Jetzt bleiben uns, in Rücksicht der obigen Fra- ge, noch eine ganze Menge verschiedenartiger Spiele übrig. Manche von ihnen sind vorzüglich auf Übung des Körpers, andere auf Übung des Geistes, entweder ganz allein bey völliger Ruhe des Körpers abgezweckt, oder sie lassen bald mehr bald weniger Bewegung des Körpers zu. Die Entscheidung jener Fragen wird sich am besten aus dem Zwecke des Spielens überhaupt erge- ben. Warum spielt man? Der Zweck ist immer
a) Unterhaltung gegen Langeweile oder
b) Gewinn oder
c) Erholung von Arbeit.
a) Wer Langeweile empfindet, sucht sich zu unterhalten. Hat er bloss diesen einzigen Zweck, so sind alle Arten der Spiele gleich gut, für die sein Geschmack, im Vertrage mit Zeit und Ort, entscheidet. Hier ist mithin gar kein Mass- stab zur allgemeinen Entscheidung. Uberdem aber gehöret Langeweile nicht in das Leben des thätigen Menschen und eben so wenig in die Er- ziehung.
b) Vom Gewinn ist hier eben so wenig die Rede als von Eroberung der Haselnüsse und Man- deln; aber der Gewinn an Geistesvervollkomm- nung an Bildung und Stärkung des Körpers kommt hier schon mehr in Betrachtung; denn das
C 3
„Initio furiis ego ſum tribus addita quarta.“
Jetzt bleiben uns, in Rückſicht der obigen Fra- ge, noch eine ganze Menge verſchiedenartiger Spiele übrig. Manche von ihnen ſind vorzüglich auf Übung des Körpers, andere auf Übung des Geiſtes, entweder ganz allein bey völliger Ruhe des Körpers abgezweckt, oder ſie laſſen bald mehr bald weniger Bewegung des Körpers zu. Die Entſcheidung jener Fragen wird ſich am beſten aus dem Zwecke des Spielens überhaupt erge- ben. Warum ſpielt man? Der Zweck iſt immer
a) Unterhaltung gegen Langeweile oder
b) Gewinn oder
c) Erholung von Arbeit.
a) Wer Langeweile empfindet, ſucht ſich zu unterhalten. Hat er bloſs dieſen einzigen Zweck, ſo ſind alle Arten der Spiele gleich gut, für die ſein Geſchmack, im Vertrage mit Zeit und Ort, entſcheidet. Hier iſt mithin gar kein Maſs- ſtab zur allgemeinen Entſcheidung. Uberdem aber gehöret Langeweile nicht in das Leben des thätigen Menſchen und eben ſo wenig in die Er- ziehung.
b) Vom Gewinn iſt hier eben ſo wenig die Rede als von Eroberung der Haſelnüſſe und Man- deln; aber der Gewinn an Geiſtesvervollkomm- nung an Bildung und Stärkung des Körpers kommt hier ſchon mehr in Betrachtung; denn das
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„Initio furiis ego ſum tribus addita quarta.“
Jetzt bleiben uns, in Rückſicht der obigen Fra-
ge, noch eine ganze Menge verſchiedenartiger
Spiele übrig. Manche von ihnen ſind vorzüglich
auf Übung des Körpers, andere auf Übung des
Geiſtes, entweder ganz allein bey völliger Ruhe
des Körpers abgezweckt, oder ſie laſſen bald
mehr bald weniger Bewegung des Körpers zu.
Die Entſcheidung jener Fragen wird ſich am beſten
aus dem Zwecke des Spielens überhaupt erge-
ben. Warum ſpielt man? Der Zweck iſt immer
a) Unterhaltung gegen Langeweile oder
b) Gewinn oder
c) Erholung von Arbeit.
a) Wer Langeweile empfindet, ſucht ſich
zu unterhalten. Hat er bloſs dieſen einzigen
Zweck, ſo ſind alle Arten der Spiele gleich gut,
für die ſein Geſchmack, im Vertrage mit Zeit und
Ort, entſcheidet. Hier iſt mithin gar kein Maſs-
ſtab zur allgemeinen Entſcheidung. Uberdem
aber gehöret Langeweile nicht in das Leben des
thätigen Menſchen und eben ſo wenig in die Er-
ziehung.
b) Vom Gewinn iſt hier eben ſo wenig die
Rede als von Eroberung der Haſelnüſſe und Man-
deln; aber der Gewinn an Geiſtesvervollkomm-
nung an Bildung und Stärkung des Körpers
kommt hier ſchon mehr in Betrachtung; denn das
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Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/69>, abgerufen am 02.05.2024.
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