.</hi> Börne schreibt ein Journal: Die Wage. Mir empfahl es Gentz als das Geistreichste, Witzigste, was jetzt geschrieben würde, er empfahl es mir mit enthusiastischem Lobe; seit Lessing, sagte er mir, – er meinte einen bestimmten Artikel darin – seyen solche Theaterkritiken nicht erschienen! Ich glaubte natürlich Gentz. Aber weit übertraf das Werk sein Lob an Witz, schöner Schreibart. Es ist scharf, tief, gründlich-wahr, muthvoll, nicht neumodisch, ganz neu, gelassen wie einer der guten Alten, empört, wie man soll, über Schlechtes in der Kunst. Und so gewiß ich lebe, <hi rendition="#g">ein sehr rechtschaffener Mensch</hi>! Wenn Sie seine Theaterkritiken lesen und nie die Stücke gesehen haben, so kennen Sie diese, als hätten Sie sie vor sich. Den Stücken zeigt er ihren Platz an. Machen Sie ja, daß Sie seine Kritiken lesen. Sie lachen sich gesund! Anderes von ihm kenn’ ich nicht. Gentz tadelte stark seine po- </p> </div> </body> </text> </TEI> [103/0145]
konnte? Die Wage verbreitete sich zwar nicht in Massen, aber doch überall dorthin in Deutschland, wo Urtheil genug vorhanden war, den Geist derselben zu würdigen. Wie viel Aufsehen sie in Wien machte, beweist die sehr günstige Meinung, welche Gentz über den Herausgeber zu Rahel Varnhagen aussprach. Diese schrieb im Jahre 1819: „Dr. Börne schreibt ein Journal: Die Wage. Mir empfahl es Gentz als das Geistreichste, Witzigste, was jetzt geschrieben würde, er empfahl es mir mit enthusiastischem Lobe; seit Lessing, sagte er mir, – er meinte einen bestimmten Artikel darin – seyen solche Theaterkritiken nicht erschienen! Ich glaubte natürlich Gentz. Aber weit übertraf das Werk sein Lob an Witz, schöner Schreibart. Es ist scharf, tief, gründlich-wahr, muthvoll, nicht neumodisch, ganz neu, gelassen wie einer der guten Alten, empört, wie man soll, über Schlechtes in der Kunst. Und so gewiß ich lebe, ein sehr rechtschaffener Mensch! Wenn Sie seine Theaterkritiken lesen und nie die Stücke gesehen haben, so kennen Sie diese, als hätten Sie sie vor sich. Den Stücken zeigt er ihren Platz an. Machen Sie ja, daß Sie seine Kritiken lesen. Sie lachen sich gesund! Anderes von ihm kenn’ ich nicht. Gentz tadelte stark seine po-
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