Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

glücklich war, eine so heitere Veränderung seines bisherigen Lebens zu erfahren. Auf dem Postwagen gestand eine junge Dame aus der Umgegend, daß sie zuweilen an einem Liebhabertheater mitspiele, was dem Knaben Veranlassung gab, über diesen Beruf mit ihr recht heiter zu scherzen. Börne besuchte im Hause seiner Eltern regelmäßig alle vier Wochen das Frankfurter Theater, dessen Mitgliedern er in spätern Jahren durch seine Kritiken so furchtbar werden sollte. In Gießen stiegen sie im Gasthof zum Einhorn ab.

Gleich beim ersten Besuche im Hause des Professors Hetzels wurde dem Erzieher klar, daß die Anstalt des Mannes bis jetzt noch eine Phantasie war. Sie existirte nur in seinem Prospektus. Durch die pomphafte Ankündigung hatte Prof. Hetzel bezweckt, erst zu schaffen, was er als schon vorhanden so gepriesen hatte. Das Ganze war ein Experiment, auf den Erfolg berechnet. Indessen wußte sich Prof. Hetzel zu helfen. Er wies nach, daß bis da und dorthin dieser Schüler, jener Lehrer eintreffen müsse, wenn auch vorläufig Börne erst der zweite Pensionair der Anstalt wäre. Namen geachteter Schulmänner wurden genannt, die den Unterricht leiten würden, ja es dauerte auch nicht lange, so war in der That die

glücklich war, eine so heitere Veränderung seines bisherigen Lebens zu erfahren. Auf dem Postwagen gestand eine junge Dame aus der Umgegend, daß sie zuweilen an einem Liebhabertheater mitspiele, was dem Knaben Veranlassung gab, über diesen Beruf mit ihr recht heiter zu scherzen. Börne besuchte im Hause seiner Eltern regelmäßig alle vier Wochen das Frankfurter Theater, dessen Mitgliedern er in spätern Jahren durch seine Kritiken so furchtbar werden sollte. In Gießen stiegen sie im Gasthof zum Einhorn ab.

Gleich beim ersten Besuche im Hause des Professors Hetzels wurde dem Erzieher klar, daß die Anstalt des Mannes bis jetzt noch eine Phantasie war. Sie existirte nur in seinem Prospektus. Durch die pomphafte Ankündigung hatte Prof. Hetzel bezweckt, erst zu schaffen, was er als schon vorhanden so gepriesen hatte. Das Ganze war ein Experiment, auf den Erfolg berechnet. Indessen wußte sich Prof. Hetzel zu helfen. Er wies nach, daß bis da und dorthin dieser Schüler, jener Lehrer eintreffen müsse, wenn auch vorläufig Börne erst der zweite Pensionair der Anstalt wäre. Namen geachteter Schulmänner wurden genannt, die den Unterricht leiten würden, ja es dauerte auch nicht lange, so war in der That die

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0102" n="60"/>
glücklich war, eine so heitere Veränderung seines bisherigen Lebens zu erfahren. Auf dem Postwagen gestand eine junge Dame aus der Umgegend, daß sie zuweilen an einem Liebhabertheater mitspiele, was dem Knaben Veranlassung gab, über diesen Beruf mit ihr recht heiter zu scherzen. Börne besuchte im Hause seiner Eltern regelmäßig alle vier Wochen das Frankfurter Theater, dessen Mitgliedern er in spätern Jahren durch seine Kritiken so furchtbar werden sollte. In Gießen stiegen sie im Gasthof zum Einhorn ab.</p>
        <p>Gleich beim ersten Besuche im Hause des Professors Hetzels wurde dem Erzieher klar, daß die Anstalt des Mannes bis jetzt noch eine Phantasie war. Sie existirte nur in seinem Prospektus. Durch die pomphafte Ankündigung hatte Prof. Hetzel bezweckt, erst zu schaffen, was er als schon vorhanden so gepriesen hatte. Das Ganze war ein Experiment, auf den Erfolg berechnet. Indessen wußte sich Prof. Hetzel zu helfen. Er wies nach, daß bis da und dorthin dieser Schüler, jener Lehrer eintreffen müsse, wenn auch vorläufig Börne erst der zweite Pensionair der Anstalt wäre. Namen geachteter Schulmänner wurden genannt, die den Unterricht leiten würden, ja es dauerte auch nicht lange, so war in der That die
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[60/0102] glücklich war, eine so heitere Veränderung seines bisherigen Lebens zu erfahren. Auf dem Postwagen gestand eine junge Dame aus der Umgegend, daß sie zuweilen an einem Liebhabertheater mitspiele, was dem Knaben Veranlassung gab, über diesen Beruf mit ihr recht heiter zu scherzen. Börne besuchte im Hause seiner Eltern regelmäßig alle vier Wochen das Frankfurter Theater, dessen Mitgliedern er in spätern Jahren durch seine Kritiken so furchtbar werden sollte. In Gießen stiegen sie im Gasthof zum Einhorn ab. Gleich beim ersten Besuche im Hause des Professors Hetzels wurde dem Erzieher klar, daß die Anstalt des Mannes bis jetzt noch eine Phantasie war. Sie existirte nur in seinem Prospektus. Durch die pomphafte Ankündigung hatte Prof. Hetzel bezweckt, erst zu schaffen, was er als schon vorhanden so gepriesen hatte. Das Ganze war ein Experiment, auf den Erfolg berechnet. Indessen wußte sich Prof. Hetzel zu helfen. Er wies nach, daß bis da und dorthin dieser Schüler, jener Lehrer eintreffen müsse, wenn auch vorläufig Börne erst der zweite Pensionair der Anstalt wäre. Namen geachteter Schulmänner wurden genannt, die den Unterricht leiten würden, ja es dauerte auch nicht lange, so war in der That die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-07-03T11:49:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Bayerische Staatsbibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-07-03T11:49:31Z)
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-07-03T11:49:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Gutzkow Editionsprojekt:Editionsprinzipien
  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_boerne_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_boerne_1840/102
Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_boerne_1840/102>, abgerufen am 19.05.2024.