sicht geschrieben, um im gesellschaftli- chen Kreise danach zu spielen. Ich ken- ne davon eine ansehnliche Menge, aber kein einziges, das mit gehöriger Auswahl, nach einem bestimmten Zwecke, für be- stimmte Subjecte, mit geläutertem Ge- schmacke, und durchdachter Schätzung des Werths jedes einzelnen Spiels, nach ei- nem nur etwas gründlichen Systeme ab- gefasst wäre. Daher sind alle diese Bücher auf gut Glück gleichsam zusammen gewür- felt, theils entsetzlich schlecht, nicht nur geschmacklos, sondern oft pöbelhaft, un- sittlich, voll Zweydeutigkeiten und Zoten. Sollte mans wohl glauben, dass in einem kleinen, 1792 in Leipzig verlegten, sehr be- liebten Buche Sachen abgedruckt wurden, die aus einer der elendesten Schmierereyen, die 1757 in Frankfurt erschien, entlehnt sind? Spielformeln wie diese: "Mit Gunst ihr Meister und Gesellen, der Teufel ist in der Höllen, der Meister giebt wenig Lohn und viel Knochen, mit Gunst ihm sey" etc. oder wie in Dreissigs, des Zusammenschrei- bers, Machwerke, dem Angenehmen Ge-
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ſicht geſchrieben, um im geſellſchaftli- chen Kreiſe danach zu ſpielen. Ich ken- ne davon eine anſehnliche Menge, aber kein einziges, das mit gehöriger Auswahl, nach einem beſtimmten Zwecke, für be- ſtimmte Subjecte, mit geläutertem Ge- ſchmacke, und durchdachter Schätzung des Werths jedes einzelnen Spiels, nach ei- nem nur etwas gründlichen Syſteme ab- gefaſst wäre. Daher ſind alle dieſe Bücher auf gut Glück gleichſam zuſammen gewür- felt, theils entſetzlich ſchlecht, nicht nur geſchmacklos, ſondern oft pöbelhaft, un- ſittlich, voll Zweydeutigkeiten und Zoten. Sollte mans wohl glauben, daſs in einem kleinen, 1792 in Leipzig verlegten, ſehr be- liebten Buche Sachen abgedruckt wurden, die aus einer der elendeſten Schmierereyen, die 1757 in Frankfurt erſchien, entlehnt ſind? Spielformeln wie dieſe: „Mit Gunſt ihr Meiſter und Geſellen, der Teufel iſt in der Höllen, der Meiſter giebt wenig Lohn und viel Knochen, mit Gunſt ihm ſey“ etc. oder wie in Dreiſsigs, des Zuſammenſchrei- bers, Machwerke, dem Angenehmen Ge-
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[V/0013]
ſicht geſchrieben, um im geſellſchaftli-
chen Kreiſe danach zu ſpielen. Ich ken-
ne davon eine anſehnliche Menge, aber
kein einziges, das mit gehöriger Auswahl,
nach einem beſtimmten Zwecke, für be-
ſtimmte Subjecte, mit geläutertem Ge-
ſchmacke, und durchdachter Schätzung
des Werths jedes einzelnen Spiels, nach ei-
nem nur etwas gründlichen Syſteme ab-
gefaſst wäre. Daher ſind alle dieſe Bücher
auf gut Glück gleichſam zuſammen gewür-
felt, theils entſetzlich ſchlecht, nicht nur
geſchmacklos, ſondern oft pöbelhaft, un-
ſittlich, voll Zweydeutigkeiten und Zoten.
Sollte mans wohl glauben, daſs in einem
kleinen, 1792 in Leipzig verlegten, ſehr be-
liebten Buche Sachen abgedruckt wurden,
die aus einer der elendeſten Schmierereyen,
die 1757 in Frankfurt erſchien, entlehnt
ſind? Spielformeln wie dieſe: „Mit Gunſt
ihr Meiſter und Geſellen, der Teufel iſt in
der Höllen, der Meiſter giebt wenig Lohn
und viel Knochen, mit Gunſt ihm ſey“ etc.
oder wie in Dreiſsigs, des Zuſammenſchrei-
bers, Machwerke, dem Angenehmen Ge-
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Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796, S. V. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/13>, abgerufen am 21.11.2024.
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