wendung der körperlichen Kräfte; denn es ver- langt Anstrengung, grosse Schneebälle zusam- men zu rollen, und einen auf den andern zu thürmen, um eine Säule daraus zu bilden.
Einst war es die Freude des französischen A- dels ein Fort von Schnee zu bauen und es mit Schneebällen zu beschiessen. So kommandirte 1546, wie uns de Thou erzählt, der damalige Dauphin die Belagerungsarmee eines solchen Forts, welches auf der andern Seite Franz von Bourbon Herzog von Enghien vertheidigte. Wa- rum könnte nicht eine zahlreiche Jugendgesell- schaft eine Festung von Schnee errichten, und sich in Vertheidiger und Belagerer theilen? Schneebälle verträten die Stelle der Kanonen- und Bombenkugeln, man liefe Sturm und ero- berte oder würde zurückgeschlagen etc. Ich ha- be nur eins dabey zu erinnern. Wenn sich der Schnee bey diesem Spiele nicht gut ballen lässt, so ist es unausführbar; hat er aber diese Ei- genschaft zu sehr: so ist ein kernhaft geworfener Schneeball für das Gesicht nicht ohne alle Gefahr, man muss also ausmachen, nicht scharf zu werfen, oder die Spieler müssen Helme von Karton haben.
Höchst angenehm ist für die Jugend das Schlit- tenfahren überhaupt, aber ganz besonders von ei- ner Anhöhe herab. Ueber diess letztere will ich hier einige Bemerkungen machen. Der Abhang
wendung der körperlichen Kräfte; denn es ver- langt Anſtrengung, groſse Schneebälle zuſam- men zu rollen, und einen auf den andern zu thürmen, um eine Säule daraus zu bilden.
Einſt war es die Freude des franzöſiſchen A- dels ein Fort von Schnee zu bauen und es mit Schneebällen zu beſchieſsen. So kommandirte 1546, wie uns de Thou erzählt, der damalige Dauphin die Belagerungsarmee eines ſolchen Forts, welches auf der andern Seite Franz von Bourbon Herzog von Enghien vertheidigte. Wa- rum könnte nicht eine zahlreiche Jugendgeſell- ſchaft eine Feſtung von Schnee errichten, und ſich in Vertheidiger und Belagerer theilen? Schneebälle verträten die Stelle der Kanonen- und Bombenkugeln, man liefe Sturm und ero- berte oder würde zurückgeſchlagen etc. Ich ha- be nur eins dabey zu erinnern. Wenn ſich der Schnee bey dieſem Spiele nicht gut ballen läſst, ſo iſt es unausführbar; hat er aber dieſe Ei- genſchaft zu ſehr: ſo iſt ein kernhaft geworfener Schneeball für das Geſicht nicht ohne alle Gefahr, man muſs alſo ausmachen, nicht ſcharf zu werfen, oder die Spieler müſſen Helme von Karton haben.
Höchſt angenehm iſt für die Jugend das Schlit- tenfahren überhaupt, aber ganz beſonders von ei- ner Anhöhe herab. Ueber dieſs letztere will ich hier einige Bemerkungen machen. Der Abhang
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0246"n="214"/>
wendung der körperlichen Kräfte; denn es ver-<lb/>
langt Anſtrengung, groſse Schneebälle zuſam-<lb/>
men zu rollen, und einen auf den andern zu<lb/>
thürmen, um eine Säule daraus zu bilden.</p><lb/><p>Einſt war es die Freude des franzöſiſchen A-<lb/>
dels ein Fort von Schnee zu bauen und es mit<lb/>
Schneebällen zu beſchieſsen. So kommandirte<lb/>
1546, wie uns de Thou erzählt, der damalige<lb/>
Dauphin die Belagerungsarmee eines ſolchen<lb/>
Forts, welches auf der andern Seite Franz von<lb/>
Bourbon Herzog von Enghien vertheidigte. Wa-<lb/>
rum könnte nicht eine zahlreiche Jugendgeſell-<lb/>ſchaft eine Feſtung von Schnee errichten, und<lb/>ſich in Vertheidiger und Belagerer theilen?<lb/>
Schneebälle verträten die Stelle der Kanonen-<lb/>
und Bombenkugeln, man liefe Sturm und ero-<lb/>
berte oder würde zurückgeſchlagen etc. Ich ha-<lb/>
be nur eins dabey zu erinnern. Wenn ſich der<lb/>
Schnee bey dieſem Spiele nicht gut ballen läſst,<lb/>ſo iſt es unausführbar; hat er aber dieſe Ei-<lb/>
genſchaft zu ſehr: ſo iſt ein kernhaft geworfener<lb/>
Schneeball für das Geſicht nicht ohne alle Gefahr,<lb/>
man muſs alſo ausmachen, nicht ſcharf zu werfen,<lb/>
oder die Spieler müſſen Helme von Karton haben.</p><lb/><p>Höchſt angenehm iſt für die Jugend das <hirendition="#i">Schlit-<lb/>
tenfahren</hi> überhaupt, aber ganz beſonders von ei-<lb/>
ner Anhöhe herab. Ueber dieſs letztere will ich<lb/>
hier einige Bemerkungen machen. Der Abhang<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[214/0246]
wendung der körperlichen Kräfte; denn es ver-
langt Anſtrengung, groſse Schneebälle zuſam-
men zu rollen, und einen auf den andern zu
thürmen, um eine Säule daraus zu bilden.
Einſt war es die Freude des franzöſiſchen A-
dels ein Fort von Schnee zu bauen und es mit
Schneebällen zu beſchieſsen. So kommandirte
1546, wie uns de Thou erzählt, der damalige
Dauphin die Belagerungsarmee eines ſolchen
Forts, welches auf der andern Seite Franz von
Bourbon Herzog von Enghien vertheidigte. Wa-
rum könnte nicht eine zahlreiche Jugendgeſell-
ſchaft eine Feſtung von Schnee errichten, und
ſich in Vertheidiger und Belagerer theilen?
Schneebälle verträten die Stelle der Kanonen-
und Bombenkugeln, man liefe Sturm und ero-
berte oder würde zurückgeſchlagen etc. Ich ha-
be nur eins dabey zu erinnern. Wenn ſich der
Schnee bey dieſem Spiele nicht gut ballen läſst,
ſo iſt es unausführbar; hat er aber dieſe Ei-
genſchaft zu ſehr: ſo iſt ein kernhaft geworfener
Schneeball für das Geſicht nicht ohne alle Gefahr,
man muſs alſo ausmachen, nicht ſcharf zu werfen,
oder die Spieler müſſen Helme von Karton haben.
Höchſt angenehm iſt für die Jugend das Schlit-
tenfahren überhaupt, aber ganz beſonders von ei-
ner Anhöhe herab. Ueber dieſs letztere will ich
hier einige Bemerkungen machen. Der Abhang
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/246>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.