ssen nun leider verschlossenen Ballhäusern der neuern Europäer gehört, und in Italien sieht man noch Leute vom Stande auf öffentlichen Plätzen Ballon schlagen. So ist das Ballspiel von jeher geschätzt, bis ihm die Kartenkönige den Krieg ankündigten. Die Alten schätzten es auch be- sonders in diätetischer Hinsicht. Die Sinnbilder an der Bildsäule des Arztes Herophilus bestanden in gymnastischen Instrumenten und darunter war auch der Ball; Galens Buch vom kleinen Balle enthält eine sehr warme Lobrede auf dieses Spiel, die auch noch auf unsere jugendlichen Ballspiele passt. Mercurialis zählt vier griechische und eben so viel römische Hauptarten des Ballspiels (mega- len, mikran, kenen sphairan und den etwas gewaltsam herbey gezogenen korukon) den grossen und kleinen mit mehrern Unterarten, den leeren mit Luft ge- füllten und den Korykus; ferner bey den Rö- mern war der follis unser Ballon, der trigonalis ein kleiner Ball zum Zuwerfen und Fangen, der pa- ganica von Leder mit Federn gestopft und der Harpastum. Anschauliche Begriffe von ihren Spielarten fehlen uns, aber ohne Zweifel ist in unsern jetzigen Ballspielen noch viel Klassisches, ohne dass wir es wissen, so wie der Korykus, ein Gefecht mit einem von der Decke herabhängen- den Sacke, der mit Feigenkernen, Mehl oder Sande gefüllt war, noch jetzt in China üblich ist.
D 2
ſsen nun leider verſchloſſenen Ballhäuſern der neuern Europäer gehört, und in Italien ſieht man noch Leute vom Stande auf öffentlichen Plätzen Ballon ſchlagen. So iſt das Ballſpiel von jeher geſchätzt, bis ihm die Kartenkönige den Krieg ankündigten. Die Alten ſchätzten es auch be- ſonders in diätetiſcher Hinſicht. Die Sinnbilder an der Bildſäule des Arztes Herophilus beſtanden in gymnaſtiſchen Inſtrumenten und darunter war auch der Ball; Galens Buch vom kleinen Balle enthält eine ſehr warme Lobrede auf dieſes Spiel, die auch noch auf unſere jugendlichen Ballſpiele paſst. Mercurialis zählt vier griechiſche und eben ſo viel römiſche Hauptarten des Ballſpiels (μεγα- λην, μικραν, κενην σϕαιραν und den etwas gewaltſam herbey gezogenen κωρυκον) den groſsen und kleinen mit mehrern Unterarten, den leeren mit Luft ge- füllten und den Korykus; ferner bey den Rö- mern war der follis unſer Ballon, der trigonalis ein kleiner Ball zum Zuwerfen und Fangen, der pa- ganica von Leder mit Federn geſtopft und der Harpaſtum. Anſchauliche Begriffe von ihren Spielarten fehlen uns, aber ohne Zweifel iſt in unſern jetzigen Ballſpielen noch viel Klaſſiſches, ohne daſs wir es wiſſen, ſo wie der Korykus, ein Gefecht mit einem von der Decke herabhängen- den Sacke, der mit Feigenkernen, Mehl oder Sande gefüllt war, noch jetzt in China üblich iſt.
D 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0083"n="51"/>ſsen nun leider verſchloſſenen Ballhäuſern der<lb/>
neuern Europäer gehört, und in Italien ſieht man<lb/>
noch Leute vom Stande auf öffentlichen Plätzen<lb/>
Ballon ſchlagen. So iſt das Ballſpiel von jeher<lb/>
geſchätzt, bis ihm die Kartenkönige den Krieg<lb/>
ankündigten. Die Alten ſchätzten es auch be-<lb/>ſonders in diätetiſcher Hinſicht. Die Sinnbilder<lb/>
an der Bildſäule des Arztes Herophilus beſtanden<lb/>
in gymnaſtiſchen Inſtrumenten und darunter war<lb/>
auch der Ball; Galens Buch vom kleinen Balle<lb/>
enthält eine ſehr warme Lobrede auf dieſes Spiel,<lb/>
die auch noch auf unſere jugendlichen Ballſpiele<lb/>
paſst. Mercurialis zählt vier griechiſche und eben<lb/>ſo viel römiſche Hauptarten des Ballſpiels (μεγα-<lb/>λην, μικραν, κενηνσϕαιραν und den etwas gewaltſam<lb/>
herbey gezogenen κωρυκον) den <hirendition="#i">groſsen</hi> und <hirendition="#i">kleinen</hi><lb/>
mit mehrern Unterarten, den <hirendition="#i">leeren</hi> mit Luft ge-<lb/>
füllten und den Korykus; ferner bey den Rö-<lb/>
mern war der follis unſer Ballon, der trigonalis ein<lb/>
kleiner Ball zum Zuwerfen und Fangen, der pa-<lb/>
ganica von Leder mit Federn geſtopft und der<lb/>
Harpaſtum. Anſchauliche Begriffe von ihren<lb/>
Spielarten fehlen uns, aber ohne Zweifel iſt in<lb/>
unſern jetzigen Ballſpielen noch viel Klaſſiſches,<lb/>
ohne daſs wir es wiſſen, ſo wie der Korykus, ein<lb/>
Gefecht mit einem von der Decke herabhängen-<lb/>
den Sacke, der mit Feigenkernen, Mehl oder<lb/>
Sande gefüllt war, noch jetzt in China üblich iſt.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">D 2</fw><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[51/0083]
ſsen nun leider verſchloſſenen Ballhäuſern der
neuern Europäer gehört, und in Italien ſieht man
noch Leute vom Stande auf öffentlichen Plätzen
Ballon ſchlagen. So iſt das Ballſpiel von jeher
geſchätzt, bis ihm die Kartenkönige den Krieg
ankündigten. Die Alten ſchätzten es auch be-
ſonders in diätetiſcher Hinſicht. Die Sinnbilder
an der Bildſäule des Arztes Herophilus beſtanden
in gymnaſtiſchen Inſtrumenten und darunter war
auch der Ball; Galens Buch vom kleinen Balle
enthält eine ſehr warme Lobrede auf dieſes Spiel,
die auch noch auf unſere jugendlichen Ballſpiele
paſst. Mercurialis zählt vier griechiſche und eben
ſo viel römiſche Hauptarten des Ballſpiels (μεγα-
λην, μικραν, κενην σϕαιραν und den etwas gewaltſam
herbey gezogenen κωρυκον) den groſsen und kleinen
mit mehrern Unterarten, den leeren mit Luft ge-
füllten und den Korykus; ferner bey den Rö-
mern war der follis unſer Ballon, der trigonalis ein
kleiner Ball zum Zuwerfen und Fangen, der pa-
ganica von Leder mit Federn geſtopft und der
Harpaſtum. Anſchauliche Begriffe von ihren
Spielarten fehlen uns, aber ohne Zweifel iſt in
unſern jetzigen Ballſpielen noch viel Klaſſiſches,
ohne daſs wir es wiſſen, ſo wie der Korykus, ein
Gefecht mit einem von der Decke herabhängen-
den Sacke, der mit Feigenkernen, Mehl oder
Sande gefüllt war, noch jetzt in China üblich iſt.
D 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/83>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.