nen Schlägen seines Stockes an der Erde weg zu rollen, um ihn in den Kreis zu bringen. Er ist behutsam, wählt diejenige Stelle, wo der Kreis mit weniger schnellen und geschickten Personen besetzt ist, dringt mit seinem Balle zu- gleich hindurch, um ihn in das Mittelloch zu rollen. Diess ist der Zweck seiner Arbeit, der aber schwer und selten erreicht wird. In diesem Augenblik- ke schreyet alles, der Geyer, der Geyer! Alle sind in tausend Stellungen und Wendungen beschäff- tigt, den Ball aus dem Kreise heraus zu bringen. Der Geyer hingegen thut alles mögliche, um ihn hinein zu bringen, oder irgend einem Andern, der sichs eben recht angelegen seyn lässt, da- durch ein Loch abzugewinnen, dass er seinen Stock in dessen verlassenes Loch steckt. Hier- durch wird der, welcher das Loch verliert so- gleich Geyer. Aber oft glückt dem Geyer bey- des nicht; ehe man sichs versiehet, bekömmt der Ball einen Schlag, dass er weit fortfliegt, und unter Gelächter zieht der Geyer ab, um bald vom neuen wieder zu kommen. Ist der Geyer ein recht flinker Bursche, so macht er allen andern oft genug zu schaffen und das Spiel wird unge- mein lebhaft und luftig; ist er aber zu schläfrig, so verliert es viel von seiner Annehmlichkeit. Die Gesellschaft thut daher besser, 2 ja 3 Perso- nen zu Geyern zu machen, und jedem einen
nen Schlägen ſeines Stockes an der Erde weg zu rollen, um ihn in den Kreis zu bringen. Er iſt behutſam, wählt diejenige Stelle, wo der Kreis mit weniger ſchnellen und geſchickten Perſonen beſetzt iſt, dringt mit ſeinem Balle zu- gleich hindurch, um ihn in das Mittelloch zu rollen. Dieſs iſt der Zweck ſeiner Arbeit, der aber ſchwer und ſelten erreicht wird. In dieſem Augenblik- ke ſchreyet alles, der Geyer, der Geyer! Alle ſind in tauſend Stellungen und Wendungen beſchäff- tigt, den Ball aus dem Kreiſe heraus zu bringen. Der Geyer hingegen thut alles mögliche, um ihn hinein zu bringen, oder irgend einem Andern, der ſichs eben recht angelegen ſeyn läſst, da- durch ein Loch abzugewinnen, daſs er ſeinen Stock in deſſen verlaſſenes Loch ſteckt. Hier- durch wird der, welcher das Loch verliert ſo- gleich Geyer. Aber oft glückt dem Geyer bey- des nicht; ehe man ſichs verſiehet, bekömmt der Ball einen Schlag, daſs er weit fortfliegt, und unter Gelächter zieht der Geyer ab, um bald vom neuen wieder zu kommen. Iſt der Geyer ein recht flinker Burſche, ſo macht er allen andern oft genug zu ſchaffen und das Spiel wird unge- mein lebhaft und luftig; iſt er aber zu ſchläfrig, ſo verliert es viel von ſeiner Annehmlichkeit. Die Geſellſchaft thut daher beſſer, 2 ja 3 Perſo- nen zu Geyern zu machen, und jedem einen
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nen Schlägen ſeines Stockes an der Erde weg
zu rollen, um ihn in den Kreis zu bringen. Er
iſt behutſam, wählt diejenige Stelle, wo der
Kreis mit weniger ſchnellen und geſchickten
Perſonen beſetzt iſt, dringt mit ſeinem Balle zu-
gleich hindurch, um ihn in das Mittelloch zu rollen.
Dieſs iſt der Zweck ſeiner Arbeit, der aber ſchwer
und ſelten erreicht wird. In dieſem Augenblik-
ke ſchreyet alles, der Geyer, der Geyer! Alle ſind
in tauſend Stellungen und Wendungen beſchäff-
tigt, den Ball aus dem Kreiſe heraus zu bringen.
Der Geyer hingegen thut alles mögliche, um ihn
hinein zu bringen, oder irgend einem Andern,
der ſichs eben recht angelegen ſeyn läſst, da-
durch ein Loch abzugewinnen, daſs er ſeinen
Stock in deſſen verlaſſenes Loch ſteckt. Hier-
durch wird der, welcher das Loch verliert ſo-
gleich Geyer. Aber oft glückt dem Geyer bey-
des nicht; ehe man ſichs verſiehet, bekömmt
der Ball einen Schlag, daſs er weit fortfliegt, und
unter Gelächter zieht der Geyer ab, um bald
vom neuen wieder zu kommen. Iſt der Geyer ein
recht flinker Burſche, ſo macht er allen andern
oft genug zu ſchaffen und das Spiel wird unge-
mein lebhaft und luftig; iſt er aber zu ſchläfrig,
ſo verliert es viel von ſeiner Annehmlichkeit.
Die Geſellſchaft thut daher beſſer, 2 ja 3 Perſo-
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Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/142>, abgerufen am 24.11.2024.
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