Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite
Wilkommen Herr Midas,
o gehn Sie nicht fürbass!
es ist ja hier schön.
Man saget, Herr Midas,
Sie hätten so etwas
Apartes zu sehn;
wir bitten wir flehn,
o lassen Sie sehn!
o lassen Sie sehn!

Jetzt macht der Kreis halt; einer aus demsel-
ben zupft den Midas bescheiden am Ohrläppchen.
Erräth er, wer ihn gezupft hat, so ist er frey und
man geht zu seinen Plätzen, um fortzufahren;
erräth er aber die Person nicht, so fangen Gesang
und Tanz von vorn an u. s. w.

Wenn endlich alle niedersitzen und der Prä-
sident wieder das Zeichen zum Stillschweigen
gegeben hat: so gehts wieder ans Herauszie-
hen und Vorlegen der Fragen wie oben, bis der
Präsident glaubt die Sitzung aufheben zu müssen.
Dann nimmt zum Beschluss der Sekretär alle be-
antworteten Blätter in die Hand, begiebt sich
vor den Thron und stattet nach einer tiefen Ver-
beugung von den heutigen Geschäften der Aka-
demie Bericht ab, etwa nach folgendem Beyspiele:
Sire,

Eurer Majestät allerunterthänigste Akade-
miker haben mir den Auftrag gegeben, den Er-

Wilkommen Herr Midas,
o gehn Sie nicht fürbaſs!
es iſt ja hier ſchön.
Man ſaget, Herr Midas,
Sie hätten ſo etwas
Apartes zu ſehn;
wir bitten wir flehn,
o laſſen Sie ſehn!
o laſſen Sie ſehn!

Jetzt macht der Kreis halt; einer aus demſel-
ben zupft den Midas beſcheiden am Ohrläppchen.
Erräth er, wer ihn gezupft hat, ſo iſt er frey und
man geht zu ſeinen Plätzen, um fortzufahren;
erräth er aber die Perſon nicht, ſo fangen Geſang
und Tanz von vorn an u. ſ. w.

Wenn endlich alle niederſitzen und der Prä-
ſident wieder das Zeichen zum Stillſchweigen
gegeben hat: ſo gehts wieder ans Herauszie-
hen und Vorlegen der Fragen wie oben, bis der
Präſident glaubt die Sitzung aufheben zu müſſen.
Dann nimmt zum Beſchluſs der Sekretär alle be-
antworteten Blätter in die Hand, begiebt ſich
vor den Thron und ſtattet nach einer tiefen Ver-
beugung von den heutigen Geſchäften der Aka-
demie Bericht ab, etwa nach folgendem Beyſpiele:
Sire,

Eurer Majeſtät allerunterthänigſte Akade-
miker haben mir den Auftrag gegeben, den Er-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0431" n="399"/>
              <lg type="poem">
                <l>Wilkommen Herr Midas,</l><lb/>
                <l>o gehn Sie nicht fürba&#x017F;s!</l><lb/>
                <l>es i&#x017F;t ja hier &#x017F;chön.</l><lb/>
                <l>Man &#x017F;aget, Herr Midas,</l><lb/>
                <l>Sie hätten &#x017F;o etwas</l><lb/>
                <l>Apartes zu &#x017F;ehn;</l><lb/>
                <l>wir bitten wir flehn,</l><lb/>
                <l>o la&#x017F;&#x017F;en Sie &#x017F;ehn!</l><lb/>
                <l>o la&#x017F;&#x017F;en Sie &#x017F;ehn!</l>
              </lg><lb/>
              <p>Jetzt macht der Kreis halt; einer aus dem&#x017F;el-<lb/>
ben zupft den Midas be&#x017F;cheiden am Ohrläppchen.<lb/>
Erräth er, wer ihn gezupft hat, &#x017F;o i&#x017F;t er frey und<lb/>
man geht zu &#x017F;einen Plätzen, um fortzufahren;<lb/>
erräth er aber die Per&#x017F;on nicht, &#x017F;o fangen Ge&#x017F;ang<lb/>
und Tanz von vorn an u. &#x017F;. w.</p><lb/>
              <p>Wenn endlich alle nieder&#x017F;itzen und der Prä-<lb/>
&#x017F;ident wieder das Zeichen zum Still&#x017F;chweigen<lb/>
gegeben hat: &#x017F;o gehts wieder ans Herauszie-<lb/>
hen und Vorlegen der Fragen wie oben, bis der<lb/>
Prä&#x017F;ident glaubt die Sitzung aufheben zu mü&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Dann nimmt zum Be&#x017F;chlu&#x017F;s der Sekretär alle be-<lb/>
antworteten Blätter in die Hand, begiebt &#x017F;ich<lb/>
vor den Thron und &#x017F;tattet nach einer tiefen Ver-<lb/>
beugung von den heutigen Ge&#x017F;chäften der Aka-<lb/>
demie Bericht ab, etwa nach folgendem Bey&#x017F;piele:<lb/><hi rendition="#et">Sire,</hi></p><lb/>
              <p>Eurer Maje&#x017F;tät allerunterthänig&#x017F;te Akade-<lb/>
miker haben mir den Auftrag gegeben, den Er-<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[399/0431] Wilkommen Herr Midas, o gehn Sie nicht fürbaſs! es iſt ja hier ſchön. Man ſaget, Herr Midas, Sie hätten ſo etwas Apartes zu ſehn; wir bitten wir flehn, o laſſen Sie ſehn! o laſſen Sie ſehn! Jetzt macht der Kreis halt; einer aus demſel- ben zupft den Midas beſcheiden am Ohrläppchen. Erräth er, wer ihn gezupft hat, ſo iſt er frey und man geht zu ſeinen Plätzen, um fortzufahren; erräth er aber die Perſon nicht, ſo fangen Geſang und Tanz von vorn an u. ſ. w. Wenn endlich alle niederſitzen und der Prä- ſident wieder das Zeichen zum Stillſchweigen gegeben hat: ſo gehts wieder ans Herauszie- hen und Vorlegen der Fragen wie oben, bis der Präſident glaubt die Sitzung aufheben zu müſſen. Dann nimmt zum Beſchluſs der Sekretär alle be- antworteten Blätter in die Hand, begiebt ſich vor den Thron und ſtattet nach einer tiefen Ver- beugung von den heutigen Geſchäften der Aka- demie Bericht ab, etwa nach folgendem Beyſpiele: Sire, Eurer Majeſtät allerunterthänigſte Akade- miker haben mir den Auftrag gegeben, den Er-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/431
Zitationshilfe: Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/431>, abgerufen am 12.05.2024.